Strenge Regeln zum Start der Badesaison
Zur Öffnung der ersten Freibäder heißt es „Abstand halten“– auch im Becken. Vielerorts müssen sich Besucher vorab online anmelden. Die Kapazitäten sind begrenzt und zum Teil bereits erschöpft. Ein Blick in die Region.
DÜSSELDORF Die ersten Freibäder in NRW haben am Mittwoch unter besonderen Auflagen geöffnet. Bereits in den frühen Morgenstunden zeigte sich: Die Lust aufs Baden ist groß. Bei einer Wassertemperatur von 23 Grad zählte beispielsweise das Freibad in Düsseldorf-Lörick in der Zeit von 6 bis 9 Uhr rund 270 Besucher. Darunter waren einige Sportler, die sich freuten, endlich wieder trainieren zu können.
In Ochtrup im nördlichen Münsterland warteten die ersten Schwimmfans bereits vor 6 Uhr auf den Einlass. Dort war die Freude doppelt groß, weil das Bergfreibad saniert worden war. 2019 war die Saison im Kreis Steinfurt bis auf drei Tage ausgefallen.
Nach Angaben des Umweltbundesamtes muss sich wegen der Filtration und Desinfektion in herkömmlichem Schwimmbadwasser zwar niemand um eine Infektion mit dem Coronavirus sorgen. An einen normalen Betrieb ist zum Saisonstart jedoch nicht zu denken. Die meisten Bäder öffnen vorerst nicht – und die, die doch schon Besucher empfangen, müssen strenge Auflagen zum Corona-Schutz einhalten. An die Hygiene-Regeln müssen sich Badegäste halten. Dadurch ist der Sprung ins kühle Nass längst nicht überall uneingeschränkt möglich.
Welche Regeln gelten? Die Bäder dürfen nur eine begrenzte Zahl an Besuchern hereinlassen. Die Faustregel: pro zehn Quadratmeter eine Person. Badegäste müssen den Mindestabstand von 1,5 Metern einhalten. Das gilt in den Umkleiden ebenso wie im Schwimmbecken – es sei denn, bei den Badegästen handelt es sich um Mitglieder eines Haushalts oder die Mitglieder einer befreundeten Familie.
Bei Betreten des Bades sollten Besucher sich die Hände waschen und desinfizieren; in geschlossenen Räumen besteht zudem eine Maskenpflicht. Außerdem müssen sich Besucher ähnlich wie in Restaurants registrieren, um Infektionsketten gegebenenfalls rasch nachverfolgen zu können. Kioske dürfen zum Verkauf von Pommes, Eis und anderen Schwimmbad-Klassikern öffnen, Selbstbedienung ist aber tabu.
Wie gewährleisten die Bäder den Schutz? Im Strandbad Lörick, das am Mittwoch als eines der ersten Freibäder in NRW geöffnet hat, sind in der Woche bestimmte Schwimmzeiten festgelegt. Zwischendurch gibt es einstündige Schwimmpausen, in denen einige Bereiche des Bades gereinigt und desinfiziert werden. Eine verpflichtende, vorherige Online-Reservierung berechtigt die Badegäste, das Bad für den jeweils vorab gewählten Zeitblock zu betreten. An der Kasse gibt es Eintrittskarten nur nach Vorlage einer Reservierung, die für alle Badegäste ausgefüllt worden sein muss. Die Besucherzahl ist auf 1200 begrenzt, die Gäste-Kapazitäten für das Strandbad Lörick für die nächsten Tage zum Teil bereits jetzt ausgeschöpft. Die gleichen Regeln sollen laut Bädergesellschaft Düsseldorf auch für das Rheinbad sowie das Allwetterbad Flingern gelten. Beide Bäder öffnen am 30. Mai.
Für das Volksbad Mönchengladbach, das am Samstag, 23. Mai, öffnen soll, hat der Betreiber NEW ebenfalls eine Reihe von Vorkehrungen getroffen: Maximal 800 Gäste dürfen in das Bad. Auch dort gibt es Zeitblöcke – und Besucher müssen sich vorab online registrieren. Ein Mund-Nasen-Schutz ist in Umkleiden und Toiletten desVolksbads Pflicht; die Duschräume sollen geschlossen bleiben. Badegäste müssen zudem auf Liegen, Strandkörbe und den Beachvolleyballplatz verzichten. Rutschen und Planschen soll weiterhin möglich sein.
Um das Infektionsrisiko zu minimieren, hat auch der Betreiber des Amici Beach in Erkelenz die Besucherzahl auf 1000 gedrosselt. Bis es Online-Tickets gibt, gilt dort: Wer zuerst kommt, darf zuerst rein. Das Personal soll darauf achten, dass der Mindestabstand eingehalten wird.
Strenge Regeln für Besucher gelten in der Blauen Lagune Wachtendonk. Dazu gehören schwerpunktmäßig die Zugangskontrolle und Kapazitätensteuerung über den Online-Ticketverkauf. Mit der Internet-Buchung hat der Betreiber nach eigenen Angaben bereits im 2019 den Besucherzustrom erfolgreich gesteuert.
Wann öffnen weitere Bäder in der Region? Die meisten Schwimmbad-Betreiber arbeiten fieberhaft an Hygienekonzepten, um ihre Anlagen wieder öffnen zu können – so auch die Stadt Krefeld. Die schlechte Nachricht: Der ursprünglich angesetzte Öffnungstermin wurde gestrichen. Die Stadt sieht sich wegen der Hygienevorschriften und der personellen Vorgaben nicht dazu in der Lage, schon kommenden Montag zu öffnen. Stattdessen gibt es mit dem 30. Mai nun einen neuen Termin.
Ähnlich ist die Lage in Duisburg. Für Stadt und private Betreiber kam die Möglichkeit zur Öffnung zu kurzfristig. Frühestens am 30. Mai sollen die städtischen Freibäder im Norden und Westen der Stadt sowie die privat betriebenen Bäder am Wolfssee und im Stadtteil Großenbaum öffnen.
Optimistischer geben sich die Stadtwerke Neuss: Sie peilen eine Öffnung ihrer Bäder bis zum Pfingstwochenende an. Ein genauer Termin wurde bisher jedoch nicht offiziell bekanntgegeben.
Beliebtes Ziel von Schwimmfans ist das Freizeitbad „De Bütt“in Willich. Die Betreiber haben die Erstellung eines Online-Shops in Auftrag gegeben, über die sich Besucher später personalisierte Karten mit QR-Codes kaufen können. Auch arbeiten die Betreiber unter Hochdruck daran, die Vorgaben des Landes zu erfüllen. Ein konkreter Öffnungstermin steht jedoch auch dort noch nicht fest. Gleiches gilt für das Rheinbad in Wesel: Bäderchef Martin Christoph sagt, dass die Auflagen äußert umfangreich seien, die Hürden extrem hoch. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, das Konzept an den Start zu bringen, um es dann noch von den Behörden absegnen zu lassen.“
Probleme mit der Freibad-Öffnung gibt es auch in Kevelaer: Für die Kommune kamen die genauen Vorgaben zu kurzfristig. Um die Sicherheitsmaßnahmen umzusetzen, ist ein hoher Aufwand nötig. „Die geforderten Hygiene- und Sicherheitsstandards können wir derzeit nicht einhalten“, sagt Ordnungsamts-Chef Ludger Holla. Das Erfassen von Personendaten und der genauen Besuchszeiten sei enorm aufwendig und kaum zu stemmen. Hinzu komme, dass getrennte Einund Ausgänge verlangt würden. In Kevelaer gibt es aber nur einen gemeinsamen. Holla rechnet nicht damit, dass das Freibad im Mai noch öffnen kann.
Wo dürfen Schwimmfans auch weiterhin nicht ins Wasser? Gedulden müssen sich vor allem Badegäste im Nordkreis Kleve. Dort werden die Bäder wohl nicht vor dem 28. Juni öffnen. Das haben die fünf großen Bäder der Region – das Goch Ness in Goch, das Sternbuschbad in Kleve, das Bedburger Nass in Bedburg-Hau, das Embricana in Emmerich und das Bahia in Bocholt – in einer gemeinsamen Erklärung bekanntgegeben. Grund sind die Beschränkungen wegen der Corona-Gefahr. Die Bäder brauchenVorlaufzeit, um den Betrieb unter Auflagen zu organisieren.
Manchenorts platzt durch Corona gar die komplette Freibad-Saison: Eine Schwimmpause herrscht beispielsweise im Naturbad Wachtendonk.„Wir haben uns gegen eine Öffnung entschieden“, sagte Marco Volpe, Geschäftsführer des Naturbad-Vereins. Die Auflagen, etwa für den Imbiss, seien sehr hoch. Das sei personell nicht zu stemmen. Immerhin: Die Zeit soll genutzt werden, um das Bad grundlegend zu sanieren.