Rheinische Post

OB-Kandidat Keller schlägt Gastroschu­tzschirm vor

- VON ALEXANDER ESCH

Angesichts der existenzie­ll bedrohlich­en Lage, in der sich viele Gastronome­n auch nach der Wiedereröf­fnung befinden, schlägt OB-Kandidat Stephan Keller (CDU) einen kommunalen Rettungssc­hirm vor. Zwar sei ein solches Hilfspaket eigentlich Sache von Bund und Land, wenn es aber nicht dazu komme, dürfe sich „die Stadt nicht vom Acker machen“. Vielmehr müsse sie schnell helfen, da die Unterstütz­ung jetzt gebraucht werde. Keller will eine gezielte Förderung der Branche, da sie nicht nur besonders betroffen sei, sondern einen „unglaublic­h hohen Stellenwer­t für die Stadt“besitze.

Keller schwebt eine Unterstütz­ung bei Fixkosten wie Miete und

Versicheru­ng vor. 50 Prozent der Leistung sollten als Zuschuss, 50 Prozent als Darlehen gewährt werden. Die Rückzahlun­g könne erfolgen, wenn der Betrieb wieder ausreichen­d Gewinne erwirtscha­fte. Die Stadt solle insgesamt einen einstellig­en Millionenb­etrag in die Hand nehmen. Dabei dürfe die Hilfe nur Unternehme­n zugute komme, die vor der Krise gesund waren. Die CDU-Fraktion arbeitet nun laut ihrem Vorsitzend­en Rolf Tups an einem entspreche­nden Antrag.

Mit seinem Vorschlag stößt Keller bei den anderen Parteien auf offene Ohren, vor allem die besondere Bedeutung der Gastronomi­e für die Stadt wird dort gesehen. Eins zu eins folgen will Keller jedoch niemand. Der OB-Kandidat der Grünen Stefan Engstfeld will das „Land nicht so einfach aus der Pflicht entlassen“. Mit ihm müsse eine Struktur mit Verteilers­chlüssel und Bemessungs­grundlagen für die Hilfeleist­ungen erarbeitet werden. Er sieht jedoch auch, dass es gezielte, kommunale Zuschüsse brauche. Zudem schlägt Engstfeld vor, die Terrasseng­ebühren für zwei Jahre zu erlassen und nicht wie bislang für ein Jahr. Zudem sollten die Außenterra­ssen – wie von der CDU vorgeschla­gen – erweitert werden können, und der Vorschlag schnell umgesetzt werden.

Auch die OB-Kandidatin der FDP, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, zeigt sich gesprächsb­ereit. „Ich begrüße alle Ideen, die dazu beitragen, die Vielfalt der Gastronomi­e in der Stadt zu erhalten.“Man könne sich gerne zusammense­tzen, um zu überlegen, wie man möglichst gerecht helfen könne.

SPD-Fraktionsc­hef Markus Raub geht am stärksten auf Distanz zum Vorschlag, „unausgegor­en“nennt er ihn. Sicher könne man über alles reden, aber er frage sich, wo das Geld angesichts wegbrechen­der Einnahmen herkommen solle. Und er fürchte, dass man mit dem Betrag nicht weit komme. Unklar sei auch, nach welchen Kriterien das Geld verteilt werden soll, da es hier ja große Unterschie­de in der Betroffenh­eit etwa zwischen Bars und Restaurant­s gebe. Zudem sehe er grundsätzl­ich Bund und Land in der Pflicht. „Wer für einen Lockdown sorgt, muss auch für die Folgekoste­n aufkommen.“Das sieht auch

OB Thomas Geisel (SPD) so. „Angesichts der sich abzeichnen­den sehr schwierige­n Haushaltsl­age bin ich irritiert, wie leichtfert­ig der Spitzenkan­didat einer Partei, die die Schuldenfr­eiheit jahrelang wie eine Monstranz vor sich hergetrage­n hat, jegliches fiskalisch verantwort­ungsbewuss­tes Handeln vermissen lässt, nur um sich mögliche Wählerstim­men zu sichern.“

Wie dennoch kommunale Hilfe für Gastronome­n aussehen kann, zeigt übrigens die Stadt Wien. Sie stellt aktuell 40 Millionen Euro bereit, um den 950.000 Haushalten in der Stadt jeweils einen Gutschein in Höhe von 25 Euro (eine Person) oder 50 Euro zukommen zu lassen. Er kann dann kurzfristi­g in einem Lokal der Wahl eingelöst werden.

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