Die Tanzbrüder aus Garath
Wladislaw und Artjom Lalafarjan verkaufen im Kämpenviertel Tanzbekleidung. Sie haben einen Tanzschuh im Sneaker-Look entwickelt.
GARATH Eigentlich hat Wladislaw Lalafarjan mit dem Tanzen nur angefangen, um Mädchen kennen zu lernen. Heute besitzt er ein Geschäft für Tanzbekleidung in Garath, hinter dem 41-Jährigen liegt eine Karriere als Profitänzer und auch sein jüngerer Bruder Artjom ist in den Sport und das Geschäft eingestiegen.
Gemeinsam mit Wladislaw Lalafarjans Frau Dascha haben die beiden Brüder aus der Ukraine vor drei Jahren ihr Geschäft in Garath eröffnet, davor haben sie bereits in Duisburg und Bilk verkauft. „Ich bin gelernter Damenschneider, und nach meiner aktiven Karriere als Latein-Tänzer kannte man mich in der Szene, was lag da näher, als mich mit meiner eigenen Kollektion selbstständig zu machen?“, sagt Lalafarjan. Und nicht nur sein jüngerer Bruder unterstützte ihn dabei, auch der Vater brachte sich ein. Dieser arbeitet als Schuhmachermeister in Duisburg und stellte Tanzschuhe für die Kunden seiner Söhne her. „Es gibt nicht viele Anbieter auf dem Markt, die einen Tänzer von Kopf bis Fuß ausstatten“, behauptet Dascha Lalafarjan, die ebenfalls am Unternehmen beteiligt ist.
„Das Geschäft hat unsere Familie zusammengeführt“, sagt Gründer Wladilslaw Lalafarjan stolz. Als das Unternehmen wuchs, konnten er und sein Vater die Stücke nicht mehr von Hand herstellen, inzwischen produziert Lalafarjan in einer Fabrik in Portugal. Sein Angebot umfasst neben Kleidern für Damen und Hemden und Hosen für Herren sowie verschiedenen Tanzschuhen auch Trainingsbekleidung und Tanzfräcke. Auf ein Produkt sind die Brüder aber besonders Stolz: Den Revodancer, einen Tanzschuh, dem man es nicht ansieht. Äußerlich gleicht der Schuh einem Sneaker, dennoch ist es ein Tanzschuh mit einer Sohle aus Wildleder.
Mit dem Revodancer waren die Brüder Lalafarjan in der Fernseh-Sendung „Die Höhle der Löwen“zu Gast. Und auch wenn sie dort keinen Deal bekamen, so hat der Auftritt ihnen doch einiges an Bekanntheit eingebracht. „Es gibt den Bedarf nach einem Tanzschuh, der nach Alltag aussieht“, sagt Artjom Lalafarjan. Einige Stile haben beispielsweise keinen eigenen Schuh und sind froh, nicht mit dem klassischen DesignVorlieb nehmen zu müssen. Eine weitere Zielgruppe: Jugendliche, die Schuhe für ihren Tanzkurs brauchen, aber keine Lust auf das Althergebrachte haben. Mit 139 Euro liegt ein Paar der Revodancer nur knapp über dem Preis für einen klassischen Tanzschuh. Getragen wird der Revodancer unter anderem von „Let´s Dance“-Moderator Joachim Llambi, den Lalafarjan persönlich kennt. „Die Tanzszene ist nicht so groß“, sagt er.
„Das Tanzen ist auch heute noch ein wichtiger Teil der Gesellschaft“, ist sich der Ukrainer sicher. Für viele Familien gehört es dazu, die Kinder in einen Tanzkurs zu schicken. Außerdem gibt es eine aktive Tanzszene, auch abseits des Turniersports, die sich regelmäßig auf Festen trifft – zumindest vor Corona.
Wie fast alle anderen Geschäfte haben auch die Lalafarjans die Auswirkungen der Krise zu spüren bekommen. „Ich habe gelernt, dass man sich nie auf etwas verlassen sollte“, so der ehemalige Profitänzer. Das Familienunternehmen habe reagiert, die Onlinepräsenz verstärkt. Besonders weh tut es, dass in dieser Saison die Messen und Ausstellungen wegfallen, die normalerweise ein wichtiger Absatzmarkt sind. Als Ersatz haben sie unter anderem ein Live-Shopping im Internet veranstaltet. Ihr kleiner Laden an der Josef-Kleesattel-Straße 21 ist wieder geöffnet, und es haben sich bereits Kunden aus verschiedenen Teilen Deutschlands angekündigt, um sich eine maßgeschneiderte Vollausstattung zu beschaffen.