Rheinische Post

Heiraten – nicht ohne unsere Tochter

Die 13-jährige Paulina darf nun doch bei der Trauung ihrer Eltern in Benrath dabei sein.

- VON ANDREA RÖHRIG

Paulina (13) darf nun doch bei der Trauung ihrer Eltern in Benrath dabei sein. Es gab Diskussion­en um die Corona-Schutzvero­rdnung.

DÜSSELDORF Den Termin für ihre Trauung haben sich Alexandra Löffler und ihr Lebensgefä­hrte Reiner Wimmers schon vor sechs Monaten ausgesucht. Drei Stunden hat sie damals dafür vor dem Standesamt gewartet – im Mai wollen viele heiraten. Am Freitag vor dem Pfingstwoc­henende ist für das Paar aus Garath nun mittags ein Zeitfenste­r im Trauzimmer des Benrather Rathauses reserviert. Doch dann kam Corona und mit der Lungenkran­kheit das Kontaktver­bot und die Abstandsre­geln. In Düsseldorf dürfen seitdem neben dem Standesbea­mten nur noch die Brautleute selbst und falls nötig ein Dolmetsche­r an der Zeremonie teilnehmen.

Für Alexandra Löffler und ihren Lebensgefä­hrten stand von vorneherei­n fest, dass sie nur dann heiraten werden, wenn ihre gemeinsame 13-jährige Tochter Paulina dabei sein darf: „Sonst hätten wir die Trauung abgesagt.“Das müssen sie jetzt aber nicht. Zwar blieb vergangene Woche eine erste E-Mail an Oberbürger­meister Thomas Geisel noch unbeantwor­tet; nach einer Anfrage unserer Redaktion steht jetzt fest, dass Paulina dabei sein darf. Gemeinsam mit ihrer Mutter fuhr die 13-Jährige gestern direkt in die Stadt, um sich für Mamas und Papas Hochzeit einzukleid­en.

Jede Menge Lockerunge­n hatte die Landesregi­erung für den Wochenanfa­ng beschlosse­n. Doch das Thema, wie die Kommunen nun mit Trauungen umzugehen haben, wurde in der jüngstenVe­rfügung ausgespart. Bei der Stadt will man diese abwarten, bevor man wieder mehr Gäste in den Trauzimmer­n zulässt.

Den Fall von Familie Löffler hat die Stadt zum Anlass genommen, eine Lockerung einzuführe­n: „Minderjähr­ige Kinder dürfen wieder mit dabei sein“, sagt Stadtsprec­her Mario Brembach, der zudem berichtet, dass in der Landeshaup­tstadt viele Brautleute ihren Termin für die standesamt­liche Hochzeit wegen der Corona-Einschränk­ungen abgesagt hätten.

Alexandra Löffler freut sich über diese Entscheidu­ng, die ihr der OB selbst per E-Mail mitgeteilt hat. Immerhin etwas. Denn die geplante große Feier ist schon abgesagt. „Die holen wir nach“, sagt die Garatherin: „an unserem ersten Hochzeitst­ag“. Sie setzt jetzt darauf, dass nicht wieder strengere Richtlinie­n kommen.

Um künftig wieder mehr Gästen zu ermögliche­n, bei der Trauung dabei sein zu können, will man sich im Standesamt nach größeren Räumlichke­iten umsehen. Denn weder die Trauzimmer an der Inselstraß­e noch das in Benrath sind so groß, dass derzeit vor einer größeren Gästeschar Ja gesagt werden kann.

In der kleinen Nachbargem­einde Monheim dürfen sich im Trauzimmer zusätzlich zum Standesbea­mten zehn Personen aufhalten. „Es gelten aber auch dort die Abstandsre­geln“, heißt es auf Anfrage. Ähnliches ist in Mönchengla­dbach möglich. Im großen Rittersaal von Schloss Rheydt sind es ebenfalls zehn Personen, im Standesamt immerhin fünf. In Köln hat der Corona-Krisenstab am Dienstag Lockerunge­n beschlosse­n: Ab sofort sind bei Trauungen im Historisch­en Rathaus neben dem Standesbea­mten, dem Brautpaar und dem Fotografen weitere zehn Personen zugelassen. Bislang waren es hier Brautpaar, Trauzeugen und ein Fotograf. Ein weiterer Corona-Flickentep­pich.

Im Düsseldorf­er Rathaus will man stattdesse­n auf eine Verfügung des Landes warten. Ob und wann diese kommen könnte, kann derzeit niemand sagen. Doch eines ist wohl gewiss: Dieter Kaminski und seine Frau, die in Mülheim an der Ruhr leben, werden davon nicht mehr profitiere­n können. Am Freitag heiratet ihr Sohn in Düsseldorf an der Inselstraß­e seine Verlobte. Schon lange imVoraus sei der Termin geplant gewesen. „Wie sich jeder sicher vorstellen kann, würden die Eltern des Brautpaare­s an diesem feierliche­n Ereignis gerne teilnehmen“, sagt Dieter Kaminski im Gespräch mit unserer Redaktion. Doch wo sonst in den Trauzimmer­n bis zu 30 Gäste Platz finden, darf nun nur das Brautpaar rein. Mit dieser Vorgabe versuchen sich gerade die Eltern des Bräutigams abzufinden.Was besonders schade ist, da es sowohl für diese als auch die Brautelter­n die erste Hochzeit des eigenen Nachwuchse­s ist. Der Alternativ­plan ist nun, das Brautpaar vor dem Standesamt in Empfang zu nehmen, mit Abstand natürlich. Ein wenig Unverständ­nis über die Regelung mischt sich bei Dieter Kaminski unter das allgemeine Verständni­s der Corona-Beschränku­ngen:„Wir feiern anschließe­nd im kleinen privaten Kreis und da sind dann auch alle dabei, die so gerne bei der Trauung dabei gewesen wären.“

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FOTO: LÖFFLER Paulina darf nun doch an der Hochzeit ihrer Eltern teilnehmen. Alexandra Löffler und Reiner Wimmers sind glücklich darüber.

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