Diskussion um Gestaltung des Archivs
Mit dem Bau soll Ende des Jahres begonnen werden. Etliche Politiker fremdeln mit dem Flachdach und der Aluminiumfassade.
OSTERATH Nachdem es um denVerbleib des Stadtarchivs eine intensive Debatte gegeben hatte, soll nun das neue Archiv-Gebäude am Neusser Feldweg etwas Besonderes werden: Ein Kubus, der die Geschichte der Stadt Meerbusch beherbergt. Im Haupt-, Finanz- undWirtschaftsförderungsausschuss beschlossen am Mittwoch dessen Mitglieder den Bau mit Kosten in Höhe von 1,35 Millionen Euro.
Der Kubus wird an das Erwin-Heerich-Haus angebaut und kann auf diese Weise dessen Treppenhaus, Aufzugs- undWC-Anlagen nutzen. Das neue Gebäude mit 490 Quadratmeter Nutzfläche besteht neben Räumen für Besucher und Mitarbeiter zu einem Großteil aus Lager- und Archivfläche. Weil die archivierten Dokumente vor Sonnenlicht geschützt werden müssen, hat dies eine weitgehend fensterlose Fassade zur Folge. Diese soll mit einer Verkleidung aus Aluminiumtafeln im Bronzeton eine besondere Anmutung erhalten. Ergänzend kann der Schriftzug „Stadtarchiv“dort eingearbeitet werden.
Für Diskussionen und zwei Gegenstimmen von der FDP sorgte im Ausschuss die äußere Gestaltung des Gebäudes, die sich komplett von dem Backsteinbau der 20er Jahre des Erwin-Heerich-Hauses abhebt. Die Kritik zielte darauf ab, dass sich das Gebäude nicht in die Umgebung einfügt.„Wenn etwas als Solitär bezeichnet wird, heißt das für mich: Es passt da nicht hin“, erklärte
Klaus Rettig von der FDP. So sei der Neusser Feldweg durch Dächer in Sattelbauweise geprägt, ein Flachdach dieser Größerordnung falle dort zu sehr aus dem Rahmen.
Auch Daniela Glasmacher von der UWG/Freie Wähler äußerte Bedenken. „Ich finde die Optik nicht gelungen. Der Wechsel beim Dach und Material des Gebäudes sei nicht dazu geeignet, eine Einheit zu den bereits bestehenden Bauten herzustellen. Werner Damblon von der CDU gab zu, dass die Architektur Geschmackssache sei, die aber auch dem funktionalen Aspekt folge. Nicole Niederdellmann-Siemes dagegen leuchtete es ein, dass sich die unterschiedliche Nutzung auch in der Architektur widerspiegelt. „Die Frage ist, wie die Metallfassade aussieht. Es wäre hilfreich, eine Probe davon zu sehen. Wie es wirkt, kann eine Zeichnung nicht wiedergeben.“Sie gab zu bedenken, dass eine andere Planung mit höheren Kosten verbunden gewesen wäre.
Jürgen Peters (Grüne) schloss sich dem Vorschlag von Marc Becker (Linke/Piraten) an, zu prüfen, ob eine Fassadenbegrünung möglich sei. „Man zeige mir ein schönes Archiv. Eine Fassadenbegrünung fände ich charmant. Eine Fläche ohne Fenster schreit danach“, so Becker. Dies sei mit viel Pflege und Kosten verbunden, so Michael Assenmacher, Technischer Beigeordneter, und gab das begrünte Rathaus in Venlo als Beispiel an.
Auf Anfrage unserer Redaktion erklärte Claus Klein, Leiter des Bereichs Service Immobilien, dass in Meerbusch bereits der Einsatz des Aluminiums in einem Bronzeton zu sehen sei. Im Meerbad wurde das Material für die Gestaltung des Haupteingangs und die Fensterverkleidungen eingesetzt. Klein, der wegen der Personenbeschränkung nicht bei der Sitzung anwesend war, ist von der Gestaltung überzeugt: „Das wird, glaube ich, ganz schick.“Beim Thema Fassadenbegrünung hat Klein Erfahrungen mit seinem eigenen Haus gesammelt. Für die begrünte Giebelfassade müsse er zweimal im Jahr zum Grünschnitt die Leiter rausholen, damit es nicht zu Bauschäden komme. Im Hochbauamt sei man aus diesen Gründen beim Thema Fassadenbegrünung zurückhaltend.
Klein hatte noch im März das Projekt in groben Zügen im Bauausschuss vorgestellt und dafür geworben. Durch die Beschränkungen der Pandemie hat nun bis zum 14. Juni der Hauptausschuss die Aufgaben des Rats und seiner Gremien übernommen. Damit einher geht eine Beschränkung der Sitzungszeit auf zwei Stunden sowie die Zahl der Anwesenden auf maximal 32. Dies sei mit Einbußen verbunden, aber nicht anders zu lösen, erklärte Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage, die die Sitzung leitete.
Bei dem Neubau des Projekts drückt die Stadt auf das Tempo. Die Arbeiten für das Stadtarchiv sollen zum Jahresende beginnen und etwa innerhalb von sechs Monaten fertiggestellt sein. Am alten Standort des Archivs werden die ausgemusterten Klassenzimmer der Adam Riese Schule umgebaut. Sie werden wieder für die Unterbringung der Schüler benötigt.