Der Kirchenläufer aus Itter
Martin Kreitzberg aus Itter dokumentiert sein ehrgeiziges Projekt im Internet. Ihm fehlen nur noch sechs Kirchen.
Versicherungskaufmann Martin Kreitzberg joggt gern und hat sich alle Düsseldorfer Kirchen zum Ziel gesetzt. Bei 148 war er schon.
ITTER Es sind keine religiösen oder spirituellen Motive, die ihn antreiben, sondern einfach die Lust am Sport: Martin Kreitzberg, 56 Jahre alt, vierfacher Vater und Versicherungskaufmann aus Itter, hat es sich zum Ziel gesetzt, zu sämtlichen Düsseldorfer Kirchen zu joggen. 148 Gotteshäuser stehen auf seiner Liste, 142 davon hat er schon abgelaufen – und postet dazu jeweils ein Foto in den sozialen Medien.
„Mich haben schon Leute gefragt, warum ich die Kirchen fotografiere“, erzählt Kreitzberg. Das Interesse an seinem Projekt sei groß – und die Reaktionen teilweise enttäuscht, wenn er berichtet, dass es sich bei seinem Projekt nicht um eine sportliche Pilgerreise, sondern eine ganz profane Aktion handelt. Auch mit Corona und den daraus resultierenden Einschränkungen hat der #churchrun, unter dem Kreitzberg postet, nichts zu tun. Denn begonnen hat er sein Projekt schon vorher, am 13. Januar, als er bei seiner üblichen Runde eine Pause machte und von der Schönheit der Pfarrkirche St. Nikolaus im benachbarten Dorf Himmelgeist beeindruckt war. „Dann habe ich mir immer wieder Kirchen zum Ziel gesetzt, in Itter, in Wersten und Holthausen“, so Kreitzberg.
Später habe er seine Kirchenläufe systematisiert. Aus dem Internet lud Kreitzberg sich eine Liste mit Düsseldorfer Gotteshäusern herunter – nicht nur christliche Kirchen, sondern auch jüdische und muslimische Gebetsstätten. „Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit, bestimmt übersehe ich ein paar Kapellen“, so der Läufer. Jede seiner Touren beginnt im heimischen Itter, führt ihn dabei teilweise mehr als 30 Kilometer in den Düsseldorfer Norden und Osten.
„Ich wohne seit 30 Jahren in der Stadt, aber auf diese Weise finde ich wunderschöne Ecken, die ich bisher nicht kannte“, berichtet Kreitzberg. Angetan haben es ihm beispielsweise die ländlichen Viertel Angermund, Hubbelrath und Knittkuhl. „Nach so langen Touren nehme ich allerdings den Bus zurück nach Hause“, räumt der Läufer ein. Außerdem verbindet er auf den Touren, die ihn weit durch die Stadt führen, mehrere Kirchen. „Sonst wäre das ein Jahresprojekt, da ich nur etwa dreimal die Woche zum Laufen komme.“Martin Kreitzberg ist immer wieder fasziniert, wie schön Düsseldorf ist – auch an den Orten, die weniger bekannt sind. Wie weit er insgesamt zu Düsseldorfs Kirchen gelaufen ist, zählt er nicht mit. Allerdings ist Kreitzberg sicher, dass es bereits jetzt „viele hundert Kilometer“sind.
Das Laufen ist für den Itterer vor allem eine Abwechslung zum Bürojob und ein Moment, den er in Ruhe für sich hat. „Aber ich gehöre nicht zu der Sorte Läufer, die in dem Sport einen höheren Sinn sehen“, sagt Kreitzberg.
Entstanden ist eine Liebe zum Laufsport bei der Bundeswehr. Dort, so erinnert sich der 56-Jährige, gab es für einen gelaufenen Marathon einen Tag Freizeit. „Also habe ich angefangen zu trainieren und mir so ein paar freie Tage erarbeitet.“Begleitet hat ihn der Sport durch sein ganzes Leben: Als Kreitzberg 48 war, beschloss er, an seinem 50. Geburtstag seinen 50. Marathon zu laufen. Allerdings lagen damals noch 16 Läufe zwischen ihm und dieser Zahl – Kreitzberg nahm das Projekt also in Angriff, schrieb darüber in einem Sportmagazin – und feierte tatsächlich seinen 50. Geburtstag mit der Teilnahme am berühmten New-York-Marathon.
Sechs Jahre später läuft er also zu den Düsseldorfer Kirchen. Und es habe bisher keinen Moment gegeben, an dem er das Großprojekt bereut habe.„SogarVorbereitung, Routenplanung und Recherche machen mir Spaß, auch wenn es sich vielleicht langweilig anhört“, so Kreitzberg. Jede Tour sei etwas Besonderes und das Laufen eben seine Marotte. Er hat sich auch schon entschieden, wie er den Churchrun beenden will: „Meine letzte Kirche soll St. Andreas in der Altstadt sein, eines der schönsten Gotteshäuser der Stadt.“Wie es danach weitergeht? „Nun, ich überlege beim Laufen schon manchmal, welche Aktion ich starte, wenn ich mit den Kirchen fertig bin. Mal abwarten...“