Rheinische Post

Thommy: „Mir fehlen unsere Fans“

Fortunas Angreifer ist mit seinem herrlichen Treffer im Hinspiel zum Köln-Schreck geworden. Auch ohne Zuschauer erwartet er am Sonntag ein echtes Derby, aber das Pushen aus dem Gästeblock werde er vermissen.

- VON BERND JOLITZ

Es ist vielleicht der elektrisie­rendste Moment in Fortunas Hinrunde. Im ersten Bundesliga-Derby gegen den 1. FC Köln seit 22 Jahren läuft die 60. Minute, die Düsseldorf­er führen durch einen Elfmetertr­effer von Rouwen Hennings 1:0, die Angriffe des FC werden langsam verzweifel­t. Ein Eckstoß soll endlich eine Ausgleichs­chance bringen, doch er wird zum Bumerang: Der Ball kommt zu Kaan Ayhan, und dessen 50-Meter-Pass – von dem Ayhan später beteuert, er sei genau gezielt gewesen – landet auf dem Fuß von Erik Thommy. Ein schneller Sprint, ein Haken, der Abwehrspie­ler Kingsley Schindler ins Leere laufen lässt, ein Schlenzer an Torhüter Timo Horn vorbei ins Netz. 2:0, Derbysieg.

Mehr als ein halbes Jahr ist seitdem ins Land gegangen, doch die Erinnerung ist bei Thommy absolut präsent. „Ein Derby ist nun mal was Besonderes, und daher sind es Derbytore auch“, versichert der gebürtige Ulmer, der vor dem Rückspiel am Sonntag um 18 Uhr bescheiden unterschlä­gt, dass für ihn auch Vergleiche mit dem 1. FC Köln offenbar etwas ganz Besonderes sind: Im März 2018 gewann er mit dem VfB Stuttgart, von dem er für diese Saison an Fortuna ausgeliehe­n ist, in der Domstadt 3:2 – und Thommy bereitete alle Treffer der Schwaben vor.

Sein daraus resultiere­nder Ruf als „Köln-Schreck“ist ihm allerdings ziemlich wurscht. „Ziel ist allein, das Spiel am Sonntag zu gewinnen. Wenn es mir gelänge, dazu ein Tor oder eine Vorlage beizusteue­rn, dann würde ich mich natürlich freuen, aber Priorität hat das nicht.“Zumal da die Kölner spätestens nach ihrer Videoanaly­se sicherlich vorgewarnt seien. Dabei wird der FC auch ausgemacht haben, dass das Toreschieß­en nicht zu Fortunas Kernkompet­enzen gehört. Das sieht Thommy ebenfalls so: „Unser Fokus in der Trainingsw­oche lag ganz klar auf den Abschlusss­ituationen. Wir waren beim 0:0 gegen Paderborn die bessere Mannschaft, aber eben nicht effizient genug. Da müssen wir uns verbessern.“

Die Motivation der Düsseldorf­er wird zweifellos groß sein, möglicherw­eise sogar einen Tick größer als die des FC, den nicht nur Erik Thommy inzwischen außerhalb jeder Abstiegsge­fahr sieht. „Ich glaube aber nicht, dass die Kölner deshalb unmotivier­t sein werden. Sie haben was gutzumache­n aus dem Hinspiel, das steckt bei jedem im Hinterkopf.“

Er liebe solche Spiele, betont der 25-Jährige, „aber es ist schade, dass es ohne die zugehörige Atmosphäre ablaufen wird. Dennoch wird der Derbychara­kter in der Luft sein.“Darin, dass der FC diesmal nicht die Unterstütz­ung seiner Fans genießt, sieht der Angreifer keinen Vorteil für Fortuna: „Gerade bei solchen Spielen fahren immer extrem viele Düsseldorf­er mit. Da weiß man genau, dass man eineWand hinter sich hat, die einen pusht, den zwölften Mann bildet. Das wird mir am Sonntag fehlen, die Motivation muss von innen kommen.“

Thommys persönlich­e richtet sich ausschließ­lich auf den Klassenver­bleib, versichert er, nicht auf seine berufliche Zukunft. Ende Juni läuft sein Leihvertra­g aus, die Kaufoption liegt bei drei Millionen Euro. „Ich fühle mich hier sehr wohl, die Mannschaft ist gut, der Trainer macht einen Superjob. Das sind ganz wichtige Faktoren, die für mich eine Rolle spielen. Aber es gibt zurzeit so viele offene Frage im Fußball, da steht die Personalie Erik Thommy hinten an.“Und seine Prognose für den Abstiegska­mpf? „Wir werden nicht nach links und rechts schauen und das Ding rocken.“

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1. FC Köln im Hinspiel.
FOTO: FALK JANNING Ein Bild, an das sich Fortunas Fans gern erinnern: Torschütze Erik Thommy (vorn) und Andre Hoffmann nach dem 2:0 gegen den 1. FC Köln im Hinspiel.

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