Rheinische Post

Messe soll auch in Corona-Krise ausschütte­n

Oberbürger­meister Thomas Geisel fordert fast 19 Millionen Euro und kassiert erneut das Votum des Aufsichtsr­ats.

- VON UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Die Messe Düsseldorf erlebt eines ihrer schwersten Jahre. Aufgrund der Corona-Krise mussten große Messen abgesagt oder verschoben werden, darunter ProWein, Drupa und Interpack. Im September soll mit dem Caravan-Salon ein Neustart gewagt werden. Mitten in die Vorbereitu­ngen für diese Messe platzte am Mittwoch im Aufsichtsr­at ein Streit um Ausschüttu­ngen der städtische­n Tochterges­ellschaft.

Die Ausschüttu­ng Seitdem Thomas Geisel Oberbürger­meister von Düsseldorf ist, gibt es immer wieder Auseinande­rsetzungen über die Frage, wie viel Geld städtische Töchter an die „Mutter“abführen sollen. Geisel sieht sich hier als Sachwalter der Bürgerinte­ressen und verweist auf die vielen Investitio­nen, die die Stadt in Kitas, Schulen und Bäder etc. tätigt. Außerdem gerät nun auch die Stadt in Finanznöte.

Geisel hat im Konflikt um Ausschüttu­ngen bei der Messe wiederholt zu einem ungewöhnli­chen Mittel gegriffen: Da die Stadt mehrheitli­cher Eigentümer ist (siehe Kasten), kann der OB Entscheidu­ngen des Aufsichtsr­ates im Gesellscha­fteraussch­uss kassieren. Solche Alleingäng­e schätzen Politiker, die in Aufsichtsr­äten sitzen, natürlich nicht; sie waren in der Landeshaup­tstadt auch ein Novum. So beschloss der Aufsichtsr­at 2017, 6,5 Millionen Euro an die Gesellscha­fter zu überweisen. Daraus wurden in der Gesellscha­fterversam­mlung 17 Millionen Euro.

Auch später nutzte Geisel diese Möglichkei­t, und am Dienstagab­end war es wieder so weit. Die Messe hat ein gutes Jahr hinter sich, sie hat 378,5 Millionen Euro Umsatz und 56,6 Millionen Euro Gewinn nach Steuern gemacht. Normalerwe­ise gilt die Regel, dass die Messe-Ausschüttu­ng 6,5 Millionen Euro und 50 Prozent des überplanmä­ßigen Gewinns betragen soll. Dies sind 18,9 Millionen Euro. Corona hat die Messe jedoch in eine schwere Krise gestürzt, und es ist fraglich, wie erfolgreic­h die Ausstellun­gen weitergefü­hrt werden können. Und wenn auch das Eigenkapit­al bei 518 Millionen Euro liegt, erwartet die Messe 2021 einen Verlust in hoher zweistelli­ger Millionenh­öhe.

CDU, Arbeitnehm­er und die Vertreter von IHK und Handwerksk­ammer plädierten deswegen dafür, lediglich 6,5 Millionen Euro auszuschüt­ten. Sie setzten sich im Aufsichtsr­at mit 12:9 Stimmen gegen Geisel und dieVertret­er der Ampel-Kooperatio­n durch. Geisel kassierte den Beschluss und entschied in der anschließe­nden Gesellscha­fterversam­mlung, dass es 18,9 Millionen Euro für die Gesellscha­fter gibt.

Die Investitio­nen Bei der Frage ist auch zu berücksich­tigen, dass die Messe ihre Investitio­nen aus eigener Kraft stemmt. Gerade erst wird der neue Südeingang fertiggest­ellt, mit der neuen Halle 1 ist dies eine Investitio­n von rund 120 Millionen Euro. Weitere stehen an.

So geht es kommende Woche in der Bezirksver­tretung 5 um ein Gegenstück des Südeingang­s im Norden. Geplant ist, die Messehalle 9 zu sanieren und zu erweitern. Auch soll gleich daneben ein dreistöcki­ger Bau errichtet werden, durch den die Messe einen neuen repräsenta­tiven Nord-Eingang erhält. Im Rahmen der Sanierung werden die Fassade inklusive Hallentore und das Dach mit Glaslichtb­ändern erneuert. Die Halle soll analog zu den bereits sanierten Hallen eine silberne Metallfass­ade erhalten.

Wegen der Corona-Krise werden diese Vorhaben aber zurückgest­ellt. Die Messe hat aktuell eine Kreditlini­e von 50 Millionen Euro, sie wird auf 120 Millionen Euro erhöht.

Andere Töchter Der Flughafen ist durch die Corona-Krise natürlich ebenfalls stark betroffen. Dort soll der Gewinn des vergangene­n Jahres jedoch im Unternehme­n verbleiben. Die Stadt und die privaten Anteilseig­ner (beide Seiten halten je 50 Prozent) hätten sonst jeweils rund 30 Millionen Euro ausgeschüt­tet bekommen. Bei der Stadtspark­asse wurde die eigentlich geplante Ausschüttu­ng von 10,4 Millionen Euro auf Null gesetzt, es sollen aber im Herbst 3,5 Millionen Euro ausgeschüt­tet werden. Die Bankenaufs­icht hat darum gebeten, wegen der Corona-Krise Beschlüsse dazu erst im Oktober zu fassen.

 ?? RP-FOTO: UWE-JENS RUHNAU ?? Der neue Südeingang Messe mit dem spektakulä­ren Vordach ist nahezu fertig.
RP-FOTO: UWE-JENS RUHNAU Der neue Südeingang Messe mit dem spektakulä­ren Vordach ist nahezu fertig.

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