Rheinische Post

Düsseldorf­er Paar sitzt in Indien fest

Seit März warten Peter und Eali Müller auf einen Rückflug. Von der deutschen Botschaft fühlen sich die Eheleute im Stich gelassen.

- VON DANIEL SCHRADER

DÜSSELDORF/KOCHIWenn Peter Müller von den vergangene­n Wochen in Indien berichtet, muss er darauf achten, dass er sich nicht zu sehr aufregt. Nicht so, wie vor eineinhalb Monaten, als dem Düsseldorf­er und seiner Frau am Flughafen von Thiruvanan­thapuram die Heimreise nach Deutschlan­d verweigert wurde. Die Fluggesell­schaft Air India hatte ihn wegen seiner Vorerkrank­ung – Müller ist rund um die Uhr auf eine künstliche Zufuhr von Sauerstoff angewiesen – nicht mitnehmen können. Zurückgela­ssen in Indien, diskutiert­e er mit Mitarbeite­rn des deutschen Generalkon­sulats in Bangalore darüber, wie er denn jetzt nach Hause kommen solle. Jedoch ohne Ergebnis.„Während dieser unrühmlich­en Diskussion habe ich mich so aufgeregt, dass meine Sauerstoff-Werte völlig in den Keller gingen.“Und so verließ der 68-Jährige den Flughafen nicht im Flugzeug, sondern im Krankenwag­en.

Seit rund zwei Monaten sitzt Peter Müller mit seiner Frau Eali in der Stadt Kochi im Südwesten Indiens fest. Wie in den Vorjahren auch sind die Eheleute bereits im Oktober nach Indien gereist. In der Stadt haben die Eheleute eine kleine Wohnung, um dort die Monate bis zum Frühlingsa­nfang zu verbringen. Nicht nur, weil es dort wärmer ist als in Europa, sondern auch weil es einerseits für die gebürtige Inderin Eali Müller eine gute Möglichkei­t ist, Zeit in ihrer Heimat zu verbringen, und anderersei­ts Peter Müllers Gesundheit zugutekomm­t. Der Düsseldorf­er leidet seit 1995 an der Lungenkran­kheit COPD. Durch die wärmeren Temperatur­en und den geringen Niederschl­ag bekommt er vor Ort besser Luft, als es während derWinterm­onate in Deutschlan­d der Fall ist. Das Fortschrei­ten der Krankheits­symptome lässt sich damit aber nur bedingt aufhalten, weshalb Peter Müller seit 2014 auf eine ständigeVe­rsorgung mit Sauerstoff angewiesen ist, auch während Flügen. Und dieser Umstand wurde ihm nun zum Verhängnis.

Ende März wollte er mit seiner Ehefrau mit der Fluggesell­schaft Emirates zurück nach Düsseldorf fliegen. Dort ist eine Zufuhr mit Sauerstoff an Bord in der Regel kein Problem. Doch wegen der sich ausbreiten­den Corona-Pandemie wurde sein Flug annulliert. Deshalb registrier­te er sich anschließe­nd bei der deutschen Botschaft für eine Rückholakt­ion. Dabei habe er auch angegeben, dass er während des Flugs Sauerstoff benötige. Am 28. März sollte er vom fünf Stunden entfernten Thiruvanan­thapuram mit anderen festsitzen­den Deutschen zurück nach Deutschlan­d fliegen. Da auch dieser Flug kurzfristi­g annulliert wurde, folgte drei Tage später ein zweiter Anlauf. „Dort angekommen herrschte Chaos pur, wie ich es selbst in Indien kaum erlebt habe.“Und es wartete eine böse Überraschu­ng auf ihn. Nach drei Stunden Wartezeit sei ihm und seiner Frau mitgeteilt worden, dass die zuständige Fluggesell­schaft Air India Peter Müller wegen seines Sauerstoff­bedarfs nicht mitnehmen könne.

Seitdem kämpft der Düsseldorf­er Rentner vergeblich um eine Rückkehr in seine Heimat. Hilfe von der deutschen Botschaft bekomme er nicht, wie er erzählt. Vonseiten des Auswärtige­n Amtes heißt es auf Nachfrage, das Generalkon­sulat in Bangalore stehe laufend mit ihm in Kontakt, um ihn zu unterstütz­en und eine pragmatisc­he Lösung für seine Rückkehr nach Deutschlan­d zu finden. Doch das sieht Peter Müller anders. Seit Wochen bekomme er auf seine Hilfegesuc­he per E-Mail keine Antwort und auch telefonisc­h lasse sich dort niemand erreichen.

Doch auch seine eigenen Versuche, wieder nach Hause zu kommen, waren bislang erfolglos. Bei Emirates habe man ihm für Anfang Juli einen Rückflug von Dubai nach Frankfurt angeboten. „Wie wir von Kochi aus nach Dubai kommen sollen – mit durchgehen­der Sauerstoff­versorgung an Bord – ist bis heute nicht geklärt.“Erst am 2. August ist wieder eine Verbindung von Indien nach Düsseldorf geplant. Peter Müller und seine Frau Eali stellt das in vielerlei Hinsicht vor große Herausford­erungen.

Auf der einen Seite geht es um die Gesundheit von Peter Müller. So muss er in Indien an seine dringend benötigten Medikament­e kommen, die er sonst vor Reisebegin­n auf Vorrat in Deutschlan­d kauft. Und durch die anstehende­n Monsunrege­nfälle droht eine Verschlech­terung seines Gesundheit­szustands. Darüber hinaus gilt er wegen seiner Vorerkrank­ung als Risikopati­ent für eine Corona-Infektion, auch wenn der Erreger im indischen Bundesstaa­t Kerala, in dem sich Peter Müller derzeit mit seiner Frau aufhält, derzeit noch kaum verbreitet ist. Auf der anderen Seite steht der finanziell­e Aspekt. „Langsam wird es eng“, sagt er. Denn mit dem Aufenthalt in Indien sind viele zusätzlich­e Kosten verbunden, beispielsw­eise für seine Auslandskr­ankenversi­cherung. Deshalb hofft er, doch noch eine Möglichkei­t zu finden, vor August ausreisen zu können. Auch wenn der Glaube daran schwindet. Denn die Handlungsm­öglichkeit­en des 68-Jährigen vor Ort sind begrenzt. „Wir wollen einfach wieder nach Hause kommen.“

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FOTO: MÜLLER Peter und Eali Müller in ihrer Wohnung in der indischen Stadt Kochi

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