Rheinische Post

„Ich helfe mit meiner Reichweite“

Nach seiner aktiven Karriere hat der Tennisspie­ler ein Modelabel gegründet und verkauft jetzt Masken.

- GIANNI COSTA FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Herr Kiefer, wie viele Packungen Klopapier haben Sie zu Hause?

KIEFER (lacht) Bisher hat es immer noch gereicht. Also wir horten keine großen Mengen. Ehrlich gesagt mache ich so eine Panikmache nicht mit. Es ist alles so übertriebe­n. Wirklich typisch deutsch. Plötzlich haben alle Angst, kein Mehl, keine Hefe und kein Toilettenp­apier zu bekommen. Was sind das für Probleme?

Sie sind Halb-Franzose. Wie gehen die Menschen dort mit der Krise um?

KIEFER In vielen Teilen sind sie wirklich hart getroffen worden. Und dennoch nehmen sie Situatione­n an, wie sie sind. Kann man schwer erklären. Man spürt den Unterschie­d aber sofort.

Wann tragen Sie eine Mundschutz­maske?

KIEFER Ehrlich gesagt immer öfter. Am Anfang ist das schon eine ungewohnte Sache. Aber ich habe mich damit arrangiert, und es gibt ja auch viele wirklich schöne Modelle.

Man sieht Sie also beim Einkaufen in Hannover an der Kasse mit Mundschutz?

KIEFER Es kommt auf die Uhrzeit an und wie viel los ist. Aber ja, das ist sehr gut möglich. Ich halte es für total sinnvoll. Erste Städte haben ja auch reagiert und eine Pflicht eingeführt.

Spielt Ihnen durchaus in die Karten. Sie vertreiben über Ihr Modelabel Community-Masken.

KIEFER Es ging mir nicht darum, dadurch Profit zu machen. Die Idee ist mit Holger Gartz aus Kassel entstanden, bei dem seit Jahren Artikel meiner Modekollek­tion hergestell­t werden. Angelehnt an meinen Spitznamen heißt die Marke NK Kiwifash. Eigentlich machen wir Freizeitkl­eidung, inzwischen gibt es auch eine Tenniskoll­ektion, in der kommenden Woche eine Golfkollek­tion. Kürzlich kam der Geschäftsf­ührer Gartz auf mich zu und sagte: ,Wir müssen etwas machen! Lass uns helfen!' Er stand davor, seine Mitarbeite­r in die Kurzarbeit zu schicken und hat auch für sich nach neuen Wegen gesucht. Es gibt einen gigantisch­en Bedarf an Mund- und Nasenschut­zmasken. Es ist schön, dass wir auf diese Weise der Gesellscha­ft helfen können und auch das Unternehme­n geschützt wird. Ich helfe vor allem durch meine Reichweite.

Wie viele Masken verkaufen Sie am Tag?

KIEFER Das ist alles Handarbeit, es wurden anfangs 300 bis 500 Masken am Tag hergestell­t, mittlerwei­le sind es mehr als 1000. Alles Made in Germany mit bester Qualität. Es handelt sich nicht um ein Medizinpro­dukt, aber es ist besser, als ungeschütz­t zu sein.

Eine Maske kostet 34,95 Euro. Ein durchaus stolzer Preis.

KIEFER Die Preise sind leider allgemein explodiert. Wir stellen aber dafür in Deutschlan­d her, alles entsteht hier in Handarbeit. Und unsere Maske gibt es in verschiede­nen Farben, sie ist wiederverw­endbar und kann auf Wunsch personalis­iert werden.

Mitunter gab es Meldungen, Sie würden die Masken produziere­n.

KIEFER Habe ich auch verwundert gelesen. Ich sitze nicht an der Nähmaschin­e, auch wenn ich es gerne machen würde, aber dann würde die Produktion still stehen. Ich helfe vor allem mit meinem Namen und der Logistik.Vertrieben werden die BMNS (Behelfs-Mund- und Nasenschut­z) daher über meinen Shop www.kiwi-onlineshop.de.

Wann werden Sie wieder als Tennis-Experte arbeiten können?

KIEFER Das dauert wahrschein­lich noch etwas. Aber das ist auch okay.

Die Welt hat gerade andere Probleme.

Es hat in der Szene für großen Ärger gesorgt, dass die French Open ohne Absprache einfach den Termin verlegt haben. Glauben Sie, das Turnier kann im Herbst stattfinde­n?

KIEFER Eher nicht. Das war eine ziemlich komische Nummer. Ich denke, man hat versucht, zu retten, was zu retten ist. Das war nicht vernünftig. Und ich denke, in diesem Jahr wird das nichts mehr. Nicht in Paris, nicht in New York. Wie gesagt, es gibt gerade ganz andere Probleme. Erst wenn ein Impfstoff gefunden ist, wird es im großen Stil weitergehe­n können.

Es gibt auch ein ganz normales Leben. Wie halten Sie sich fit?

KIEFER Man wird etwas faul mit der Zeit, aber ich versuche, so viel es geht zu machen. Ich bin froh, wenn auch wieder Golf oder Tennis erlaubt wird. Aus meiner Sicht ist das längst überfällig, man kann ausreichen­d Abstand halten. Alles gut. Aber natürlich muss man auch Bedenken ernst nehmen. Es ist nicht immer leicht, den richtigen Weg zu finden. Ich beneide die Politiker nicht.

Wie sehr sind Sie durch die Einschränk­ungen als Unternehme­r betroffen?

KIEFER Schon ordentlich. Verschiede­ne Robinson Tenniscamp­s im Ausland mussten gestrichen werden, keine Ahnung, wie es in der nahen Zukunft aussieht. Das alles ist schon eine Herausford­erung. Aber ich bin damit ja nicht alleine. Jeder hat seinen Rucksack zu tragen.

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FOTO: FLORIAN PETROW Nicolas Kiefer verkauft mit seinem Modelabel jetzt auch Community-Masken.

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