Rheinische Post

Rockgeschi­chte in zehn Videos

Von Bob Dylan bis Rihanna: Die Entwicklun­g der Popmusik kann man sich sehr unterhalts­am mit YouTube-Videos von besonderen Auftritten erzählen lassen.

- VON PHILIPP HOLSTEIN QUELLE: YOUTUBE

DÜSSELDORF Das kann man mal versuchen: Die Geschichte der Popmusik an Schlaglich­tern entlangerz­ählen, die alle – zumindest in Ausschnitt­en – bei YouTube zu finden sind. Wir wollen das an dieser Stelle tun, und in den nächsten Wochen lassen wir andere Genres folgen: Literatur, Klassik, Kunst.

Bob Dylan live at Newport

Es war der 25. Juli 1965, Samstagabe­nd. Bob Dylan trat in Newport zum ersten Mal mit Rockband und elektrisch­er Gitarre auf, und statt Arbeiterhe­md trug er coole Sache aus der Carnaby Street. Die Folkgemein­de zürnte, und die Legende sagt, dass Pete Seeger das Kabel der Tonanlage mit einem Beil zerschlage­n wollte. Er ahnte, dass Dylan nun ein Popstar werde würde. Und er hatte recht. (bei YouTube „Dylan“, „Newport“und „Folk“eingeben)

Die Beatles im Circus Krone

Es war das erste Konzert der „Bravo-Blitztourn­ee“im Juli 1966: sechs Konzerte in drei Städten. Die Eintrittsp­reise lagen zwischen zehn und 25 Mark. Die Auftritte in München begannen um 17.15 und 21 Uhr, und diese Ereignisse gehörten zu den letzten Konzerten, die die Band gab. Im August 1966 kündigte sie an, nicht mehr live aufzutrete­n. Es war einfach zu anstrengen­d geworden: Die Fans belagerten sie, deren Geschrei übertönte die Musik. Sie arbeiteten künftig ausschließ­lich im

Studio, dort entstanden ihre wegweisend­en Platten. („Beatles“und „Krone“eingeben)

Kraftwerk live in Soest

In ihrem Gründungsj­ahr spielte die Gruppe Kraftwerk ein Konzert für die WDR-Reihe „Mixed Media aus Soest“. Sie traten im „Karussell der Jugend“auf, und obwohl sie damals noch nicht die Band waren, die man seit „Autobahn“(1974) kennt, hört man schon, was später der klassische Sound werden würde: Ralf Hütter, Florian Schneider und Klaus Dinger arrangiert­en kühle Klanggebil­de zu monotonen Beats. Das Publikum groovt zunächst, dann schaut es nur noch verstört. („Kraftwerk“und „Rockpalast“eingeben)

Elvis Presley in Hawaii

1,5 Milliarden Menschen sollen das Konzert 1973 gesehen haben. Es war die teuerste TV-Produktion zu jener Zeit, und die Show mit einem stimmlich enorm präsenten King dokumentie­rt die verbindend­e Wirkung von Popmusik. Presley zeigte sich als Crooner im Stile Sinatras, man muss sich nur sein„Suspicious Minds“anhören. Groß. („Elvis“,„Hawaii“und„1973“eingeben)

Patti Smith live at Rockpalast Eigentlich müsste hier das Konzert von Patti Smith im Londoner „Roundhouse“1976 genannt werden, aber davon findet man kein Filmmateri­al. Dieser Auftritt in Essen 1979 dokumentie­rt aber auch, um was es geht: Punk ist eine eigene Kunstform. Punk ist eine Befreiung. Und Patti Smith zeigt, dass er auch eine Befreiung der Frau von männlichen Zuschreibu­ngen ist. Sie schreit, schmeichel­t, schimpft und dichtet, und sie ist umwerfend. Viele derjenigen, die sie in London sahen, gründeten eigene Bands, etwa Viv Albertine die Slits. („Patti Smith“und „Rockpalast“eingeben)

Run-DMC bei Live Aid

Das JFK Stadium in Philadelph­ia am 13. Juli 1985. Gerade war Sade beim Live-Aid-Festival aufgetrete­n, da betraten drei Jungs vor 1,6 Milliarden TV-Zuschauern die Bühne: Run, Jam Master Jay und DMC. Zusammen waren sie Run-DMC. „We got a whole lot of rock groups backstage tonight, but D wantsY'all to know one thing“, sagt Run. Und dann rappt er los: „I'm the king of rock, there is none higher.“So begann die Welterober­ung des HipHop. („Run“und „Live Aid“eingeben)

Madonna: Blond Ambition Tour Die Tour von 1990, die Madonna zur Nummer zwei in der Liste der erfolgreic­hsten Solokünstl­er aller Zeiten machte (nach Michael Jackson). Es war too much, es war perfekt inszeniert, es war die völlige Überwältig­ung: Die Show begann als Hommage an Fritz Langs „Metropolis“. DerVatikan war nicht einverstan­den mit dem Teil der Show, der sich um das Thema Religion drehte. Madonna trug den berühmten Gaultier-BH, und sie zeigte, dass sie eine Schwester im Geiste Patti Smiths ist. Glamouröse Selbstermä­chtigung. Ab Minute 30 gibt sie „Like A Prayer“: großes Tennis. („Madonna“und „Yokohama“eingeben)

Guns `n Roses bei Rock in Rio

Axl Roses, Slash und ihre Kollegen traten 1991 vor 140.000 Menschen in Rio de Janeiro auf. Das Konzert, das Axl Rose in USA-Radlerhose­n bestritt, zeigt, wie sehr Rockmusik vom Publikum lebt. Die Stimmung bei „Sweet Child O' Mine“spürt man sogar am Bildschirm. („Roses“, „Rio“und „1991“eingeben)

Nirvana: Last Time On TV

Am 23. Februar traten Nirvana im italienisc­hen Fernsehen auf. Kurz danach brachen sie wegen einer Kehlkopfen­tzündung Kurt Cobains die Tournee zum neuen Album „In Utero“ab. Wenige Wochen später, am 5. April, wurde Kurt Cobain in Seattle tot aufgefunde­n. Damit war auch der Rock tot. Es begann die Ära des HipHop als populärste Stilrichtu­ng im Pop. („Nirvana“, „last“und „TV“eingeben)

Rihanna bei den Brit Awards

Der Status Quo. Die tonangeben­den Persönlich­keiten des Pop sind heute weiblich, Rihanna steht stellvertr­etend für Beyoncé oder Taylor Swift. Sie singt bei den Brit Awards 2016 erst „Considerat­ion“mit SZA, sie wird als Lichtgesta­lt inszeniert, und dann kommt Drake und singt mit Rihanna„Work“.Was macht sie? Sie tanzt ihn einfach an die Wand. („Rihanna“und „Brit“eingeben)

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Screenshot aus dem legendären Konzert von Elvis Presley in Honolulu 1973.

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