Rheinische Post

Ein Notenpult für die Chinesen

Isolde Ruck ist nicht nur Pianistin und Kulturmana­gerin, sondern hat auch kreative Ideen, die das Musizieren vereinfach­en.

- VON LARS WALLERANG

Mit 17 hatte sie ihr Abi in der Tasche, mit 23 ihre eigene Klavierkla­sse an der Bergischen Universitä­tWuppertal: Isolde Ruck. Die in Düsseldorf lebende Musikerin kennt die Klassik-Branche von allen Seiten. Sie studierte Klavier bei Pianisten-Größen wie Homero Francesch in Zürich und Sontraud Speidel in Karlsruhe. Die allein erziehende Mutter eines mittlerwei­le erwachsene­n Sohnes bastelte aber nicht stur an

„Piano-Fit“heißt die Erfindung, die das Leben eines Musikers erleichter­t

ihrer Pianisten-Karriere, sondern stieg schon früh ins Musikmanag­ement ein.

Zur reinen Pianisten-Karriere kam es trotz Konzerttät­igkeit nicht. Der Wunsch, sich selbst um das eigene Kind zu kümmern und ihm Aufmerksam­keit zu schenken, sei mit dem Beruf der Konzertpia­nistin mit der unvermeidl­ichen Tournee-Tätigkeit nicht vereinbar gewesen, sagt die vielseitig­e Künstlerin.

Selbst der durchaus zeitrauben­de Managerber­uf sei besser mit dem Familienle­ben kompatibel gewesen. In Niedersach­sen wurde Ruck im Jahr 2004 Geschäftsf­ührerin und künstleris­che Leiterin der Großbühne für den Landkreis Gifhorn. „Ich konnte das Kind fast überall hin mitnehmen.“Und weil der kleine Sohn so oft mit in der Veranstalt­ungshalle war, habe man ihn schon das „Hallen-Kind“genannt.

Doch dann ging die Reise zurück ins Rheinland – mit neuen Musikproje­kten. Beispielsw­eise organisier­te Ruck in der damaligen Königsburg Krefeld die große Klavier-Nacht und auch mit dem Düsseldorf­er Konzert-Agenten René Heinersdor­ff arbeitete sie eng zusammen.

„Eigentlich wollte ich Architekti­n werden“, sagt Isolde Ruck. Architektu­r sei für sie ohnehin ganz eng mit der Musik verbunden.„Musik ist die Architektu­r der Zeit.“Als Kinde habe sie die Freizeit mit zwei Dingen ausgefüllt: Häuser zeichnen und Klavier spielen. „Bevor ich einen Grundriss skizzierte, habe ich immer einen Flügel eingezeich­net“, sagt die aus Österreich stammende Musikerin. „Ein Haus ohne Flügel war für mich einfach unvorstell­bar.“

Technik und Lösungen technische­r Probleme hätten schon immer ihre Fantasie angeregt, sagt Ruck. „Schon während des Klavierstu­diums habe ich immer irgendwelc­he Ideen entwickelt.“Beim Klavierübe­n sei ihr das Notenpult eines Flügels immer zu weit weg von den Tasten gewesen. „Da muss man doch was machen können“, habe sie sich gesagt. Und so ging die Musikerin unter die Erfinder und konstruier­te ein Notenpult, dass man auf den geschlosse­nen Flügel stellen kann.

„Piano-Fit“nannte sie das Teil aus Acryl und Metall, das sie ausschließ­lich von rheinische­n Handwerksb­etrieben fertigen lässt.

Doch dann kam erst die ganz große Hürde: die Anmeldung des Patents. Jahre habe es gedauert, bis das deutsche Patent erteilt wurde. Geld und Nerven habe das gekostet. Jetzt folgte gar das China-Patent für

den Markt im Reich der Mitte. „So eine Patent-Anmeldung ist nichts für Ungeduldig­e oder Leute mit schwachen Nerven“, sagt die Erfinderin, die das für Profi-Pianisten konzipiert­e Pult nun vor allem für den chinesisch­en Markt produziere­n lässt, allerdings nicht vor Ort in China. Ruck:„Die Produktion bleibt im Rheinland.“

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FOTO: FALK RUCK Isolde Ruck mit ihrem Flügel und dem neu konstruier­ten Notenpult.

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