Nach dem Arbeitsschutz nun das Tierwohl
Das war überfällig. Die Bundesregierung schiebt, angetrieben von Arbeitsminister Hubertus Heil, dem unwürdigen Treiben in fleischverarbeitenden Fabriken einen Riegel vor. Jahrelang hat sich die Politik das nicht getraut, weil die Lobby der Unternehmen stark ist und Kommunen von deren Gewerbesteuern abhängig sind. Dabei wussten alle um die Not der Beschäftigten, die meisten von ihnen Osteuropäer: Verstöße gegen den Arbeits- und Gesundheitsschutz, weil sie zu lange Schichten schieben und in Sammelunterkünften zu wenig Platz haben. Dazu noch Ausbeutung durch Sub-Sub-Subunternehmer, die schlecht bezahlen. Wäre die Pandemie nicht eine gesamtwirtschaftliche Katastrophe, könnte man sagen, dass Corona auch etwas Gutes habe. Denn nur durch die vielen Infizierungen von Beschäftigten kam die Branche jetzt erneut unter die Lupe.
Nun muss sich die Regierung genauso konsequent um das Wohl der Tiere kümmern, die wir töten und essen. Auch hier wird seit Jahren aus Angst, Betriebe könnten ihre Produktion ins Ausland verlegen, auf Verbote, drastische Bußgelder und Kontrollen etwa bei der Ferkelkastration, dem Kükenschreddern oder den Tiertransporten verzichtet. Fleisch muss teurer werden, damit die Bauern die Tiere besser halten und die Schlachter besser töten können. Fleisch ist wertvoll. Und Werte haben wie alles im Leben ihren Preis. 4,44 Euro für ein Kilo Schweinefleisch hat damit nichts zu tun. Auf der Verpackung von Billigfleisch müsste stehen, dass dieses Tier sich nie bewegen konnte, keine Wiese gesehen, viele Medikamente gefressen und einen langen Todesweg angetreten hat. Und dann sollten noch all die Subventionen sowie die Kosten für die Folgen für Gesundheit und Klima etikettiert werden. Guten Appetit.
BERICHT AUS FÜR WERKVERTRÄGE . . , TITELSEITE