Düsseldorfer Paar sitzt in Indien fest
Seit März warten Peter und Eali Müller auf einen Rückflug. Von der deutschen Botschaft fühlen sich die Eheleute im Stich gelassen.
DÜSSELDORF/KOCHIWenn Peter Müller von den vergangenen Wochen in Indien berichtet, muss er darauf achten, dass er sich nicht zu sehr aufregt. Nicht so, wie vor eineinhalb Monaten, als dem Düsseldorfer und seiner Frau am Flughafen von Thiruvananthapuram die Heimreise nach Deutschland verweigert wurde. Die Fluggesellschaft Air India hatte ihn wegen seiner Vorerkrankung – Müller ist rund um die Uhr auf eine künstliche Zufuhr von Sauerstoff angewiesen – nicht mitnehmen können. Zurückgelassen in Indien, diskutierte er mit Mitarbeitern des deutschen Generalkonsulats in Bangalore darüber, wie er denn jetzt nach Hause kommen solle. Jedoch ohne Ergebnis.„Während dieser unrühmlichen Diskussion habe ich mich so aufgeregt, dass meine Sauerstoff-Werte völlig in den Keller gingen.“Und so verließ der 68-Jährige den Flughafen nicht im Flugzeug, sondern im Krankenwagen.
Seit rund zwei Monaten sitzt Peter Müller mit seiner Frau Eali in der Stadt Kochi im Südwesten Indiens fest. Wie in den Vorjahren auch sind die Eheleute bereits im Oktober nach Indien gereist. In der Stadt haben die Eheleute eine kleine Wohnung, um dort die Monate bis zum Frühlingsanfang zu verbringen. Nicht nur, weil es dort wärmer ist als in Europa, sondern auch weil es einerseits für die gebürtige Inderin Eali Müller eine gute Möglichkeit ist, Zeit in ihrer Heimat zu verbringen, und andererseits Peter Müllers Gesundheit zugutekommt. Der Düsseldorfer leidet seit 1995 an der Lungenkrankheit COPD. Durch die wärmeren Temperaturen und den geringen Niederschlag bekommt er vor Ort besser Luft, als es während derWintermonate in Deutschland der Fall ist. Das Fortschreiten der Krankheitssymptome lässt sich damit aber nur bedingt aufhalten, weshalb Peter Müller seit 2014 auf eine ständigeVersorgung mit Sauerstoff angewiesen ist, auch während Flügen. Und dieser Umstand wurde ihm nun zum Verhängnis.
Ende März wollte er mit seiner Ehefrau mit der Fluggesellschaft Emirates zurück nach Düsseldorf fliegen. Dort ist eine Zufuhr mit Sauerstoff an Bord in der Regel kein Problem. Doch wegen der sich ausbreitenden Corona-Pandemie wurde sein Flug annulliert. Deshalb registrierte er sich anschließend bei der deutschen Botschaft für eine Rückholaktion. Dabei habe er auch angegeben, dass er während des Flugs Sauerstoff benötige. Am 28. März sollte er vom fünf Stunden entfernten Thiruvananthapuram mit anderen festsitzenden Deutschen zurück nach Deutschland fliegen. Da auch dieser Flug kurzfristig annulliert wurde, folgte drei Tage später ein zweiter Anlauf. „Dort angekommen herrschte Chaos pur, wie ich es selbst in Indien kaum erlebt habe.“Und es wartete eine böse Überraschung auf ihn. Nach drei Stunden Wartezeit sei ihm und seiner Frau mitgeteilt worden, dass die zuständige Fluggesellschaft Air India Peter Müller wegen seines Sauerstoffbedarfs nicht mitnehmen könne.
Seitdem kämpft der Düsseldorfer Rentner vergeblich um eine Rückkehr in seine Heimat. Hilfe von der deutschen Botschaft bekomme er nicht, wie er erzählt. Vonseiten des Auswärtigen Amtes heißt es auf Nachfrage, das Generalkonsulat in Bangalore stehe laufend mit ihm in Kontakt, um ihn zu unterstützen und eine pragmatische Lösung für seine Rückkehr nach Deutschland zu finden. Doch das sieht Peter Müller anders. Seit Wochen bekomme er auf seine Hilfegesuche per E-Mail keine Antwort und auch telefonisch lasse sich dort niemand erreichen.
Doch auch seine eigenen Versuche, wieder nach Hause zu kommen, waren bislang erfolglos. Bei Emirates habe man ihm für Anfang Juli einen Rückflug von Dubai nach Frankfurt angeboten. „Wie wir von Kochi aus nach Dubai kommen sollen – mit durchgehender Sauerstoffversorgung an Bord – ist bis heute nicht geklärt.“Erst am 2. August ist wieder eine Verbindung von Indien nach Düsseldorf geplant. Peter Müller und seine Frau Eali stellt das in vielerlei Hinsicht vor große Herausforderungen.
Auf der einen Seite geht es um die Gesundheit von Peter Müller. So muss er in Indien an seine dringend benötigten Medikamente kommen, die er sonst vor Reisebeginn auf Vorrat in Deutschland kauft. Und durch die anstehenden Monsunregenfälle droht eine Verschlechterung seines Gesundheitszustands. Darüber hinaus gilt er wegen seiner Vorerkrankung als Risikopatient für eine Corona-Infektion, auch wenn der Erreger im indischen Bundesstaat Kerala, in dem sich Peter Müller derzeit mit seiner Frau aufhält, derzeit noch kaum verbreitet ist. Auf der anderen Seite steht der finanzielle Aspekt. „Langsam wird es eng“, sagt er. Denn mit dem Aufenthalt in Indien sind viele zusätzliche Kosten verbunden, beispielsweise für seine Auslandskrankenversicherung. Deshalb hofft er, doch noch eine Möglichkeit zu finden, vor August ausreisen zu können. Auch wenn der Glaube daran schwindet. Denn die Handlungsmöglichkeiten des 68-Jährigen vor Ort sind begrenzt. „Wir wollen einfach wieder nach Hause kommen.“