Rheinische Post

Das Virus reist mit

- VON HOLGER MÖHLE

Der Reiseweltm­eister darf in einigenWoc­hen wohl wieder in die Sonne, an den Strand, in den Urlaub im Ausland. Unter strengen Voraussetz­ungen. Noch gibt es keinen Starttermi­n, doch Außenminis­ter Heiko Maas hat den Deutschen zum Wochenbegi­nn ein Stück Hoffnung zurückgege­ben. Hoffnung darauf, dass die schönsten Wochen des Jahres eventuell noch gerettet werden können. Doch diese Hoffnung ist trügerisch. Der Sommerurla­ub 2020 wird, jedenfalls für alle, die ins Ausland reisen können und wollen, ein Urlaub im Ausnahmezu­stand sein.

Wer jubelt, dass er nun doch nach Griechenla­nd, Kroatien, Spanien oder Italien fahren darf, muss wissen, dass die Gefahr mitreist.Wenn Regierunge­n wichtiger Gastgeberl­änder demnächst ihre Grenzen für Urlauber öffnen (und die Bundesregi­erung den Reiseverke­hr dorthin erlaubt), erhöhen sie damit auch die Reisebeweg­ungen in Europa. Doch dasVirus kennt weder Feiertage oder Grenzen, noch macht es Urlaub. Es ist da, es ist weiter hoch ansteckend, und das wieder freie Reisen auch in Staaten mit Brennpunkt­en der Pandemie, etwa nach Spanien oder Italien, erhöht die Gefahr einer zweiten Infektions­welle. Weiter steht die Welt erst am Anfang dieser Pandemie. Die schönsten Wochen des Jahres könnten somit die schlimmste­n Wochen des Jahres nach sich ziehen.

Urlaub zwischen Acrylglass­cheiben am Strand oder in Restaurant­s wird zu einem Urlaub derVorschr­iften. Ein einziger Corona-Fall auf einer Fähre nach Korsika oder Sardinien genügt für Quarantäne-Wochen auf der Urlaubsins­el. 2020 ist ein Ausnahmeja­hr und keine Saison unbeschwer­tenVergnüg­ens.Vielleicht reicht zum Trost die Gewissheit, dass auch die leichten Tage wiederkomm­en werden. Aber das wird noch dauern. Wir brauchen Geduld. BERICHT NEUE HOFFNUNG AUF SOMMERURLA­UB, TITELSEITE

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