Fortuna kämpft gegen DFL-Abstiegsplan
„Man kann die Saison nur werten, wenn alle Spiele gespielt werden“, betont Trainer Uwe Rösler. „Sonst würde ich ganz klar von Wettbewerbsverzerrung reden.“Die Partie gegen Paderborn sei wichtig, aber noch nicht entscheidend.
Mit seiner Atemschutzmaske steht Uwe Rösler noch auf Kriegsfuß. „In unserem internen Trainingsspiel in der Arena habe ich versucht, das Ding an der Seitenlinie zu tragen, wie es ja in der Liga gefordert ist“, berichtet Fortunas Trainer. „Nach fünf Minuten wurde die Simulation leider abgebrochen. Hat nicht funktioniert.“Immerhin zeigt sich der 51-Jährige reumütig:„Am Samstag muss ich mich zusammenreißen, und das mache ich auch.“
Am Samstag ist er nicht der einzige, der sich zusammenreißen muss, denn nach mehr als zehnwöchiger Corona-Pause steht gleich ein ganz wichtiges Bundesligaspiel an. Fortuna erwartet um 15.30 Uhr das Schlusslicht SC Paderborn 07, einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt. „Sicher ist es ein wichtiges Spiel“, sagt Rösler, „aber von ihm wird es nicht abhängen, ob wir in der Liga bleiben. Wir werden danach weitere Chancen haben.“
Und wenn nicht? Über der Bundesliga schwebt schließlich das Damoklesschwert Saisonabbruch, da niemand seriös sagen kann, ob die Hygienemaßnahmen am Ende ausreichen, eine zu hohe Zahl an Neu-Infektionen mit dem Coronavirus zu verhindern. Auch die Deutsche Fußball-Liga hat sich mit diesem Szenario befasst und einen Notfallplan entwickelt: Demnach soll im Falle eines Abbruchs die dann aktuelle Tabelle gewertet und die beiden Letzten zum Abstieg verurteilt werden. Entschieden wird darüber allerdings erst in den nächsten zwei Wochen.
Rösler erteilt diesem Plan bereits vorab eine deutliche Absage. „Die Saison kann nur gewertet werden, wenn wirklich alle Spiele gespielt werden“, betont der Coach. „Wir haben in der Endphase fünf ganz schwere Spiele hintereinander, ehe zum Schluss die Partien gegen Augsburg und gegen Union Berlin kommen. Ich gehe davon aus, dass Augsburg dann wie wir noch gegen den Abstieg kämpft und es für Union bereits um nichts mehr geht. Wir hät
ten also gute Chancen, Punkte zu holen.Wenn uns die Möglichkeit genommen würde, diese letzten Spiele zu machen, würde ich ganz klar vonWettbewerbsverzerrung reden.“
Fortunas Vorstandsvorsitzender denkt ähnlich. „Mit etlichen anderen Vereinen sind wir der Meinung, dass es völlig ausreicht, erst dann über die sportlichen Konsequenzen nach einem Abbruch der Saison zu befinden, falls und wenn es soweit ist“, sagt er.„Dann kann man die Gründe, die dann dazu geführt haben würden, in die Entscheidung einbeziehen.Wir können im Namen unserer Mitglieder den Klassenerhalt der Fortuna nicht dem Zufall einer tabellarischen Momentaufnahme überlassen, sondern nur einem fairen sportlichen Wettbewerb.“
Jetzt wird ohnehin erst einmal gespielt, und das ist Rösler am liebsten. „Ich bin Fußballtrainer und kein Hygiene-Beauftragter“, stellt der Sachse fest. Am Donnerstagabend stand für die Spieler die letzte Informationsrunde zum Ablauf an, „danach geht es nur noch um Fußball“. Und dabei vor allem darum, Konkurrent Paderborn in der Tabelle zu distanzieren. Für dieses Ziel hat es im Quarantäne-Hotel viele Gespräche gegeben. „Unser Mentaltrainer Axel Zehle hat sich da einiges einfallen lassen“, sagt Rösler. Er hat keinen Zweifel, dass unter den skurrilen Umständen eines Geisterspiels nach so langer Pause die Köpfe der Profis eine noch größere Bedeutung haben als sonst.