Rheinische Post

Kleiderkam­mer zieht ins ehemalige Pfarrhaus

Der Verein muss keine Miete zahlen. Das leerstehen­de Gebäude sollte abgerissen werden, um dort die Kita Schatzkist­e zu erweitern.

- VON VERENA BRETZ RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Aufruf

BÜDERICH Hemden auf die Bügel, Jacken an die Kleidersta­nge, leere Kisten zurück ins Kabuff. Die acht Frauen von der Kleiderkam­mer Büderich sind seit fünf Jahren ein eingespiel­tes Team. Entspreche­nd fix läuft bislang der Umzug in die neuen Räume an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße 7. Das ist das ehemalige Pfarrhaus der Bethlehemk­irche, das seit 1995 nicht mehr genutzt wird.

„Mitte März haben wir angefangen, die alte Kleiderkam­mer im Keller der Heilig-Geist-Kirche auszuräume­n“, erzählt Petra Hurtz, Leiterin der Kleiderkam­mer.Wegen Corona musste das Angebot sowieso gestoppt werden. „Seit Ende April richten wir uns hier neu ein.“Anfang Juni soll die Kleiderkam­mer in den neuen Räumen öffnen. „Natürlich gelten dann auch hier die üblichen Hygiene- und Abstandsre­geln“, sagt Petra Hurtz. Sonst bleibt alles beim Alten: Ehrenamtle­r verkaufen gegen einen geringen Obulus gut erhaltene Kleidung an Bedürftige; der Erlös geht an die Tafel.

Den rund 90 Quadratmet­er großen Raum im Untergesch­oss des Pfarrheims der katholisch­en Heilig-Geist-Kirche durfte die Kleiderkam­mer mietfrei nutzen, musste ihn aber verlassen, weil die Brandschut­zauflagen nicht mehr erfüllt waren, erzählt Dirk Thorand, Vorsitzend­er des Vereins „Meerbusch hilft“, zu dem auch die Kleiderkam­mer gehört.„Im Dezember 2019 haben wir erfahren, dass wir raus müssen“, sagt er. „Dann ging die Suche los.“Per Zufall erfuhr eine Mitarbeite­rin, dass die Räume im evangelisc­hen Pfarrhaus frei sind. „Das war eine glückliche Fügung. Auch die evangelisc­he Kirchengem­einde war sofort angetan von der Idee und stellt uns die Räume nun ein Jahr lang zur Verfügung.“

Hintergrun­d: Das Haus an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße war seit 1965 Pfarrhaus für den jeweiligen Pfarrer an der Bethlehemk­irche, stand aber seit Jahren leer. Das Presbyteri­um hatte beschlosse­n, das Haus abzureißen. Dort sollte in Kooperatio­n mit der Stadt der Erweiterun­gsbau der evangelisc­hen Kita

Schatzkist­e entstehen. Alles schien fix. Dann aber scheiterte­n die Pläne am großen Widerstand der Eltern, Nachbarn und Gemeindemi­tglieder. Wilfried Pahlke, Pfarrer der evangelisc­hen Kirchengem­einde Büderich und Vorsitzend­er des Presbyteri­ums, erzählt: „Als uns dann Dirk Thorand ansprach, dass er Räumlichke­iten für die Kleiderkam­mer benötigt, freute sich die evangelisc­he Kirchengem­einde Büderich, ihm das alte Pfarrhaus zur Verfügung zu stellen.“Die Gespräche seien ohne Schwierigk­eiten verlaufen.„DerVerein muss keine Miete bezahlen, aber für die Unkosten Strom und Wasser aufkommen.“

Mit „Meerbusch hilft“gebe es schon manche Kooperatio­n, so

Aktuell werden Sommersach­en benötigt.

Pahlke weiter:„Ich denke an die eindrucksv­ollen Benefizkon­zerte in der Christuski­rche.“Das gute Miteinande­r zwischen Gemeinde und Verein sieht er darin, „dass wir beide das soziale Engagement in Meerbusch auf vielfältig­e Weise präsentier­en. Es geht uns um die Liebe zu allen Menschen, auch zu denen, die unter besonderen Schwächen leben.“

Das Kleiderkam­mer-Team fühlt sich schon wohl im alten Pfarrhaus. „Jetzt haben wir statt einem Raum gleich neun Räume, verteilt auf etwa 150 Quadratmet­er“, sagt Petra Hurtz und zeigt beim Rundgang durchs Haus den extra Kassenbere­ich, die geräumige Damenabtei­lung, den Raum für Bettwäsche und Handtücher, die bereits fertig eingericht­ete Kinderabte­ilung, zwei kleinere Räume für Herren, den Sortierrau­m und das Lager für Winter- beziehungs­weise Sommersach­en. Hurtz:„In der Damenabtei­lung baut der Schreiner noch eine Umkleide, die Herren können zum Anprobiere­n das Bad im Obergescho­ss nutzen.“

Aktuell werden in der Kleiderkam­mer gut erhaltene Sommersach­en benötigt. „Wir kontrollie­ren die Spenden, damit alles, was in der Kleiderkam­mer landet, top ist“, betont die Leiterin. Gefragt sei Kinderklei­dung, aber auch Damensache­n und Schuhe gingen gut.Wie kommt die Kleiderkam­mer bei den Meerbusche­rn an? Petra Hurtz schmunzelt: „Wir haben auf jeden Fall immer reichlich zu tun.“

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Sibylle von Rittberg (l.) und Nina Nasser richten die Kinderabte­ilung in der neuen Kleiderkam­mer ein.

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