Lions übergeben Schutzmasken an Büdericher Johanniter-Stift
30 Menschen aus griechischen Auffanglagern sollen sofort nach Neuss kommen dürfen. Das entschied die Politik, die auch zusätzliche Kapazitäten für sechs unbegleitete Minderjährige schaffen will. Der Anstoß kam von den Grünen.
NEUSS Bundeskanzlerin Angela Merkel bekommt in den nächsten Tagen Post aus dem Neusser Rathaus. Darin wird ihr Bürgermeister Reiner Breuer die Bereitschaft der Stadt Neuss signalisieren, losgelöst von allen Quotierungen 30 Menschen zusätzlich und unverzüglich aufzunehmen, die als Flüchtling in einem griechischen Auffanglager gestrandet sind. Zusätzlich ist Neuss bereit, ab sofort sechs zusätzliche Plätze für minderjährige Flüchtlinge anzubieten, die alleine auf der Flucht sind. „Eine phantastische Nachricht“, betont Gerd Faruß, Vorsitzender der Kinderhilfsorganisation „terres des hommes“.
Faruß versucht seit Monaten, durch unterschiedliche Initiativen die Politik für eine humanitäre Hilfsaktion zu gewinnen und hatte sich dazu erst am Montag mit einem Schreiben an die Bundestagsabgeordneten Hermann Gröhe (CDU) und Bijan Djir-Sarai (FDP) gewandt. Zweimal erhielt Bürgermeister Reiner Breuer Post von ihm. Der habe sich in seinen Antwortschreiben gegenüber der Idee aufgeschlossen gezeigt, sagt Faruß, „doch zu einem Gespräch ist es nicht gekommen“. Nicht zuletzt hatte Faruß am 20. April versucht, unterschiedliche Initiativen hinter einem gemeinsamen Appell zu versammeln, mit dem die Politik in Neuss zum Handeln gedrängt werden sollte. Ohne durchschlagenden Erfolg. „Nur die Rotkreuzjugend hat sich positiv geäußert“, sagt er.
Auch die Partei „Die Grünen“bekam immer wieder Post von Faruß, doch dort hatte man das Thema schon selbst im Blick, wie die Stadtverordnete Jenny Olpen betont.Von ihr ging letztlich der Impuls zu einem Gemeinschaftsantrag von CDU und Grünen aus, der am Freitag vom Rat angenommen wurde. Mit breiter Mehrheit, wie die CDU-Fraktionschefin Helga Koenemann betont.
Mit diesem Beschluss reiht sich Neuss in die wachsende Gemeinschaft von Städten ein, die sich zur Aufnahme hilfsbedürftiger Flüchtlinge aus griechischen Lagern bereit erklärt haben. „Es ist ein Gebot der Menschlichkeit, schnell zu helfen und das Elend nicht länger hinzunehmen“, heißt es im Antrag der Koalition, den auch Michael Klinkicht (Grüne) unterschrieben hat.
Aktuell sind es die Nachrichten über katastrophale Bedingungen für geflüchtete Menschen in den Lagern
Griechenlands, die auch Neuss erreichen. Doch die Not der Flüchtlinge sei schon lange ein Thema, sagt Olpen. Sie hätte es deshalb gerne gesehen, wenn sich Neuss schon 2018 dem Städtenetzwerk „Bündnis Seebrücke“angeschlossen hätte, das sich gegen die europäische
Abschottungspolitik ausspricht und für aus Seenot gerettete Flüchtlinge einsetzt. Doch ein damals an den Bürgermeister gerichteter offener Brief habe wenig Widerhall gefunden. Bei den Grünen herrsche der Eindruck, die Verwaltung wolle das Thema möglichst klein halten, sagt Olpen. „Wir haben deshalb den Antrag formuliert, um den Bürgermeister festzunageln.“
Dass Platz für Flüchtlinge wäre, auf die natürlich ein Asylverfahren wartet, ist unbestritten. Noch am Dienstagabend gab Sozialdezernent Ralf Hörsken im Integrationsrat bekannt: „Die Zahl der freien Unterkünfte steigt leicht an.“Olpen hofft nun, „dass unsere Kapazitäten in Anspruch genommen werden“.