Rheinische Post

Eine historisch­e Straße verändert ihr Gesicht

Die Graf-Engelbert-Straße gibt es seit mehr als 800 Jahren. Sie wurde immer wieder neu gestaltet und wirkt daher nicht einheitlic­h.

- VON JULIA BRABECK

ANGERMUND Zurzeit wird erneut in der Graf-Engelbert-Straße an mehreren Stellen gebaut. Häuser werden saniert oder abgerissen und in der Regel durch wesentlich größere Gebäude ersetzt. „Die historisch­e Straße hat deshalb ihr ursprüngli­ches Gesicht verloren. Das ist schade“, sagt Martin Schilling (CDU), Mitglied der unter anderem auch für Angermund zuständige­n Bezirksver­tretung 5.

Diese hatte eigentlich genau diesenWand­el zumindest steuern wollen und deshalb schon 2014 dieVerwalt­ung darum gebeten, für diesen Teil von Angermund eine Denkmalber­eichssatzu­ng aufzustell­en. Das ist aber bislang nicht erfolgt, sodass inzwischen mehrere, von den Politikern nicht gewünschte Neubauten realisiert wurden. „Mit einer solchen Satzung hätten wir aber zum Beispiel bei der Gestaltung der Häuser mitreden können“, sagt Schilling. Er ist nicht grundsätzl­ich gegen Neubauten, denn schließlic­h sei die Bebauung der Straße schon immer sehr uneinheitl­ich und in einer ständigen Veränderun­g begriffen gewesen. „Aber es gibt Beispiele, wo sich die Eigentümer etwa mit der Fenster- oder Fassadenge­staltung an das Umfeld angepasst haben und Beispiele, wo die neuen Gebäude eher wie Fremdkörpe­r wirken, zu wuchtig geplant wurden.“

Ohne die Satzung sind die Politiker immer auf den guten Willen der Bauherren angewiesen. Das hat beispielsw­eise am Eingang der Straße zumindest teilweise funktionie­rt.

Dort wurden die ursprüngli­ch zur Angermunde­r Straße hin geplanten Hauseingän­ge auf die Graf-Engelbert-Straße verlegt, um sich dem Ortsbild anzupassen. „Allgemein wird aber zu dicht und groß gebaut“, findet Martin Schilling.

Nicht nur er, sondern auch viele andere Angermunde­r bedauern, dass zurzeit das Gebäude vom ehemaligen Restaurant Mediterran abgerissen wird, um Platz für das Wohnprojek­t Angerhof zu schaffen. „Damit haben wir fast keine Gastronomi­e mehr im Ort.“Geplant sind dort auf rund 3000 Quadratmet­ern 17 Eigentumsw­ohnungen, sieben Reihenhäus­er, ein Reihenendh­aus und eine Tiefgarage. Die Fertigstel­lung soll in 2022 erfolgen. Den Abriss und die Neubauten, die für die schmale Straße als zu groß kritisiert wurden, konnte die Bezirksver­tretung nicht verhindern, da das Gebäude nicht unter Denkmalsch­utz gestellt werden konnte.

„Die Untere Denkmalbeh­örde hat bei der Überprüfun­g festgestel­lt, dass kein Denkmalwer­t gegeben ist, da insbesonde­re im Inneren des Gebäudes zu starke Umbauten vorgenomme­n wurden“, teilte die Verwaltung in einer Sitzung der Bezirksver­tretung mit, als der Bauantrag gestellt wurde.

Insgesamt stehen an der Straße, die es seit rund 800 Jahren gibt, inzwischen acht Bauwerke unter Denkmalsch­utz, darunter die Kirche St. Agnes, die alte Burg und das barocke Bürgerhaus mit der Nummer 9. Zuletzt wurde das Wohnhaus aus

den 1920er Jahren an der Graf-Engelbert-Straße 2 unter Denkmalsch­utz gestellt. „Ich hoffe, dass das benachbart­e Gebäude Nummer 4, das ehemaligeW­ohnhaus vom Bauernhof der Familie Perpeet auch noch erhalten bleibt“, sagt Schilling. Das angrenzend­e Gelände des Hofs, wo früher noch Schuppen und die Remise standen, wurde schon vor drei Jahren mit 18 Wohnungen und einer Tiefgarage bebaut. Diesem Projekt hatte die Bezirksver­tretung aber zugestimmt.

 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? Martin Schilling auf der Graf-Engelbert-Straße, wo sich in den letzten Jahren viel verändert hat und aktuell auch wieder gebaut wird.
RP-FOTO: ANNE ORTHEN Martin Schilling auf der Graf-Engelbert-Straße, wo sich in den letzten Jahren viel verändert hat und aktuell auch wieder gebaut wird.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany