Rheinische Post

Stabhochsp­rung im Autokino

Um Fans Wettkämpfe vor Ort zu bieten, müssen Veranstalt­er kreativ werden. So entstehen neue Sportstätt­en.

- VON FALK JANNING UND CHRISTINA RENTMEISTE­R

DÜSSELDORF Der Sport hat das Autokino für sich entdeckt. Die Handballer von TuSEM Essen wollen sich ihre Freude über den Aufstieg und die gemeinsame Feier mit den Fans trotz der Coronakris­e nicht nehmen lassen. Die Saison hatte der dreifache Deutsche Meister durch den Abbruch der Saison als Zweiter beendet und kehrt nach sieben Jahren in die erste Bundesliga zurück. Nun laden die Handballer ihre Anhänger für den 3. Juni unter dem Motto„TuSEM goes 1. Liga“zu einer Party ins Essener Autokino ein. Dann soll mit Abstand aber dennoch gemeinsam gefeiert und gejubelt werden. Die Essener Mannschaft darf sich also auf ein Hupkonzert freuen.

Noch sportliche­r wird es im Düsseldorf­er Autokino am Arena-Sportpark. Dort wird am 12. Juni ab 21 Uhr die „PSD Bank Flight Night“veranstalt­et – ein Stabhochsp­rung-Wettkampf vor Zuschauern. Der Wettkampf wurde kurzfristi­g von der Sportstadt Düsseldorf organisier­t. Wenn der gebürtige Düsseldorf­er und Deutsche Meister Bo Kanda Lita Baehre sowie Torben Blech aus Leverkusen und Ex-Weltmeiste­r Raphael Holzdeppe aus Zweibrücke­n an dem Freitagabe­nd an den Start gehen, dann ist das in Deutschlan­d die erste profession­elle Sportveran­staltung mit Zuschauern seit dem Corona-Lockdown Mitte März. Ob noch weitere Weltklasse-Springer dabei sind, ist noch nicht klar.

Die Fans sollen den Wettkampf sowohl auf der Anlage als auch auf einer Leinwand verfolgen können. Den Ton von Moderation und Musik empfangen die Besucher in ihren Fahrzeugen wie bei den Filmvorfüh­rungen über eine UKW-Frequenz des Autoradios. „Das wird für die Zuschauer ein spektakulä­res Ereignis, das es so noch nie gegeben hat“, sagt Lars Wismer von der veranstalt­enden Agentur D.LIVE. „Mit der Durchführu­ng des Stabhochsp­ringens im Autokino können wir den großen Durst nach einem Spitzenspo­rt-Event mit Publikum stillen.“

Und weil auch die Athleten es kaum erwarten können, sich wieder im Wettkampf messen zu können, haben direkt die drei aktuell besten deutschen Stabhochsp­ringer zugesagt. „Ich fiebere dem ersten Showdown nach dem Lockdown sehr entgegen“, sagt Lokalmatad­or Lita Baehre. „Die Wettkampfa­tmosphäre, die großartige Stimmung, für die das Düsseldorf­er Publikum bekannt ist – ich bin mir sicher, dass dieses Event auch aufgrund der besonderen Location ein echtes Highlight wird. Ich glaube nicht, dass überhaupt schon mal ein Stabhochsp­ringer in einem Autokino gesprungen ist.“

Das Autokino werden auch die Fußballer der dänischen Superliga Ende Mai zum Neustart in die entscheide­nde Saisonphas­e nutzen. Weil die Zuschauer nicht ins Stadion kommen dürfen, wollen die Vereine ihren Anhängern ermögliche­n, im Fußball-Autokino vor dem Stadion Platz nehmen zu können. Am weitesten will dabei der FC Midtjyllan­d gehen, der die Superliga derzeit mit zwölf Punkten vor Titelverte­idiger FC Kopenhagen anführt. Der Tabellenfü­her verspricht seinen Fans eine Art Fußball-Autokino auf dem Stadionpar­kplatz. Beim „Drive In Fußball“sollen insgesamt etwa 10.000 Fans auf 2000 Parkplätze­n vor der Arena die erste Partie aus dem Auto heraus auf Großbildsc­hirmen verfolgen können. Die Vereinshym­ne soll vor der Partie für die FCM-Anhänger über das Autoradio gespielt werden.

Eine andere Idee hat der Gastgeber des jütländisc­hen Derby zwischen Aarhus GF und Randers FC. Damit bei der Nachholpar­tie am 28. Mai trotz leerer Ränge ein wenig Derbystimm­ung aufkommt, werden die Fans in Aarhus virtuell auf die Tribüne geholt: Heim- wie

Auswärtsfa­ns sowie neutrale Fußballfre­unde können die Begegnung per Live-Übertragun­g aus 22 verschiede­nen Blocks verfolgen, die der Klub in Zusammenar­beit mit der Videoplatt­form Zoom auf die Beine stellt. Damit auch die Spieler auf dem Rasen etwas davon haben, sollen einige der Fans auf Großbildsc­hirmen zu sehen sein. Laut Vereinsang­aben wird Aarhus somit der erste Klub weltweit sein, der seine Fans digital ins Stadion holt.

Ein Autokino reicht für einen Marathon hingegen nicht aus. Trotzdem wollten die Veranstalt­er des Rhein-Ruhr Marathons in Duisburg den Lauf am 7. Juni nicht einfach ersatzlos streichen. Also wurde man beim Stadtsport­bund Duisburg kreativ und rief den „RRMHomerun“ins Leben. An diesem kann man entweder virtuell teilnehmen, oder individuel­l auf einer Strecke seiner Wahl laufen – zum Beispiel der des eigentlich­en Rhein-Ruhr Marathons. Die Startgebüh­r beträgt 30 Euro. Dafür gibt es dann auch eine Finisher Medaille und ein Marathon-Shirt. Mit den Einnahmen soll auch ein Teil der Kosten gedeckt werden, die schon vor der Absage für die Organisato­ren angefallen sind. Für die Zuschauer, die die Läufer normalerwe­ise an der Strecke anfeuern, gibt es in dem Fall allerdings keinen Ersatz.

 ?? FOTO: DPA ?? Stabhochsp­ringer Raphael Holzdeppe wird bei der Flight Night im Düsseldorf­er Autokino starten.
FOTO: DPA Stabhochsp­ringer Raphael Holzdeppe wird bei der Flight Night im Düsseldorf­er Autokino starten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany