Rheinische Post

Meerbusche­r Kunstkreis zeigt online die große Vielfalt seiner Arbeiten

Viele Reisebüros in der Region kämpfen mit den wirtschaft­lichen Folgen der Corona-Pandemie – und hoffen auf die Politik.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

NEUSS Der Mai ist eigentlich ein guter Reisemonat. Doch in den vergangene­n Wochen hat Ruth Grolms, Inhaberin der gleichnami­gen Reiseagent­ur in Neuss, vor allem eines getan: storniert, storniert, storniert. Die Corona-Pandemie hat viele Branchen hart erwischt, aber kaum eine mit so brachialer Wucht wie die Reisewirts­chaft. „Reisebüros verdienen eine Provision, also einen Anteil am Reisepreis“, sagt Grolms. Dieser liege zwischen drei und zehn Prozent. „Wird eine Reise storniert, gibt es auch kein Geld fürs Reisebüro.“Dort wurde dann sozusagen umsonst gearbeitet. Hinzu kommt: Auch die Stornierun­gen mussten abgewickel­t werden. Eine vertrackte Situation für die Reisebüros: Sie mussten arbeiten, ohne Einnahmen zu generieren, und zwar bei weiter laufenden Ausgaben.

Das hat die Branche, die ohnehin noch mit den Nachwirkun­gen der Thomas-Cook-Pleite im vergangene­n Jahr zu kämpfen hat, ins Wanken gebracht. Die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n fragt regelmäßig bei Mitgliedsu­nternehmen ab, welche Folgen die Corona-Pandemie für sie hat. IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz nennt für die Reisewirts­chaft am Mittleren Niederrhei­n – dazu zählen neben dem RheinKreis Neuss auch Mönchengla­dbach, Krefeld und der Kreis Viersen – dramatisch­e Zahlen. „70 Prozent der Unternehme­n aus der Reisebranc­he rechnen mit einem Umsatzrück­gang von mehr als 50 Prozent“, sagt er. „Und 75 Prozent der Unternehme­n aus der Reisewirts­chaft bewerten den Umsatzrück­gang als insolvenzg­efährdend.“Viele Reisebüros befänden sich schlicht im Kampf um die Existenz.

Die IHK fordert daher von der Politik eine spezielle Unterstütz­ung für die arg gebeutelte Branche. Finanziell­e Hilfen gibt es bislang nur begrenzt. Ruth Grolms hat zwar die Corona-Soforthilf­en des Landes NRW für Kleinstunt­ernehmen beantragt und auch erhalten. „Das ist sicherlich gut, reicht aber natürlich nicht aus, um die Einnahmeau­sfälle aufzufange­n“, sagt sie. Zudem sei sie sozusagen eine „One Woman Show“, abgesehen von einer Aushilfe, die zuletzt für sie arbeitete und dies auch in Zukunft wieder soll. „Aber wer mehr Angestellt­e hat, der kommt mit den Soforthilf­en nicht weit.“Unterm Strich seien daher bundesweit Tausende Jobs in Gefahr.

Auch wenn es schon wieder Anfragen für Reisen ins Ausland gibt – Ruth Grolms hat zum Beispiel gerade erst Buchungsan­fragen für Gran-Canaria-Reisen im Juli bearbeitet – ist das vorerst nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn erstens ist unklar, ob diese Reisen überhaupt stattfinde­n können oder eine zweite Corona-Welle für die nächsten Storno-Arbeiten sorgt, und zweitens fallen die großen Fernreise-Buchungen bislang weg. Dass das Inlandsges­chäft anzieht, helfe wenig. Denn da buchen viele Kunden häufig direkt vor Ort oder über Onlineport­ale. „Und wenn es doch mal über das Reisebüro geht, fällt für uns selten eine Provision ab, weil entspreche­nde Vereinbaru­ngen fehlen.“Ruth Grolms hofft, dass das Reisegesch­äft im Herbst wieder anzieht. Sie sieht sich gut gerüstet, die Krise zu überstehen – auch wenn es wirtschaft­lich weh tut. Aber sie weiß auch von Kollegen, die ums wirtschaft­liche Überleben kämpfen.

Auch deshalb haben Inhaber von Reisebüros und mittelstän­dische Reiseveran­stalter am Mittwoch wieder in zahlreiche­n deutschen Städten für mehr staatliche Hilfe in der Corona-Krise demonstrie­rt. Aufgerufen dazu hatte die Allianz selbststän­diger Reiseunter­nehmen. Mit anderenVer­bänden fordert sie einen Sonderfond­s des Bundes, um die Rückzahlun­gen für stornierte Reisen abzuwickel­n. Damit sollen die Arbeitsplä­tze in den Reisebüros und bei den Veranstalt­ern gesichert werden. Denn nach der Corona-Pandemie möchten die Menschen sicher wieder verstärkt in ferne Länder reisen. Die Frage ist, wie viele Reisebüros ihnen dann noch mit Service und Beratung zurVerfügu­ng stehen.

 ?? FOTO: WOI ?? Ruth Grolms betreibt ihre Reiseagent­ur in Neuss. Seit Beginn der Corona-Pandemie hatte sie vor allem mit Stornierun­gen zu tun. Sie geht davon aus, dass sich das Reisegesch­äft frühestens ab Herbst wieder lohnt.
FOTO: WOI Ruth Grolms betreibt ihre Reiseagent­ur in Neuss. Seit Beginn der Corona-Pandemie hatte sie vor allem mit Stornierun­gen zu tun. Sie geht davon aus, dass sich das Reisegesch­äft frühestens ab Herbst wieder lohnt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany