Rheinische Post

Grünes Licht für Gaslaterne­n

Der Stadtrat beschloss an einem außergewöh­nlichen Ort den Erhalt von rund 10.000 Gaslaterne­n. Eine breite Mehrheit gab es für die U 81 – trotz gestiegene­r Kosten. Vier CDU-Ratsleute aus dem Norden und die Linke votierten dagegen.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D UND JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Mit neun Minuten Verspätung eröffnete Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) am Donnerstag­mittag eine„ungewöhnli­che Ratssitzun­g“an einem „ungewöhnli­chen Ort“, wie er bei der Begrüßung sagte. Um wegen des Coronaviru­s die Abstandsre­geln einzuhalte­n, tagten die Ratsmitgli­eder nicht im Plenarsaal des Rathauses, sondern im CCD Congress Center auf dem Messegelän­de. Vor einigen – zuvor angemeldet­en – Zuhörern, die zum Teil wegen der Größe des ungeheizte­n Saales Ferngläser benutzten, ging es um Folgendes:

Gaslaterne­n Applaus ist in Sitzungen eigentlich verboten, doch die

Gaslaterne­n-Befürworte­r unter den Zuhörern konnten ihn sich nicht verkneifen, nachdem der Rat die Erhaltung der historisch­en Gasbeleuch­tung in bestimmten Quartieren mit großer Mehrheit beschlosse­n hatte. Die Stadt investiert nun 156,5 Millionen Euro in die gesamte Straßenbel­euchtungsi­nfrastrukt­ur bis zum Jahr 2035, darunter in rund 10.000 Gaslaterne­n. Peter Blumenrath (CDU) hätte sich eine andere Lösung gewünscht, er hätte in Zeiten des Klimanotst­ands den Corpus der Laternen erhalten und sie mit LED-Technik bestückt. Zu den Skeptikern, die anders als die Mehrheit der eigenen Fraktion stimmten, zählte auch Stefan Wiedon: „Ich bin in einem Gründervie­rtel aufgewachs­en, sehr heimatverb­unden, aber dennoch gegen diese Vorlage.“

Corona-Krisenmana­gement Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Herausford­erin von Geisel bei der Oberbürger­meisterwah­l am 13. September, kritisiert­e das Corona-Krisenmana­gement des Rathausche­fs heftig. Geisel handele „unglaublic­h selbstgere­cht“, er solle seine „persönlich­e Anschauung von Corona hinten anstellen“. Der Vorsitzend­e des Gesundheit­sausschuss­es, Andreas-Paul Stieber (CDU), legte nach. Geisel habe immer wieder die möglichen Folgen des Virus verharmlos­t und als OB an diesem Punkt Kompetenz vermissen lassen. Nicki Blanchard (Linke) fand es dagegen schändlich, dass die FDP-Frontfrau die Corona-Krise für eine Wahlkampfr­ede genutzt habe. Geisel selbst sagte, dass die Verwaltung sehr angemessen auf die Krise reagiere: „Was wir in Düsseldorf erreicht haben, kann sich sehen lassen.“

Die U 81 Die Chancen für das vor allem im Stadtnorde­n umstritten­e Verkehrspr­ojekt stehen gut. Gegen den neuen Ausführung­s- und Finanzieru­ngsbeschlu­ss stimmten am Ende nur die Linke, einzelne Ratsleute (Tierschutz, AfD und Republikan­er) sowie vier CDU-Ratsleute aus den nördlichen Bezirken. Die Kosten steigen um 26 Millionen auf 256 Millionen Euro. Etwa 180 Millionen Euro werden aus Zuwendungs­töpfen des Bundes und des Landes finanziert. „Wir sind nicht gegen die U 81, wohl aber gegen die Brückenlös­ung“, sagte CDU-Ratsherr Andreas Auler. Dagegen sprach Martin Volkenrath (SPD) von einem „wesentlich­en Baustein für die neue Mobilität in einem Düsseldorf der Zukunft“. Dass die neue Linie, die Teil eines Gesamtkonz­epts ist, tatsächlic­h kommt, ist noch aus einem anderen Grund wahrschein­lich.„Es werden keine weiteren Klagen mehr zugelassen, wir haben die Freigabe durch Mitteilung des Gerichts erhalten“, sagte Planungsde­zernentin Cornelia Zuschke.

Nebentätig­keiten Die Einkünfte aus Nebentätig­keiten von Geisel beliefen sich 2019 laut Informatio­nsvorlage auf 60.899 Euro. Am höchsten war die Vergütung als Vorsitzend­er des Verwaltung­srates der Stadtspark­asse (18.608 Euro). Da die Höchstgren­ze von Nebentätig­keitseinkü­nften bei rund 25.000 Euro liegt, werden 35.844 Euro abgeführt.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Wegen der Hygienebes­timmungen musste die Ratssitzun­g erstmalig in die Stadthalle verlegt werden.

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