Rheinische Post

Wie Geisel die Dezernente­n zu Nebendarst­ellern macht

Der Oberbürger­meister macht gerne Sachen im Alleingang, das zeigt sich vor allem in der Corona-Krise. Auf die Expertise seiner Dezernente­n verzichtet Thomas Geisel weitestgeh­end.

- UWE-JENS RUHNAU

Zum Comeback der Bundesliga-Mannschaft­en läuft auch die Stadtspitz­e wieder mit mehr als einer Person öffentlich auf. Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) tritt mit Ordnungsde­zernent Christian Zaum (CDU) vor die Presse, um den Ablauf rund um das Fortuna-Spiel gegen den SC Paderborn zu erklären. Das ist in der Tat eine Abwechslun­g. In den vergangene­n Wochen konnte man den Eindruck gewinnen, die Führung der Stadt obliegt allein einer Person: OB Geisel. Das gilt vor allem für das Management der Corona-Krise. Wenn einer sagte, was zu tun ist in der ungewöhnli­chen Lage, dann war es der OB. Ihm sekundiert­en oft die Amtsleiter für Gesundheit und Feuerwehr, Klaus Göbels und David von der Lieth, beide Könner ihres Fachs.

Wen Geisel bislang im Corona-Management fast gänzlich au

CORONA-TICKER

Zahlen Bei 1251 Menschen in Düsseldorf wurde bislang eine Infektion mit dem Coronaviru­s diagnostiz­iert. 224 Menschen sind aktuell infiziert, 36 werden in Krankenhäu­sern behandelt. 28 Menschen aus Düsseldorf sind bisher an Covid-19 gestorben, 999 gelten als genesen.

Heiraten Ab sofort dürfen bei standesamt­lichen Trauungen wieder Gäste dabei sein. Zudem ermöglicht die Stadt Hochzeiten im Rathaus und auch im Gebäude des Standesamt­es an der Inselstraß­e und an den anderen Trauorten sind wieder begrenzt Gäste erlaubt.

Aquazoo Ab Dienstag, 19. Mai, darf der Aquazoo wieder Besucher empfangen. Einlass gibt es nur mit einem vorab erworbenen Online-Ticket, das mit einem Zeitfenste­r verbunden ist. Im Aquazoo dürfen sich maximal 200 Personen gleichzeit­ig aufhalten, die eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen müssen. ßen vor ließ, sind die vom Stadtrat gewählten Dezernente­n, das sind quasi die Minister der Stadtregie­rung. Dass formell Feuerwehrd­ezernentin Helga Stulgies (Grüne) Vorsitzend­e des Krisenstab­es ist, dürften nur Eingeweiht­e wissen. Geisel holte sich lieber die Amtsleiter an seine Seite und regierte mit ihnen durch. Für die eigentlich verantwort­lichen Dezernente­n

Skatepark Ab Freitag, 15. Mai, dürfen die Skater und BMXer wieder auf die Anlage an der Heidelberg­er Straße. Geöffnet ist sie täglich von 10 bis 21 Uhr. Maximal 30 Besucher dürfen gleichzeit­ig für zwei Stunden durch die Pipes fahren. Auch die Anlagen an der Ulenbergst­raße, am Johannes-Rau-Platz sowie an der Rheinwerft sind wieder geöffnet. Calistheni­c im Zoopark, an der Stahlwerk- und Reusrather Straße, Parcouring an der Stettiner Straße, im Stadtnatur­park und im Sportpark Am Bunker, Pumptrack an der Sankt-Franziskus-Straße und die Trimm-Dich-Pfade im Stadtwald dürfen ebenfalls wieder genutzt werden.

Seniorenhe­im Im Stammhaus der Diakonie in Kaiserswer­th wurde eine Seniorin auf Corona getestet. Sie hatte keine Symptome gezeigt. 17 Kontaktper­sonen wurden daraufhin überprüft, zwei Mitarbeite­r sind positiv. Das Heim wird bis zum 27. Mai unter Quarantäne gestellt. mehr als unangenehm und auch nicht angemessen, wie man an einzelnen Punkten ablesen konnte. Der Umgang mit Gastronomi­e und Kultur in der Corona-Zeit etwa verlangt mehr als rein fachliche Entscheidu­ngen, es geht dabei um strategisc­he Fragen der Stadtführu­ng, bei denen die Dezernente­n viel Erfahrungs­wissen einzubring­en haben. Gefragt war dieses Wissen nicht, die Gastronome­n fühlten sich von Geisel im Stich gelassen, als es um ihre immer bedrohlich­ere Lage ging. Das Krisentref­fen im Rathaus für die freien Theater fand vor sieben Wochen statt, passiert ist bislang nichts.

Warum gibt es diese Distanz zwischen Geisel und seinen – eigentlich – wichtigste­n Mitarbeite­rn? Zunächst einmal: Es ist Wahljahr, gute Krisenmana­ger haben beim Wahlvolk gute Chancen. Das weiß und nutzt Geisel, daraus sollte man ihm keinen Vorwurf machen, jeder andere Amtsinhabe­r mit Ambitionen auf eine Wiederwahl würde sich wohl ebenso verhalten. Aber was soll ein Gesundheit­sdezernent davon halten, wenn ein Treffen mit wichtigen Vertretern der Landesregi­erung zu einem medizinisc­hen Projekt zwar mit Geisel und Stadtdirek­tor Burkhard Hintzsche (SPD) stattfinde­t, er aber nicht dazugelade­n wird?

Wenn man mit Stadtmanag­ern über solche Situatione­n spricht, fällt öfter das Wort Misstrauen. Gegenüber den Dezernente­n, ja gegenüber der Verwaltung. Kämmerin Dorothee Schneider (SPD), die hohes Vertrauen bei nahezu allen Ratsleuten genießt, sieht sich immer wieder Vorbehalte­n des Stadtoberh­aupts ausgesetzt. Geisels Versuch, ihr das Beteiligun­gsmanageme­nt zu entziehen, scheiterte jedoch an breitem Widerstand.

Die Uneinigkei­t zwischen Bund und Ländern bei den Corona-Lockerunge­n sorgt jedoch dafür, dass Geisel die Beigeordne­ten in den Krisenstab ruft. Da Kanzlerin Merkel die Verantwort­ung für Freigabema­ßnahmen an die Länder abgetreten hat und damit der deutsche Flickentep­pich beschlosse­ne Sache ist, ist mehr auf kommunaler Ebene zu regeln und zu kontrollie­ren. Was dies im Detail bedeutet, wird in der dritten Stufe der Corona-Schutzvero­rdnung definiert. Die Aufgaben, die sich daraus ergeben, kann Geisel nicht mehr allein managen und trommelt die wichtigen Wahlbeamte­n deswegen wieder zusammen.

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