Autokino-Besucher verzichten auf Hupkonzerte
Aus der Nachbarschaft gab es Beschwerden und eine Strafanzeige gegen D.Live-Geschäftsführer Michael Brill. Statt Hupen gibt es jetzt eine Klatsch-App.
STOCKUM
Das Autokino ist bei vielen Menschen in und um Düsseldorf sehr gefragt, weil die Freizeitgestaltung wegen der Corona-Krise schwierig ist. Großveranstaltungen finden nicht statt, Restaurants und Kneipen waren in den letzten zwei Monaten geschlossen. Um ihre Begeisterung für Comedians und Musiker, die im Kino auftraten, auszudrücken, gab es statt Applaus
Hupkonzerte auf dem Messeparkplatz 1 – sehr zum Ärger einiger Anwohner.„DiesesWarmhupen zu Beginn war schon schlimm“, erzählt ein Ehepaar, das seinen Namen aus Sorge vor Anfeindungen nicht nennen möchte. „Aber im Anschluss der Veranstaltungen wurde es noch einmal besonders laut. Es wurde im Akkord gehupt.“Sogar am Ende eines Films sei gehupt worden. „Man klatscht doch auch nicht im Kino“, sagen die Eheleute verwundert.
Auch einige benachbarte Familien beklagten sich über die spätabendliche Lärmbelästigung.
Bis zu fünf solcher Beschwerden seien bisher zum Autokino eingegangen, teilte das Ordnungsamt mit. Die Emotionen kochten hoch, ein Anwohner stellte sogar Strafanzeige gegen D.Live-Geschäftsführer Michael Brill. „Das geht uns dann aber doch zu weit. Wir leben hier ja nicht auf dem Land. Die Veranstaltungen sind okay, die Leute brauchen die
Abwechslung in dieser Zeit. Nur bitte sollen sie doch bloß das Hupen unterlassen“, sagt das Ehepaar. Ein Wunsch, der am vergangenen Wochenende offenbar schon in Erfüllung gegangen ist. Bei einem Besuch im Garten des Ehepaars, der Luftlinie circa 1400 Meter vom Parkplatz entfernt liegt, lief das zweite Konzert des Rappers SSIO. Beim Konzert war nichts von den Besuchern und ihren Autos zu hören. Auch die Kinoveranstaltungen in den Folgetagen blieben ruhig. Offenbar hat die Ankündigung von Brill, mit den Künstlern zu sprechen, Wirkung gezeigt. Nun können die Besucher auch mittels einer App dem Künstler auf der Bühne jubelnd oder klatschend Rückmeldung geben, ohne den Lärmpegel dabei in die Höhe zu treiben.
In einer Stellungnahme Anfang Mai hatte der Heimat- und Bürgerverein Lohausen die Rechtsgrundlage für den Betrieb des Parkplatzes als Eventfläche angezweifelt. Dem hat die Stadt nun widersprochen. Da die eigentliche Nutzung des Parkplatzes dem Betrieb eines Autokinos nicht unähnlich sei, bedurfte es lediglich einer Genehmigung für die Leinwand als„fliegender Bau“.„Wie lange das Autokino dort betrieben wird, hängt von der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie ab. Die aktuelle Nutzung impliziert nicht, dass der Parkplatz dauerhaft eine Eventfläche darstellt”, teilte ein Sprecher mit.