Tödlicher Ehestreit kommt vor Gericht
Die Staatsanwaltschaft klagt eine 40-Jährige des Mordes an. Sie soll ihren Mann erstochen haben.
FRIEDRICHSTADT (wuk) Es sei bloß ein Kratzer gewesen, ein ungewollter Ausrutscher mit einem Küchenmesser, ein Unfall: So hat eine 40-jährige Hausfrau im Dezember 2019 den plötzlichen Tod ihres Mannes (39) dargestellt. In derWohnung der Kleinfamilie an der Scheurenstraße war es spätnachts nach einem Disput des koreanischen Paares zu dem Ehedrama gekommen, das jetzt vor das Landgericht kommt. In der Anklage gegen die Ehefrau geht es aber nicht um Tod aus Versehen, sondern um heimtückischen Mord. Ohne Vorwarnung habe sie das Küchenmesser so tief in den Rücken ihres Mannes gestoßen, dass die Klinge den kompletten Oberkörper durchdrang und vorne fast wieder herauskam. Mit einem Pflasterverband hatte die Angeklagte versucht, dieWunde zu versorgen. Ihr Mann ist währenddessen nach innen verblutet.
Wenig schmeichelhaft habe sich die Angeklagte in den Jahren zuvor über ihren Mann geäußert, wie Zeugen berichteten. Er sei zu klein, zu hässlich und verdiene nicht genug Geld. Und um den gemeinsamen zweijährigen Sohn kümmere er sich auch nicht genug, würde viel zu viel arbeiten, soll seine Frau geklagt haben. Handfesten Streit habe es in der Ehe aber nicht gegeben. Nur einmal, als die Frau ihren Mann angeblich mit einem Küchenmesser bedroht haben soll, habe sich der Mann bei einem Arbeitskollegen nach Details einer Scheidung erkundigt, das aber schnell wieder verworfen: Wegen des kleinen Sohnes könne er die Frau nicht verlassen.
In der Tatnacht rief die Frau laut Ermittlungen erst eine Freundin an, dann den Rettungswagen. Ihr Mann, erzählte sie Zeugen, habe sie nach einem gemeinsamen Zechgelage in der heimischen Küche bedrängt, sie habe ihn abgewiesen – und ihn mit dem Küchenmesser am Rücken„gekratzt“. Das habe ihr sofort leid getan, also habe sie ihm einen großflächigen Pflasterverband auf den Rücken geklebt und sich bei ihm entschuldigt. Doch kurz danach habe sein Herz nicht mehr geschlagen. Sanitäter und Notarzt konnten dem 39-Jährigen nicht mehr helfen, die Frau habe sich weinend nur Freunden anvertraut, bei der Polizei jedoch jede Aussage verweigert. Blutproben ergaben 1,9 Promille beim Opfer und 1 Promille Alkohol im Blut der Frau.
Ob die Mordanklage gegen sie zugelassen wird und wann der Prozess gegen sie starten könnte, ist noch nicht entschieden. Wo der zweijährige Junge seit der Tatnacht untergebracht wurde, ist nicht bekannt.