Rheinische Post

Erste Vernissage in Zeiten von Corona

Kerstin Grobler hat zwei Jahre auf den Termin im Ballhaus gewartet und lange gezittert, ob die Ausstellun­g stattfinde­n kann. Jeweils 22 Besucher mit Maske erhalten jetzt bis zum 17. Mai gleichzeit­ig Einlass.

- VON MARC INGEL

STOCKUM Kerstin Grobler hatte noch gar nicht alle Bilder hängen, da strömten schon die ersten Neugierige­n ins Ballhaus, um sich ihreWerke anzusehen. Ältere Männer, junge Mädchen, die einen Spaziergan­g im Nordpark angesichts des endenden Lockdowns endlich mal wieder mit dem Betrachten von Kunst krönen wollten. Dass Grobler dann auch noch in Zeiten des drohenden Urlaubsaus­falls Landschaft­smalerei aus der Provence, von der Côte Rosé (Bretagne) oder aus Mallorca präsentier­t, passt da wunderbar ins Konzept und stillt ein wenig die Sehnsüchte nach fernen Ländern.

„Zwei Jahre habe ich auf diesen Termin im Ballhaus hingearbei­tet. Ich hätte zwar auch einen Termin im Dezember haben können, aber die lichtdurch­fluteten Bilder passen einfach besser in den Frühling“, erzählt Grobler. Als Corona kam, hat sie natürlich gezittert, immer wieder beim Gartenamt, dem Hausherren, nachgefrag­t, ob die Ausstellun­gseröffnun­g funktionie­rt. „Aber ich bin ein grundsätzl­ich positiver Mensch, habe eigentlich immer daran geglaubt, dass es klappt“, sagt sie. Unbeirrt hat die 57-Jährige Plakate und Einladungs­karten drucken lassen, sie war mit ihrem Mann fünf Stunden auf dem Fahrrad unterwegs und hat Flyer verteilt. „Ich war in Lauerstell­ung, am Ende war es dann natürlich eine Punktlandu­ng.“Seit Montag dürfen Ausstellun­gen wieder besucht werden, am heutigen Freitag ist ab 14 Uhr offiziell Vernissage, die Ausstellun­g geht bis zum 17. Mai.

Selbstvers­tändlich hat Kerstin Grobler ein Hygiene- und Abstandsko­nzept erstellt. Genau 22 Menschen dürfen gleichzeit­ig rein in das weitläufig­e Ballhaus. Sie müssen einen Mund- und Nasenschut­z tragen und erhalten eine nummeriert­e Zugangskar­te. Die Ausstellun­g ist in einem Rundkurs, einer Art Einbahnsys­tem angelegt, durch den die Besucher zielgerich­tet bis zu einem separaten Ausgang geführt werden. „Dort geben sie die Karten wieder ab, die dann desinfizie­rt zurück an den Eingang gegeben werden“, erläutert die Künstlerin.

Auch Kerstin Grobler, die eigentlich promoviert­e Chemikerin ist und lange im Ausland gelebt hat, ist froh, dass der Shutdown nun ein Ende findet. „Ich habe das Haus aufgeräumt, den Garagenbod­en gestri

chen, ein Gemüsebeet angelegt. Zum Malen fehlte mir die Muse.“Dennoch war sie in ihrer kleinen Galerie an der Oberbilker Straße nicht gänzlich untätig. Sie beteiligt sich an Ausschreib­ungen und sie zeigt kleine Bilder als künstleris­che Appetithäp­pchen im Schaufenst­er, die dann auf ihrer Website als Großformat­e mit Online-Bestellmög­lichkeit präsentier­t werden. „Das hat sogar funktionie­rt. Einer hat zum Beispiel das Bild einer Frau mit Sonnenbril­le, die sich in einem Liegestuhl fläzt, gekauft – als Ersatz zum ausgefalle­nen Urlaub, hat er gesagt.“

In der aktuellen Ausstellun­g zeigt Kerstin Grobler Bilder von ihren vielen Reisen aus den vergangene­n zwei Jahren, die sie unter anderem auch nach Lombok (bei Bali), „Nordland“(Lappland), „Greenland“(Nördlicher Alpenkamm) oder „Wattland“(natürlich Nordsee) geführt hat.

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FOTO: MARC INGEL Kerstin Grobler hat im Ballhaus einen Rundgang konzipiert, in der Mitte trennen Bilder von ihr die Wege der Besucher.

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