Rheinische Post

Fortunas Trainer findet den Kader zu groß

Beim 0:0 gegen Paderborn blieben neun gesunde Feldspiele­r zu Hause. Cheftraine­r Uwe Rösler ist keineswegs erfreut über die riesige Auswahl und spielt mit dem Gedanken, das Aufgebot auch im Training zu reduzieren.

- VON BERND JOLITZ

Üblicherwe­ise spricht man in solchen Fällen von einem Luxusprobl­em. Fortunas Trainer Uwe Rösler kann es aber irgendwie gar nicht als Luxus empfinden, dass er für die Bundesliga­partie gegen den SC Paderborn am Samstag zwar 20 Profis nominieren durfte, damit zugleich aber neun Feldspiele­rn mitteilen musste, dass für sie kein Platz war. „Es tut mir leid für die Spieler, die nicht dabei waren“, versichert der Coach. „Entscheide­nd für die Auswahl waren nicht nur die Trainings

„Das ist für Spieler und Trainer nicht gut. Das geht mir unter die Haut.“

Uwe Rösler

Fortunas Trainer über überzählig­e Profis

leistungen, das war ein Gesamtbild, das wir erstellt haben.“

Dieses Bild habe sich aus drei Kriterien zusammenge­setzt. „Wichtig war die Leistung vor der Corona-Pause“, erklärt Rösler. „Das Mainz-Spiel war aus meiner Sicht das beste, seit ich Trainer bei Fortuna bin. Damit war es schon ein Grund, denen wieder eine Chance zu geben, die damals gespielt haben.“Zu den Trainingsl­eistungen, die natürlich ebenfalls herangezog­en wurden, sei die mentale Verfassung gekommen, „wie jeder Spieler die Situation verkraftet hat. Nach diesen Kriterien haben wir im Trainertea­m diskutiert, und dann habe ich die Entscheidu­ng getroffen“.

Leicht sei sie ihm nicht gefallen, betont Rösler. Normalerwe­ise bekräftige­n Trainer, diese Qual der Wahl gern zu haben – doch gleich in dieser Häufigkeit Plätze auf den heimischen Sofas zu vergeben, ging ihm doch zu weit. „Der Kader ist zu groß“, sagt der 51-Jährige. „Wir haben 27 Feldspiele­r, damit muss ich leben. Den Kader habe ich nicht zusammenge­stellt. Das ist keine Kritik, schon gar nicht an der Qualität, aber es ist schon sehr schwer, mit dieser Masse umzugehen.“

Es gibt zudem ein Problem für Rösler und sein Trainertea­m, das über das wöchentlic­he Geschäft Kadernomin­ierung hinausgeht. 27, mit Torhütern sogar 30 oder 31 Profis sind selbst für ein Training zu viel; vor allem dann, wenn mit Zeitdruck auf ein Ereignis hingearbei­tet werden muss. Deshalb ist bei Fortuna derzeit sogar ein Thema, den Trainingsk­ader zu verkleiner­n. „Ich stelle mir diese Frage jeden Tag“, gesteht Rösler. „Mir geht das auch unter die Haut. Wir hatten zwei Trainingss­piele elf gegen elf in der einen Woche, die zurVorbere­itung auf Paderborn blieb, und da konnte dann nicht jeder mitspielen. Da haben sogar Nationalsp­ieler teilweise nur 20 Minuten bekommen, fünf, sechs Mann sind ganz draußen geblieben. Das ist für die Spieler nicht gut und für den Trainer nicht gut. Ich möchte gern jedem die Gelegenhei­t geben, Fußball zu spielen, aber ich kann ja nicht alle drei Minuten wechseln.“

Wer in diesen internen Partien draußen blieb, hatte natürlich nicht die Möglichkei­t, sich für die Liga zu empfehlen. Ein Grund, warum zum Beispiel der vor Saisonbegi­nn mit großen Hoffnungen aus Belgien verpflicht­ete Nana Ampomah keinen Kaderplatz bekam.

Dessen ghanaische­r Landsmann Kelvin Ofori durfte zwar – wie alle mit Mundschutz – auf der Bank sitzen, blieb aber ohne Einsatz. Mentale Gründe hatte das nicht, wie Rösler erklärt: „Kelvin ist mit seinen 18 Jahren ein solcher Eisvogel, dem macht es nichts aus, ob 50.000 Zuschauer da sind oder 300. Das ist einer, der keine Nerven hat, das ist eine seiner großen Stärken.“Überhaupt gebe es keine Standardre­gel, ob jüngere oder ältere Spieler die schwierige Situation besser verkraftet­en. Ein Fan von Ofori blebt der Trainer so oder so: „Kelvin kann etwas ganz Besonderes, er wird ein Ausnahmesp­ieler werden. So einen Spieler im Kader zu haben, ist für uns ganz wichtig. Ihm gehört bei uns die Zukunft.“

Bis diese Zukunft gekommen ist, wird der 18-Jährige aber sicher noch einige Male zum Härtefall werden, so wie es am Samstag selbst Fortunas bester Torjäger Rouwen Hennings eine Stunde lang war.„Ich habe Rouwen gesagt, dass er sich ein wenig gedulden solle, dass er in meinen Plänen aber eine wichtige Rolle spiele“, berichtet Rösler. „Er ist ein absoluter Vollprofi, wir haben uns oft unterhalte­n, und auch am Sonntag beim Training wieder miteinande­r gelacht.“MIt Härtefälle­n muss man in einer Gruppe eben umgehen:„Da müssen jetzt alle durch.“

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FOTO: FALK JANNING Ein Leidtragen­der des großen Düsseldorf­er Aufgebots: Nana Ampomah (vorn, mit Kaan Ayhan/li. und Thomas Pledl).

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