Gießelmann blendet Verhandlungen aus
Der Vertrag von Fortunas Linksverteidiger läuft aus. Ein erstes Angebot hat er vor der Corona-Krise abgelehnt. Obwohl beide Parteien weiter im Austausch sind, möchte sich der 28-Jährige zunächst voll auf die acht Ligaspiele konzentrieren.
Niko Gießelmann schüttelt seinen Kopf. Nein, vor Arbeitslosigkeit im Sommer habe er nun wirklich keine Angst. „Meine Leistungen in den vergangenen Jahren – gerade auch bei Fortuna – waren ganz gut“, sagt der 28-Jährige, dessen Vertrag in Düsseldorf zum 30. Juni ausläuft. „Fortuna und ich haben viel voneinander profitiert. Der Verein und ich haben ein gutes Verhältnis. Es ist gut möglich, dass die Zusammenarbeit über diese Saison hinaus fortgesetzt wird. Aber das wird man sehen.“
In der Tat hat Gießelmann zum Erfolg von Fortuna beigetragen. Vor der Saison 2017/18 wechselt er von Greuther Fürth zum damaligen Zweitligisten. Trainer Friedhelm Funkel setzt voll auf den gebürtigen Hannoveraner. Als linker Mann in der Viererkette absolviert er 33 von 34 Spielen in der Aufstiegssaison, 30 über die volle Distanz. Auch in der erfolgreichen vergangenen Saison ist Gießelmann unter Funkel gesetzt: 30 Bundesligaspiele, 27 davon über 90 Minuten.
Doch in der laufenden Spielzeit kommt Gießelmann der Ruf als solider Linksverteidiger etwas abhanden – zu viele Gegentore fallen in der Hinrunde über seine Seite. Zudem hat er seit Januar 2019 in Markus Suttner starke Konkurrenz bekommen. Anfang 2020 drückt Gießelmann in fünf Spielen in Folge nur die Bank. Nun ist er aber wieder in der Startelf zurück – in neuer Rolle, als linker Mann einer Dreierkette imVerbund mit Markus Suttner.„Ich war schon immer ein Fan von der Fünferkette, weil man viel flexibler im Defensivverbund ist. Man kann besser Pressing spielen. Die Abstimmung hat auch gegen Paderborn in der gesamten Defensive wieder gut geklappt. Das hat die Zweikampfquote ja auch gezeigt“, sagt Gießelmann, der beim Re-Start nach der Corona-Pause gegen Paderborn (0:0) einer der besten Akteure war. „Für mich ist es schön, mich zeigen zu können“, sagt er. „Es ist auch klar, dass ich auf die Vertragsthematik angesprochen werde. Aber ich möchte die Ziele mit der Mann
schaft erreichen. Wir haben acht wichtige Spiele vor uns. Darauf arbeiten wir hin.“
Eigentlich hätte die Tinte unter demVertag auch schon trocken sein können. Nach Informationen unserer Redaktion hatte der Klub Gießelmann noch vor der Corona-Pause einen Vertrag unterbreitet, den er und sein Berater aber als unzureichend ablehnten. Gießelmann wurde in den Gesprächen klar mitgeteilt, dass er als Back-Up-Lösung eingeplant sei.
Nun hat sich die Situation aber verändert. Vor allem spielen zwei Personalien eine Rolle. Erstens wird Suttner nicht – wie eigentlich geplant – bei Fortuna bleiben, sondern nach der Saison aus privaten Gründen in seine Heimat Österreich zurückkehren. Zweitens heißt der Sportvorstand ab dem 1. Juni nicht mehr Lutz Pfannenstiel, sondern Uwe Klein, der bei der Verpflichtung Gießelmanns 2017 voll eingebunden war. Gut möglich, dass Klein der Nummer 23 eine größere Wertschätzung zuspricht.
Gießelmann möchte sich aber ohnehin aktuell lieber mit dem Sportlichen befassen: „Wir hatten schon Gespräche, das stand ja schon in der Presse. Aber ich möchte das gerade zur Seite schieben. In solch einer wichtigen Phase könnte es einen ablenken, zu viel darüber nachzudenken und dazu führen, dass man das Wesentliche aus den Augen verliert. Es gibt Leute, die sich für mich darum kümmern und die informieren mich ab und an.“