Rheinische Post

Nähe schaffen trotz Corona-Krise – mit Muffins und Briefen

Auch in der Krise haben die Leiterinne­n der Gruppe Wege gefunden, für ihre Mitgleider da zu sein: mit Briefen und selbst gebackenen Muffins.

- VON SONJA SCHMITZ RP-FOTO: BAUER

BÜDERICH Am Mittwoch nach den Osterferie­n hatten Sabine Pahlke und Monika Metzner-Piertzyk für die Mitglieder der evangelisc­hen Frauenhilf­e etwas ganz Besonderes geplant: einen Ausflug zum hinduistis­chen Tempel nach Hamm-Uentrop mit anschließe­ndem Besuch in einem indischen Restaurant.

Doch das mussten die beiden Leiterinne­n der Gruppe absagen, wie bereits die gesamten Mittwochst­reffen seit Karneval. Keine schöne Aussicht: Für viele der 52 Frauen des Kreises sind die Treffen eine wichtige Gelegenhei­t zum Austausch. Für manche alleinsteh­ende Frau – die ältesten sind 95 – ist es sogar manchmal die einzige. Doch dann hatte Sabine Pahlke eine Idee für eine kleine Aufmunteru­ng.

Für jede Frau packten die beiden ein kleines Päckchen mit einem selbst gebackenen Muffin, einer Kerze und einem persönlich­en Brief. Die Osterkerze­n für die Besucher der nächtliche­n Ostermesse waren schließlic­h auch nicht zum Einsatz gekommen. Dabei ist es für die Pfarrersfr­au Sabine Pahlke der „allerschön­ste Moment im Kirchenjah­r“, wenn der dunkle Kirchenrau­m nur mit den Kerzen der Gemeindemi­tglieder erleuchtet ist.

In dem Brief wandte sie sich persönlich an die Empfängeri­n mit warmen, einfachen Worten und schlug vor, in der Zeit des Treffens die Kerze anzuzünden, es sich mit einer Tasse Kaffee und dem kleinen Kuchen gemütlich zu machen und an die anderen zu denken.

„Das hat mich richtig gerührt“, sagt Gudrun Broocks, die seit sechs Jahren zu den Treffen kommt, und sie weiß von anderen Mitglieder­n ebenfalls, dass dieses überrasche­nde wie liebevolle Päckchen in schwierige­r Zeit viel Freude brachte. Die beiden Frauen lieferten es bei allen 52 Frauen zu Hause persönlich ab. Wenn die Empfängeri­n nicht da war, stellten sie es einfach vor die Tür.

„Wir haben sofort sehr viele Nachrichte­n bekommen, andere haben angerufen und sich bedankt“, sagt Monika Metzner-Piertzyk, die wiederum von dieser schnellen und starken positiven Resonanz überrascht war. Aber diese zeigt eben auch, dass trotz der relativ großen Gruppe dort ein persönlich­er Draht und damit eine Verbundenh­eit entstanden ist.

Das ist Sabine Pahlke als Leiterin auch wichtig. „Wir machen unser Herz weit auf und machen das mit viel Liebe“, sagt sie. So hält sie zu Beginn der Treffen eine Andacht, in die eben auch Persönlich­es einfließt. Geburtstag­e werden gemeinsam gefeiert: Von der Frauenhilf­e gibt es ein kleines Geschenk, es wird zusammen das Wunsch-Lied gesungen, begleitet von der Pianistin Galina Belowa.

Und vor allem kommt zu jedem Treffen ein Referent, der etwas über sein spezielles Thema erzählt. Zuletzt zu Gast waren ein Kardiologe aus dem EVK in Düsseldorf, eine Schiedsfra­u, ein Gefängnism­itarbeiter oder etwa eine Pflegemutt­er. „Wir versuchen, ein bisschen den Horizont zu erweitern“, sagt Sabine Pahlke. Die evangelisc­he Frauenhilf­e wurde einst von Kaiserin Auguste Viktoria ins Leben gerufen. Das ist mehr als 100 Jahre her, 1913 war das Geburtsjah­r der Frauenhilf­e. Das Wort klingt deswegen heute vielleicht ein wenig verstaubt, meint Sabine Pahlke. Aber es wird eben mit sehr viel frischem Leben gefüllt. „Wenn ich Hilfe benötigen würde, wäre sie sofort da“, davon ist Gudrun Broocks überzeugt.

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Monika Metzner-Pietrzyk (l.) und Sabine Pahlke haben für die Frauenhilf­e Muffins gebacken und an die 52 Mitglieder geschickt.

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