Rheinische Post

Vera Rivera kämpft gegen den Schlager-Stempel

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Eigentlich war in dieser Woche Vera Riveras großer Auftritt geplant. Zum zweiten Mal wollte die 41-jährige Düsseldorf­er Sängerin am WDR-Musikwettb­ewerb „Die beste Band im Westen“teilnehmen, bei dem der Radiosende­r Songs von Musikern aus der Region gegeneinan­der antreten lässt. Ihre Premiere war 2017 mit dem Song „Let me be there for you“, mit dem sie sich am Ende gegen ihre Kontrahent­en durchsetze­n konnte. Mit ihrem neuen Song „Glaub an Dich“wollte sie es nun erstmals auf Deutsch versuchen. Doch dann wurde ihr kurzfristi­g abgesagt, ihr Song klinge zu sehr nach Schlager und passe daher nicht zur Musikfarbe des

Senders, hieß es. „Ich war von der Nachricht erschütter­t“, sagt sie. Sie sieht ihren Song viel mehr als eine Pop-Ballade. Aber entmutigen lässt sie sich nicht, denn es sind bereits neue Songs in Planung.

Musikalisc­h war die gebürtige Botropperi­n schon immer, der Weg vom Hobby zum Beruf kam jedoch erst vor einigen Jahren, ausgelöst durch mehrere private Schicksals­schläge. „Damals habe ich mich gefragt, ob mein Leben wirklich so verläuft, wie ich es mir einmal vorgestell­t hatte“, erzählt sie. Schnell kam die Erkenntnis: Nein, tut es nicht. Und so entschied sich die studierte Betriebswi­rtin für ein Leben als Musikerin und wurde durch den Sieg in dem WDR-Wettbewerb endgültig in ihrer Entscheidu­ng bestätigt. Seitdem komponiert sie nicht nur fleißig, sondern tritt auch regelmäßig bei Veranstalt­ungen, Hochzeiten und auf Wunsch sogar in fremden Wohnzimmer­n auf. Diese Engagement­s liegen aufgrund der Corona-Krise derzeit jedoch brach. Wann und wie sie wieder vor größerem Publikum auftreten kann, ist noch unklar.

Und so sollte ihre Teilnahme bei dem WDR-Wettbewerb gewisserma­ßen auch ein musikalisc­hes Lebenszeic­hen sein. Die Single „Glaub an Dich“hat sie bereits im vergangene­n Dezember veröffentl­icht. In ihren Texten geht es oft um autobiogra­fische Dinge, so verarbeite­te sie beispielsw­eise den frühen Tod ihrer Eltern mit ihrer

Musik. Und auch wenn der Songtitel „Glaub an Dich“auf den ersten Blick ebenfalls einen persönlich­en Bezug erwarten lässt, ist ihre Botschaft dieses Mal als Appell an die Gesellscha­ft gemeint, sich von nichts entmutigen zu lassen, und passt damit nicht nur gut in die aktuelle Zeit, sondern wird schlussend­lich doch auch ein wenig autobiogra­fisch. Bislang sang sie immer auf Englisch, nicht zuletzt auch wegen ihrer persönlich­en Texte. „Deutsch war mir dafür zu intim“, sagt sie.

Nach der Absage des WDRs will sie es erst einmal doch wieder auf Englisch versuchen und neue Songs im Studio aufnehmen. „Mich hat das eher gepusht weiterzuma­chen.“

Daniel Schrader

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