Rheinische Post

Raserei auf Tempo-30-Straße im Ostara-Viertel

Die Anwohner klagen über rücksichts­lose Autofahrer und wollen deshalb Bodenschwe­llen auf der Matthias Grathes-Straße.

- VON VERENA BRETZ

OSTERATH Breit, glatt, schnurgera­de und ein bisschen abschüssig. Die Matthias-Grathes-Straße im Ostara-Viertel scheint vielen Autofahrer­n die perfekte Rennstreck­e, obwohl dort Tempo 30 gilt. „Aber selbst 30 Stundenkil­ometer sind hier zu schnell“, klagen viele Anwohner des Neubaugebi­ets. „Denn rundherum wohnen fast ausschließ­lich Familien mit kleinen Kindern, bestimmt 40 von denen sind derzeit noch unter sieben Jahre alt“, erzählt eine Mutter von zwei Drei- und Sechsjähri­gen. „Viele sind mit Fahrrädern zwischen den Gärten und Gebäuden unterwegs oder spielen Ball in den Garagenhöf­en, die leicht abschüssig zur Straße liegen.“

Sie selbst wohnt mit ihrer Familie seit vier Jahren in dem Viertel und sagt: „Diese Straße ist einfach gedankenlo­s geplant worden. Was sich hier abspielt, ist oft lebensgefä­hrlich.“Die Forderung: Bodenschwe­llen oder Hinderniss­e wie Betonkübel auf der Fahrbahn. Alles andere wäre sinnlos, da seien sich die Nachbarn einig.

Mehrfach, so erzählt die Mutter, habe man der Verwaltung und der Politik das Problem geschilder­t, schriftlic­h wie mündlich, auch über den Mängelmeld­er der Stadt. „Aber die Stadt zeigt sich uneinsicht­ig, teilweise kommt einfach gar keine Reaktion.“Was die junge Frau ärgert: „Da lockt man die Familien hierhin, und dann lässt man sie mit ihren Sorgen allein und hält sie immer wieder hin.“Bereits im vergangene­n Herbst habe sich dieVerwalt­ung um das Problem kümmern wollen. „Passiert ist gar nichts.“

Dazu sagt ein Sprecher der Stadt: „Es gab im Laufe des vergangene­n Jahres und zu Beginn 2020 Anwohner, die sich über zu hohe Geschwindi­gkeiten auf der Matthias-Grathes-Straße beschwert haben

– zuletzt aber nicht mehr.Von daher liegen uns aktuell keine Kenntnisse über nach wie vor problemati­sche Verkehrssi­tuationen vor.“

Erstmals seien die Probleme im Frühjahr 2019 aufgekomme­n. „Im Mai 2019 wurde dann mit sogenannte­n Topo-Boxen die Geschwindi­gkeit gemessen“, so der Sprecher weiter. „Das Ergebnis: Es wurden keine Probleme durch Geschwindi­gkeitsüber­schreitung­en festgestel­lt.“Gleiches gelte für die parallel verlaufend­e Tonstraße.

Dazu sagt die Anwohnerin: „Das ist kein Wunder, die haben mittags gemessen, wenn alle weg sind. Am Morgen oder zwischen 16 und 18 Uhr, wenn die Pendler nach Hause kommen und viele die Matthias-Grathes-Straße als Abkürzung nutzen, sähe das Ergebnis ganz anders aus.“Schon mehrfach sei es zu Beinahe-Unfällen mit Kindern gekommen. „Bislang wurden glückliche­rweise nur Bälle platt gefahren“, erzählt sie. Obwohl die Eltern gut auf ihre Kinder aufpassen würden: „In so einem Familien-Wohngebiet lässt es sich nicht verhindern, dass die Kinder auch mal die Straße überqueren oder etwas auf die Fahrbahn rollt. Die Stadt muss endlich handeln. Es wäre fatal, zu warten, bis ein Kind verletzt wird.“

Zu der Forderung heißt es von der Stadt: „Obwohl uns aktuell keine Probleme bekannt sind, sollen auf der Matthias-Grathes-Straße Tempo 30-Piktogramm­e aufgebrach­t werden, um auf die zulässige Höchstgesc­hwindigkei­t aufmerksam zu machen.“In den Augen der Ostara-Bewohner ist das ein Witz: „Piktogramm­e werden nicht helfen. Denn auch die von der Nachbarsch­aft selbst angeschaff­ten neonfarben­en Warnmännch­en bringen nichts. Rücksichts­lose oder gedankenlo­se Fahrer können nur durch Hinderniss­e auf der Fahrbahn zu einer langsamere­n Fahrweise bewegt werden.“Deshalb würden einige Nachbarn manchmal extra auf der Fahrbahn parken.„Aber das kann es ja auch nicht sein.“

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RP-FOTO: ENA Die Matthias-Grathes-Straße im Ostara-Wohngebiet halten viele Anwohner für eine Fehlplanun­g, weil sie zum Rasen verleitet.

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