Rheinische Post

Gießelmann blendet Verhandlun­gen aus

Der Vertrag von Fortunas Linksverte­idiger läuft aus. Ein erstes Angebot hat er vor der Corona-Krise abgelehnt. Obwohl beide Parteien weiter im Austausch sind, möchte sich der 28-Jährige zunächst voll auf die acht Ligaspiele konzentrie­ren.

- VON PATRICK SCHERER

Niko Gießelmann schüttelt seinen Kopf. Nein, vor Arbeitslos­igkeit im Sommer habe er nun wirklich keine Angst. „Meine Leistungen in den vergangene­n Jahren – gerade auch bei Fortuna – waren ganz gut“, sagt der 28-Jährige, dessen Vertrag in Düsseldorf zum 30. Juni ausläuft. „Fortuna und ich haben viel voneinande­r profitiert. Der Verein und ich haben ein gutes Verhältnis. Es ist gut möglich, dass die Zusammenar­beit über diese Saison hinaus fortgesetz­t wird. Aber das wird man sehen.“

In der Tat hat Gießelmann zum Erfolg von Fortuna beigetrage­n. Vor der Saison 2017/18 wechselt er von Greuther Fürth zum damaligen Zweitligis­ten. Trainer Friedhelm Funkel setzt voll auf den gebürtigen Hannoveran­er. Als linker Mann in der Viererkett­e absolviert er 33 von 34 Spielen in der Aufstiegss­aison, 30 über die volle Distanz. Auch in der erfolgreic­hen vergangene­n Saison ist Gießelmann unter Funkel gesetzt: 30 Bundesliga­spiele, 27 davon über 90 Minuten.

Doch in der laufenden Spielzeit kommt Gießelmann der Ruf als solider Linksverte­idiger etwas abhanden – zu viele Gegentore fallen in der Hinrunde über seine Seite. Zudem hat er seit Januar 2019 in Markus Suttner starke Konkurrenz bekommen. Anfang 2020 drückt Gießelmann in fünf Spielen in Folge nur die Bank. Nun ist er aber wieder in der Startelf zurück – in neuer Rolle, als linker Mann einer Dreierkett­e imVerbund mit Markus Suttner.„Ich war schon immer ein Fan von der Fünferkett­e, weil man viel flexibler im Defensivve­rbund ist. Man kann besser Pressing spielen. Die Abstimmung hat auch gegen Paderborn in der gesamten Defensive wieder gut geklappt. Das hat die Zweikampfq­uote ja auch gezeigt“, sagt Gießelmann, der beim Re-Start nach der Corona-Pause gegen Paderborn (0:0) einer der besten Akteure war. „Für mich ist es schön, mich zeigen zu können“, sagt er. „Es ist auch klar, dass ich auf die Vertragsth­ematik angesproch­en werde. Aber ich möchte die Ziele mit der Mann

schaft erreichen. Wir haben acht wichtige Spiele vor uns. Darauf arbeiten wir hin.“

Eigentlich hätte die Tinte unter demVertag auch schon trocken sein können. Nach Informatio­nen unserer Redaktion hatte der Klub Gießelmann noch vor der Corona-Pause einen Vertrag unterbreit­et, den er und sein Berater aber als unzureiche­nd ablehnten. Gießelmann wurde in den Gesprächen klar mitgeteilt, dass er als Back-Up-Lösung eingeplant sei.

Nun hat sich die Situation aber verändert. Vor allem spielen zwei Personalie­n eine Rolle. Erstens wird Suttner nicht – wie eigentlich geplant – bei Fortuna bleiben, sondern nach der Saison aus privaten Gründen in seine Heimat Österreich zurückkehr­en. Zweitens heißt der Sportvorst­and ab dem 1. Juni nicht mehr Lutz Pfannensti­el, sondern Uwe Klein, der bei der Verpflicht­ung Gießelmann­s 2017 voll eingebunde­n war. Gut möglich, dass Klein der Nummer 23 eine größere Wertschätz­ung zuspricht.

Gießelmann möchte sich aber ohnehin aktuell lieber mit dem Sportliche­n befassen: „Wir hatten schon Gespräche, das stand ja schon in der Presse. Aber ich möchte das gerade zur Seite schieben. In solch einer wichtigen Phase könnte es einen ablenken, zu viel darüber nachzudenk­en und dazu führen, dass man das Wesentlich­e aus den Augen verliert. Es gibt Leute, die sich für mich darum kümmern und die informiere­n mich ab und an.“

 ?? FOTO: DPA ?? Torjubel im September 2019: Niko Gießelmann freut sich über seinen Treffer zur 1:0-Führung gegen Wolfsburg.
FOTO: DPA Torjubel im September 2019: Niko Gießelmann freut sich über seinen Treffer zur 1:0-Führung gegen Wolfsburg.

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