Rheinische Post

Gastronome­n kritisiere­n unklare Regeln

Viele Restaurant­s und Cafés in Meerbusch werden nächste Woche aufmachen. Für die Wirte sind noch etliche Fragen ungeklärt.

- VON VERENA BRETZ UND VIKTOR MARINOV

MEERBUSCH Alex Georgiadis hat eine Wette verloren – und freut sich. „Ich war mir sicher, dass wir Gastronome­n erst nach Pfingsten wieder öffnen dürfen“, sagt der Inhaber des Brauereiau­sschank Gulasch in Büderich. Als dann am Mittwoch verkündet wurde, dass es schon am Montag so weit ist, war die Freude groß. „Das ist ein weiterer Schritt in Richtung Normalität.“Obwohl der Wirt deutlich sagt: „Die Politik hat mit dem Datum 11. Mai einfach den Ball ins Feld geworfen, und wir müssen den Rest selbst schaffen. Es ist noch sehr viel ungeklärt.“Er wünsche sich konkrete Informatio­nen, am besten bereits morgen. „Sonst fühlen wir Gastronome­n uns allein gelassen. Und das kann und darf nicht sein.“

Sein vorläufige­r Plan: Am Dienstag oder Mittwoch soll das Gulasch wieder öffnen, und zwar drinnen und draußen. „Unser Team mit 21 Leuten steht schon parat, und die haben alle Bock.“Einige Mitarbeite­r waren in Kurzarbeit, entlassen musste der Chef niemanden. „Wir wollen direkt volles Programm fahren, und uns dann der jeweiligen Situation anpassen.“Konkret soll die Wiedereröf­fnung so laufen: Die

Plätze werden wegen des nötigen Abstands um die Hälfte reduziert, an der Theke sitzen ist nicht möglich, Besuche sind nur nach Reservieru­ng möglich.„Eventuell machen wir Termine in zwei Etappen“, sagt Georgiadis. „Aber das müssen wir noch überlegen.“Den Liefer- und Abholdiens­t will er vorerst weiter anbieten. „Denn das läuft sehr gut. Ich gehe davon aus, dass einige Leute noch zögerlich sind und die neue Freiheit gar nicht nutzen wollen.“

Im Restaurant Fronhof in Lank steht das Telefon nicht still, seit die Lockerunge­n für Gastronome­n angekündig­t wurden. „Die Leute wollen reserviere­n, sie wollen raus“, sagt Inhaber Frank Winzen. Er will sein Lokal am Dienstag eröffnen – Montag ist Ruhetag. Aber er müsse seine Gäste derzeit ein bisschen bremsen, sagt Winzen. „Wir müssen erstmal unsere Hausaufgab­en machen.“Vor der Eröffnung will er sicher sein, dass alle Auflagen erfüllt werden. Manches kann er jetzt schon erledigen – Stühle mit Abstand aufstellen, die übrigen wegräumen, Acryl-Trennwände bestellen. Statt 80 soll es nur noch 30 oder 40 Sitzplätze in Fronhof geben, damit Gäste weit genung voneinande­r sitzen können. Aber die Regeln sind nur grob skizziert, auf die genauen Auflagen wartet Winzen noch. Er weiß, dass es lange dauern wird, bis sein Restaurant „wie früher“öffnen kann. Auf die ersten Gäste freue er sich aber jetzt schon, sagt Winzen.

Schon in den Vorbereitu­ngen für die Eröffnung ist auch Dino Gerst vom Café Dinos Cappuccino in Büderich. Am Donnerstag­vormittag ist er bereits im Baumarkt, um Acrylplatt­en zu kaufen. „Ich muss mir ja irgendetwa­s überlegen.“Klar, gerne hätte er genauere Anweisunge­n, was zu tun ist.„Die Lockerunge­n kamen nun doch ein wenig schnell und überrasche­nd. Aber ich freue mich und werde improvisie­ren.“Am Eingang wird er ab Montag einen Desinfekti­onsständer aufstellen, die Zahl der Sitzplätze wird reduziert, und Kuchen wird es zu Beginn vielleicht auch noch nicht geben. Dafür aber alle Kaffeesort­en, italienisc­he Limonade und – ganz neu schon ab Freitag und bis Montag nur „To Go“– italienisc­hes Eis von der Eisdiele „La Vecchia Gelateria“in Oberkassel. Weil Dino ein großer Rennrad-Fan und sein Café ein beliebter Treff für Radsportle­r ist, bekommt außerdem am Samstag jeder Gast

im rosa Trikot einen Kaffee gratis. Dino: „Denn dann wäre eigentlich der Giro d´Italia gestartet.“

Im Wirtshaus Baumeister in Strümp steht vor der Wiedereröf­fnung erst einmal eine Grundreini­gung an. Es habe sich ganz schön viel Staub gesammelt in den vergangene­n Wochen, sagt Inhaber Markus Vieten. „Aber am Montag machen wir auf, wir haben ja die ganze Zeit darauf gewartet.“Desinfekti­onsmittel und Masken stehen für das Personal bereit, auch im Wirtshaus und dem Biergarten halbiert sich die Zahl der Sitzplätze. Dann können dort jeweils 40 Gäste bedient werden. Mit einem Ansturm rechnet Vieten aber nicht. „Es werden Menschen kommen bei gutem Wetter. Aber es wird noch eine Woche dauern oder zwei, bis es wirklich viele werden“, glaubt Vieten. Ältere zum Beispiel würden nach wie vor die Restaurant­s meiden. Die Preise, sagt Vieten, werden sich nicht ändern. „Es sind doch alle betroffen, das wäre nicht fair.“

Thorsten Friedrichs vom Friedrichs im Haus Büker in Bösinghove­n wird im Gegensatz zu seinen Kollegen vorerst nicht öffnen. „Wir haben noch keine genauen Auflagen. Außerdem bringt es für uns nichts, wenn wir bei 50 Prozent Umsatz die vollen Kosten haben.“Hinzu kommt: Im Friedrichs feiern normalerwe­ise viele große Gruppen, etwa Hochzeitsg­esellschaf­ten oder Geburtstag­srunden. „Und die finden derzeit nicht statt“, sagt der Pächter. Aktuell macht er alles alleine: kochen, spülen, putzen. Seine fünf Mitarbeite­r sind in Kurzarbeit. „Mehr ist mir unter diesen Umständen zu unsicher. Ich mache erstmal weiter wie bisher.“Heißt: Er bietet einen Liefer- und Abholdiens­t an. Was ihm das bringt? Friedrichs:„Das ist zum Leben zu wenig, aber zum Sterben zu viel.“

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Dimi Kalingas (l.) und Alex Georgiadis vom Restaurant Gulasch, das am Dienstag oder Mittwoch aufmachen soll.

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