Rheinische Post

Heil geht gegen Fleischind­ustrie vor

Der Arbeitsmin­ister will die branchenüb­lichen Werkverträ­ge stark einschränk­en.

- VON KRISTINA DUNZ

BERLIN Nach der überrasche­nden Verschiebu­ng der Kabinettse­ntscheidun­g über schärfere Arbeitsund Gesundheit­sschutzvor­schriften in der Fleischind­ustrie hat Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) ein hartes Durchgreif­en angekündig­t. Dabei wird es voraussich­tlich um Einschränk­ungen der Werkverträ­ge mit Subunterne­hmen gehen. Es habe jahrelang Bemühungen um Verbesseru­ngen gegeben, die in der Branche trickreich umgangen worden seien, sagte Heil am Montag in Berlin. „Es ist Zeit, in diesem Bereich aufzuräume­n und durchzugre­ifen.“

Es dürfe nicht weiter auf Werkverträ­ge„mit Sub- und Sub-Sub-Unternehme­n und organisier­te Verantwort­ungslosigk­eit“gesetzt werden. Heils Beschlussv­orschlag sieht offensicht­lich ein weitgehend­es Verbot von Werkverträ­gen in Schlachthö­fen vor. Ferner kündigte er an, dass der Bußgeldrah­men fürVerstöß­e von 15.000 auf 30.000 Euro angehoben werden und es auch verbessert­e Kontrollen geben solle.

Agrarminis­terin Julia Klöckner (CDU) sagte unserer Redaktion: „Natürlich muss sich etwas ändern, und in der Sache muss hier durchgegri­ffen werden. Angefangen von höheren Bußgeldern bis hin zu einer verbindlic­hen Verantwort­ung für die Arbeitskrä­fte.“Das „Rausreden, Subunterne­hmen seien verantwort­lich, man wisse nicht, wie die ausländisc­hen Arbeitskrä­fte untergebra­cht seien, und der Verweis, dass

Inhaber von Werkverträ­gen selbst für alles verantwort­lich seien“, überzeuge nicht. Der Chef der Unionsfrak­tion im Bundestag, Ralph Brinkhaus (CDU), sagte: „Die Zustände in Teilen der Fleischind­ustrie sind nicht erst seit der Corona-Pandemie unhaltbar. Hier muss sich dringend etwas ändern.“

Derzeit mehren sich Corona-Ausbrüche bei Arbeitskrä­ften der Fleischind­ustrie. Die infizierte­n Mitarbeite­r sind meist Werkvertra­gskräfte aus Osteuropa, die bei Subunterne­hmen beschäftig­t und in Sammelunte­rkünften untergebra­cht sind. Nach Nordrhein-Westfalen verzeichne­t nun auch Niedersach­sen einen massiven Corona-Ausbruch in der Branche. Nordrhein-Westfalen

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