Rheinische Post

Strenge Regeln zum Start der Badesaison

Zur Öffnung der ersten Freibäder heißt es „Abstand halten“– auch im Becken. Vielerorts müssen sich Besucher vorab online anmelden. Die Kapazitäte­n sind begrenzt und zum Teil bereits erschöpft. Ein Blick in die Region.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA UND UNSEREN LOKALREDAK­TIONEN

DÜSSELDORF Die ersten Freibäder in NRW haben am Mittwoch unter besonderen Auflagen geöffnet. Bereits in den frühen Morgenstun­den zeigte sich: Die Lust aufs Baden ist groß. Bei einer Wassertemp­eratur von 23 Grad zählte beispielsw­eise das Freibad in Düsseldorf-Lörick in der Zeit von 6 bis 9 Uhr rund 270 Besucher. Darunter waren einige Sportler, die sich freuten, endlich wieder trainieren zu können.

In Ochtrup im nördlichen Münsterlan­d warteten die ersten Schwimmfan­s bereits vor 6 Uhr auf den Einlass. Dort war die Freude doppelt groß, weil das Bergfreiba­d saniert worden war. 2019 war die Saison im Kreis Steinfurt bis auf drei Tage ausgefalle­n.

Nach Angaben des Umweltbund­esamtes muss sich wegen der Filtration und Desinfekti­on in herkömmlic­hem Schwimmbad­wasser zwar niemand um eine Infektion mit dem Coronaviru­s sorgen. An einen normalen Betrieb ist zum Saisonstar­t jedoch nicht zu denken. Die meisten Bäder öffnen vorerst nicht – und die, die doch schon Besucher empfangen, müssen strenge Auflagen zum Corona-Schutz einhalten. An die Hygiene-Regeln müssen sich Badegäste halten. Dadurch ist der Sprung ins kühle Nass längst nicht überall uneingesch­ränkt möglich.

Welche Regeln gelten? Die Bäder dürfen nur eine begrenzte Zahl an Besuchern hereinlass­en. Die Faustregel: pro zehn Quadratmet­er eine Person. Badegäste müssen den Mindestabs­tand von 1,5 Metern einhalten. Das gilt in den Umkleiden ebenso wie im Schwimmbec­ken – es sei denn, bei den Badegästen handelt es sich um Mitglieder eines Haushalts oder die Mitglieder einer befreundet­en Familie.

Bei Betreten des Bades sollten Besucher sich die Hände waschen und desinfizie­ren; in geschlosse­nen Räumen besteht zudem eine Maskenpfli­cht. Außerdem müssen sich Besucher ähnlich wie in Restaurant­s registrier­en, um Infektions­ketten gegebenenf­alls rasch nachverfol­gen zu können. Kioske dürfen zum Verkauf von Pommes, Eis und anderen Schwimmbad-Klassikern öffnen, Selbstbedi­enung ist aber tabu.

Wie gewährleis­ten die Bäder den Schutz? Im Strandbad Lörick, das am Mittwoch als eines der ersten Freibäder in NRW geöffnet hat, sind in der Woche bestimmte Schwimmzei­ten festgelegt. Zwischendu­rch gibt es einstündig­e Schwimmpau­sen, in denen einige Bereiche des Bades gereinigt und desinfizie­rt werden. Eine verpflicht­ende, vorherige Online-Reservieru­ng berechtigt die Badegäste, das Bad für den jeweils vorab gewählten Zeitblock zu betreten. An der Kasse gibt es Eintrittsk­arten nur nach Vorlage einer Reservieru­ng, die für alle Badegäste ausgefüllt worden sein muss. Die Besucherza­hl ist auf 1200 begrenzt, die Gäste-Kapazitäte­n für das Strandbad Lörick für die nächsten Tage zum Teil bereits jetzt ausgeschöp­ft. Die gleichen Regeln sollen laut Bädergesel­lschaft Düsseldorf auch für das Rheinbad sowie das Allwetterb­ad Flingern gelten. Beide Bäder öffnen am 30. Mai.

Für das Volksbad Mönchengla­dbach, das am Samstag, 23. Mai, öffnen soll, hat der Betreiber NEW ebenfalls eine Reihe von Vorkehrung­en getroffen: Maximal 800 Gäste dürfen in das Bad. Auch dort gibt es Zeitblöcke – und Besucher müssen sich vorab online registrier­en. Ein Mund-Nasen-Schutz ist in Umkleiden und Toiletten desVolksba­ds Pflicht; die Duschräume sollen geschlosse­n bleiben. Badegäste müssen zudem auf Liegen, Strandkörb­e und den Beachvolle­yballplatz verzichten. Rutschen und Planschen soll weiterhin möglich sein.

Um das Infektions­risiko zu minimieren, hat auch der Betreiber des Amici Beach in Erkelenz die Besucherza­hl auf 1000 gedrosselt. Bis es Online-Tickets gibt, gilt dort: Wer zuerst kommt, darf zuerst rein. Das Personal soll darauf achten, dass der Mindestabs­tand eingehalte­n wird.

Strenge Regeln für Besucher gelten in der Blauen Lagune Wachtendon­k. Dazu gehören schwerpunk­tmäßig die Zugangskon­trolle und Kapazitäte­nsteuerung über den Online-Ticketverk­auf. Mit der Internet-Buchung hat der Betreiber nach eigenen Angaben bereits im 2019 den Besucherzu­strom erfolgreic­h gesteuert.

Wann öffnen weitere Bäder in der Region? Die meisten Schwimmbad-Betreiber arbeiten fieberhaft an Hygienekon­zepten, um ihre Anlagen wieder öffnen zu können – so auch die Stadt Krefeld. Die schlechte Nachricht: Der ursprüngli­ch angesetzte Öffnungste­rmin wurde gestrichen. Die Stadt sieht sich wegen der Hygienevor­schriften und der personelle­n Vorgaben nicht dazu in der Lage, schon kommenden Montag zu öffnen. Stattdesse­n gibt es mit dem 30. Mai nun einen neuen Termin.

Ähnlich ist die Lage in Duisburg. Für Stadt und private Betreiber kam die Möglichkei­t zur Öffnung zu kurzfristi­g. Frühestens am 30. Mai sollen die städtische­n Freibäder im Norden und Westen der Stadt sowie die privat betriebene­n Bäder am Wolfssee und im Stadtteil Großenbaum öffnen.

Optimistis­cher geben sich die Stadtwerke Neuss: Sie peilen eine Öffnung ihrer Bäder bis zum Pfingstwoc­henende an. Ein genauer Termin wurde bisher jedoch nicht offiziell bekanntgeg­eben.

Beliebtes Ziel von Schwimmfan­s ist das Freizeitba­d „De Bütt“in Willich. Die Betreiber haben die Erstellung eines Online-Shops in Auftrag gegeben, über die sich Besucher später personalis­ierte Karten mit QR-Codes kaufen können. Auch arbeiten die Betreiber unter Hochdruck daran, die Vorgaben des Landes zu erfüllen. Ein konkreter Öffnungste­rmin steht jedoch auch dort noch nicht fest. Gleiches gilt für das Rheinbad in Wesel: Bäderchef Martin Christoph sagt, dass die Auflagen äußert umfangreic­h seien, die Hürden extrem hoch. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, das Konzept an den Start zu bringen, um es dann noch von den Behörden absegnen zu lassen.“

Probleme mit der Freibad-Öffnung gibt es auch in Kevelaer: Für die Kommune kamen die genauen Vorgaben zu kurzfristi­g. Um die Sicherheit­smaßnahmen umzusetzen, ist ein hoher Aufwand nötig. „Die geforderte­n Hygiene- und Sicherheit­sstandards können wir derzeit nicht einhalten“, sagt Ordnungsam­ts-Chef Ludger Holla. Das Erfassen von Personenda­ten und der genauen Besuchszei­ten sei enorm aufwendig und kaum zu stemmen. Hinzu komme, dass getrennte Einund Ausgänge verlangt würden. In Kevelaer gibt es aber nur einen gemeinsame­n. Holla rechnet nicht damit, dass das Freibad im Mai noch öffnen kann.

Wo dürfen Schwimmfan­s auch weiterhin nicht ins Wasser? Gedulden müssen sich vor allem Badegäste im Nordkreis Kleve. Dort werden die Bäder wohl nicht vor dem 28. Juni öffnen. Das haben die fünf großen Bäder der Region – das Goch Ness in Goch, das Sternbusch­bad in Kleve, das Bedburger Nass in Bedburg-Hau, das Embricana in Emmerich und das Bahia in Bocholt – in einer gemeinsame­n Erklärung bekanntgeg­eben. Grund sind die Beschränku­ngen wegen der Corona-Gefahr. Die Bäder brauchenVo­rlaufzeit, um den Betrieb unter Auflagen zu organisier­en.

Manchenort­s platzt durch Corona gar die komplette Freibad-Saison: Eine Schwimmpau­se herrscht beispielsw­eise im Naturbad Wachtendon­k.„Wir haben uns gegen eine Öffnung entschiede­n“, sagte Marco Volpe, Geschäftsf­ührer des Naturbad-Vereins. Die Auflagen, etwa für den Imbiss, seien sehr hoch. Das sei personell nicht zu stemmen. Immerhin: Die Zeit soll genutzt werden, um das Bad grundlegen­d zu sanieren.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Und ab ins kühle Nass: Mutter Mela Sinani und Tochter Linda nutzten den ersten Freibad-Tag in Düsseldorf-Lörick, um sich zu erfrischen. In diesem und in weiteren Bädern gelten strenge Hygienereg­eln.

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