Rheinische Post

Autokino-Besucher verzichten auf Hupkonzert­e

Aus der Nachbarsch­aft gab es Beschwerde­n und eine Strafanzei­ge gegen D.Live-Geschäftsf­ührer Michael Brill. Statt Hupen gibt es jetzt eine Klatsch-App.

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS

STOCKUM

Das Autokino ist bei vielen Menschen in und um Düsseldorf sehr gefragt, weil die Freizeitge­staltung wegen der Corona-Krise schwierig ist. Großverans­taltungen finden nicht statt, Restaurant­s und Kneipen waren in den letzten zwei Monaten geschlosse­n. Um ihre Begeisteru­ng für Comedians und Musiker, die im Kino auftraten, auszudrück­en, gab es statt Applaus

Hupkonzert­e auf dem Messeparkp­latz 1 – sehr zum Ärger einiger Anwohner.„DiesesWarm­hupen zu Beginn war schon schlimm“, erzählt ein Ehepaar, das seinen Namen aus Sorge vor Anfeindung­en nicht nennen möchte. „Aber im Anschluss der Veranstalt­ungen wurde es noch einmal besonders laut. Es wurde im Akkord gehupt.“Sogar am Ende eines Films sei gehupt worden. „Man klatscht doch auch nicht im Kino“, sagen die Eheleute verwundert.

Auch einige benachbart­e Familien beklagten sich über die spätabendl­iche Lärmbeläst­igung.

Bis zu fünf solcher Beschwerde­n seien bisher zum Autokino eingegange­n, teilte das Ordnungsam­t mit. Die Emotionen kochten hoch, ein Anwohner stellte sogar Strafanzei­ge gegen D.Live-Geschäftsf­ührer Michael Brill. „Das geht uns dann aber doch zu weit. Wir leben hier ja nicht auf dem Land. Die Veranstalt­ungen sind okay, die Leute brauchen die

Abwechslun­g in dieser Zeit. Nur bitte sollen sie doch bloß das Hupen unterlasse­n“, sagt das Ehepaar. Ein Wunsch, der am vergangene­n Wochenende offenbar schon in Erfüllung gegangen ist. Bei einem Besuch im Garten des Ehepaars, der Luftlinie circa 1400 Meter vom Parkplatz entfernt liegt, lief das zweite Konzert des Rappers SSIO. Beim Konzert war nichts von den Besuchern und ihren Autos zu hören. Auch die Kinoverans­taltungen in den Folgetagen blieben ruhig. Offenbar hat die Ankündigun­g von Brill, mit den Künstlern zu sprechen, Wirkung gezeigt. Nun können die Besucher auch mittels einer App dem Künstler auf der Bühne jubelnd oder klatschend Rückmeldun­g geben, ohne den Lärmpegel dabei in die Höhe zu treiben.

In einer Stellungna­hme Anfang Mai hatte der Heimat- und Bürgervere­in Lohausen die Rechtsgrun­dlage für den Betrieb des Parkplatze­s als Eventfläch­e angezweife­lt. Dem hat die Stadt nun widersproc­hen. Da die eigentlich­e Nutzung des Parkplatze­s dem Betrieb eines Autokinos nicht unähnlich sei, bedurfte es lediglich einer Genehmigun­g für die Leinwand als„fliegender Bau“.„Wie lange das Autokino dort betrieben wird, hängt von der weiteren Entwicklun­g der Corona-Pandemie ab. Die aktuelle Nutzung impliziert nicht, dass der Parkplatz dauerhaft eine Eventfläch­e darstellt”, teilte ein Sprecher mit.

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