Zu viele Akteure
Digitales Lernen
Zu „Digital lernen, aber ohne Computer“(RP vom 29. April): Wenn man das liest, wird einem nochmal klar, welchen bildungspolitischen Irrsinn sich Deutschland leistet. Man wundert sich, dass bei einem derart verwinkelten System überhaupt noch etwas funktioniert. Ohne das Engagement der Lehrer sähe das häufig sehr schlecht aus. Es sind einfach zu viele Akteure beteiligt. Da gibt es das Bundesministerium für Bildung und Forschung, das aber z.B. keine Gelder für die Digitalisierung der Schulen zur Verfügung stellen darf, ohne dass vorher das Grundgesetz geändert werden muss. Schließlich ist Bildung Ländersache. Für die dingliche Ausstattung der Schulen sind die Kommunen zuständig. Spätestens wenn man im Fernsehen oder aus den Zeitungen erfährt, dass für die Beschaffung von Desinfektionsmitteln, Masken, usw. die Städte zuständig sind, weiß man, wie weit man von einheitlichen, nachvollziehbaren Lösungen entfernt ist. Manche Kommunen, die knapp bei Kasse sind, können nicht einmal im Normalbetrieb eine angemessene Reinigung der Toilettenanlagen gewährleisten. Auch die für das „Homeschooling“wichtige digitale Ausstattung der Schulen ist Sache der Kommunen. Hier genügt es nicht, mit Mitteln aus dem „Digitalpakt“einfach mal 50 Notepads anzuschaffen. Dazu gehört unter anderem eine entsprechende Infrastruktur (Wlan, Serverstruktur) sowie ein Sicherheitskonzept. Das kostet! Zudem muss jemand vor Ort sein, der das System am Laufen hält. Ohne das Engagement einzelner Lehrer würde nichts funktionieren. Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass die Schüler zu Hause unterschiedlich ausgestattet sind und sich in verschiedenen Lernsituationen befinden. Man muss sich daher nicht wundern, dass mit dem „Homeschooling“in vielen Fällen die Ziele nicht erreicht werden.