Rheinische Post

Erfolgreic­her Start der Drive-in-Comedy

Kabarett live aus dem Autoradio – in Kaarst gab es am Freitag eine Weltpremie­re. Die Zuschauer waren begeistert.

- VON RUDOLF BARNHOLT

KAARST Der städtische Kulturmana­ger Dieter Güsgen sprach am Freitagabe­nd auf dem Gelände des ehemaligen Ikea-Parkplatze­s von nicht weniger als einer Weltpremie­re: Während die Autokinos in den umliegende­n Städten in Zeiten der Corona-Krise wie Pilze aus dem Boden schießen, gibt es in Kaarst die erste Drive-in-Comedy. Zur Premiere fuhren etwas über 200 Autos vor. Die Insassen wollten Lisa Feller sehen und ein ganz besonderes Kleinkunst­ereignis genießen. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass Drive-in-Comedy ein voller Erfolg werden wird.

Für jedes Auto wurden 59,40 Euro fällig. Güsgen rechtferti­gte die Eintrittsp­reise: „Wir haben über 30.000 Euro in die Ertüchtigu­ng des Platzes gesteckt und es wird deutlich mehr Personal benötigt als bei einer Vorstellun­g in der Aula.“Allein die Firma Contour Veranstalt­ungsservic­e aus Bergisch Gladbach, die sich um die Technik kümmert, war im Vorfeld mit bis zu zwei Dutzend Kräften vertreten.

Weniger ist mehr, das gilt auch in Zeiten von Corona: Alles war darauf ausgericht­et, dass sich die Menschen nicht zu nahe kamen: Der soziale Aspekt, das Gespräch in der Pause bei Bier und Erdnüssen, das alles gab es nicht. Die Eintrittsk­arte wurde hinter der geschlosse­nen Seitensche­ibe vorgezeigt, es gab nichts zu Knabbern und keine Getränke zu kaufen. Cabrio-Fahrer wurden freundlich darauf aufmerksam gemacht, dass „oben ohne“nicht erlaubt ist. Die Autos sollten nur für einen Toilettenb­esuch verlassen werden und auf dem „stillen Örtchen“galt es, Abstand zu wahren. Dass die Autos viel Staub aufwirbelt­en, störte niemanden. Überhaupt ging es sehr entspannt zu. Was in einem herkömmlic­hen Veranstal

tungsraum ein vor einem sitzender Hüne in aufrechter Körperhalt­ung ist, war jetzt ein bulliger SUV vor einem Kleinwagen. Trotzdem brauchte niemand zu befürchten, Lisa Feller (am Samstag folgte dann Torsten

Sträter) nur zu hören, aber nicht zu sehen: Dafür sorgten zwei riesige Leinwände an beiden Seiten der Bühne. Dort waren zunächst Dieter Güsgen und der Vorsitzend­e des Kulturauss­chusses, Wolfgang Reuter, zu sehen.

Reuter war voll des Lobes: „Ich war von der Idee der Drive-in-Comedy begeistert und davon, wie schnell diese Idee umgesetzt wurde.“Diese neue Art, Kleinkunst zu genießen, war nicht nur mit den erwähnten Einschränk­ungen verbunden, sie bot auch Chancen: Der Ton wurde auf der UKW-Frequenz 105,7 im Autoradio empfangen und jeder stellte die Lautstärke so ein, wie es ihm passte. Außerdem durfte im Auto geraucht werden. Mit einer Zigarette wollte sich Ute Dohmen aus Mönchengla­dbach in ihrem weißen Käfer-Cabrio nicht begnügen: Sie gönnte sich zu Beginn gleich ein GlasWeißwe­in und hatte ein Tablett voller kulinarisc­her Köstlichke­iten vorbereite­t.

Lisa Feller in ihrem Schmetterl­ings-T-Shirt schien sich wohl zu fühlen auf dem neuartigen Event. „Ich komme jetzt öfter“heißt ihr Programm. Sie hatte das Gefühl, dass die Autos sie anschauen würden und zum ersten Mal machte die Redewendun­g „Du guckst wie ein Auto“Sinn. Die 43-Jährige verriet Lebensweis­heiten wie diese: „Auf meinem Libido-Highway ist das eine oder andere Schlagloch.“Und: „Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht.“Und während sie sich über die Differenze­n zwischen Männern und Frauen ausließ, rückte so manches Paar ganz eng zusammen.

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FOTOS: LESLIE BARABASCH(1)/KI- Zur Premiere am Freitag fuhren etwas über 200 Autos vor. Die Insassen wollten Lisa Feller sehen, die im Schmetterl­ings-T-Shirt erschien. „Ich komme jetzt öfter“heißt ihr Programm.
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Torsten Sträter trat am Samstag in Kaarst auf.

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