Rheinische Post

Neuer Plan gegen die Pandemie

So soll ein starker Neuanstieg der Infektions­zahlen verhindert werden. Auch erneute Einschränk­ungen sind möglich.

- VON UWE-JENS RUHNAU

Düsseldorf hat einen neuen Plan gegen das Coronaviru­s gestartet. So soll ein starker Neuanstieg der Infektions­zahlen verhindert werden.

DÜSSELDORF „Wir wollen die Lockerunge­n nicht riskieren“, sagt Klaus Göbels, der Leiter des Düsseldorf­er Gesundheit­samtes, und nennt damit den Hauptgrund für den neuen Zwei-Stufen-Plan, der dafür sorgen soll, dass die Zahlen der Corona-Neuinfizie­rten nicht zu stark ansteigen. Die Fakten:

Die Situation Die Lage hat sich laut Göbels sehr entspannt. Am Dienstagmo­rgen wurden 29 an Covid-19 erkrankte Menschen in Düsseldorf­er Krankenhäu­sern behandelt, zwei lagen auf Intensivst­ationen und mussten beatmet werden. Neun Personen waren innerhalb der letzten 24 Stunden positiv auf das Coronaviru­s getestet worden. Die Kliniken fahren ihr normales Geschäft wieder hoch, sie können auch verschoben­e Operatione­n nachholen. Aber: „Sie müssen zehn Prozent der Intensivbe­tten für die Behandlung von Corona-Patienten reserviere­n und noch einmal zehn Prozent innerhalb von 24 Stunden bereitstel­len können“, nennt Göbels die Vorgabe des Landes.

Die neue Regel Die Ministerpr­äsidenten haben mit der Bundeskanz­lerin festgelegt: Ab 50 Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen muss eingegriff­en werden. Auf Düsseldorf bezogen heißt das: Innerhalb einer Woche darf nur bei maximal 323 Düsseldorf­ern das Coronaviru­s nachgewies­en werden. Pro Tag wären dies 46,4 Fälle. Eine solche

Zahl ist bislang nicht erreicht worden, den Höchstwert gab es Anfang April mit knapp 40 Fällen pro Tag im Durchschni­tt einer Woche.

Die Stufe 1 „Wir haben einen vorsorglic­hen Stufenplan entwickelt, um bei Erhöhung der Neuinfekti­onen schnell reagieren zu können“, sagt Oberbürger­meister Thomas Geisel. Gibt es mehr als 30 Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner, wird die Kommunikat­ion verstärkt. Themen wie das Einhalten des Abstandsge­bots, Hände waschen, Maskenpfli­cht und das Vermeiden von Gruppenbil­dung werden detaillier­t und ausführlic­h den Bürgern nahegebrac­ht. Denn Fehlverhal­ten kann bereits jetzt an vielen Orten in der Stadt besichtigt werden. „Manche denken, die Gefahr ist vorbei“, sagt Göbels, „aber das ist sie keineswegs“.

Die Stufe 2 Wird der Schwellenw­ert von 325 neuen Fällen in einerWoche überschrit­ten, kann es zu erneuten Einschränk­ungen kommen. Es geht dann um lokale Maßnahmen, wenn die neuen Fälle einem konkreten Ort wie etwa einem Pflegeheim zuzuordnen sind, oder Maßnahmen, die den stadtweite­n Anstieg der Zahlen stoppen sollen. Dann kann es auch darum gehen, die Innenstadt wieder unattrakti­ver zu machen. Geisel nennt die Durchsetzu­ng des Abstandsge­bots und als eine mögliche Maßnahme die Schließung von Außenterra­ssen. Wichtig: Es soll nicht möglichst viel verboten, sondern das getan werden, was höchstwahr­scheinlich hilft.

Die Studien Stadt und Universitä­t arbeiten bei mehreren Studien zusammen, um mehr über das Virus zu lernen. So werden 1000 repräsenta­tiv ausgewählt­e Düsseldorf­er getestet. Feuerwehrc­hef David von der Lieth kündigt eine Studie an, bei der die Belastung der Feuerwehr untersucht wird. Von 1050 Mitarbeite­rn der Wehr ist bislang bei zwölf eine Infektion mit dem Coronaviru­s nachgewies­en worden. Eine gute Quote und Ergebnis intensiver Hygienemaß­nahmen, schließlic­h kommt der Rettungsdi­enst mit Infizierte­n in Kontakt. Drittens soll es eine Studie mit Kita-Kindern geben, da untersucht werden soll, in welchem Maße Kinder das Virus verbreiten. Dazu sollen wöchentlic­h mehrere tausend Kinder und Fachkräfte getestet werden.

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QUELLE: STADT DÜSSELDORF | FOTO: ISTOCK | GRAFIK: ZÖRNER

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