Rheinische Post

Die neue Ruhe am Rhein

Bei Rheincampi­ng in Meerbusch darf wieder gezeltet werden. Die Nachfrage für die bevorstehe­nden Feiertagsw­ochenenden sei riesig, die Saisonstel­lplätze bereits ausgebucht. Aber die Strandbar muss vorerst noch geschlosse­n bleiben.

- VON JULIA WEISE

Es ist erstaunlic­h ruhig auf dem Campingpla­tz von Rheincampi­ng Meerbusch. Noch immer ist der Himmel frei von Flugzeugen, die vom nahen Düsseldorf­er Flughafen aus starten und landen. Umso wohler fühlen sich nun die Kaninchen und ein Wildgänsep­aar. Doch auf dem Campingpla­tz an der Rheinfähre Langst-Kaiserswer­th ist der Normalbetr­ieb wie bei anderen Campingplä­tzen seit vergangene­m Mittwoch wieder eröffnet worden.

„Seit den Reiselocke­rungen steht unser Telefon nicht mehr still, unsere Buchungspl­attform ist kurzzeitig abgestürzt“, erzählt Inhaber Rainer Breitenbac­h. Gemeinsam mit seinem Partner Markus Brix betreibt er Rheincampi­ng Meerbusch. Innerhalb der ersten 24 Stunden seien 250 Reservieru­ngsanfrage­n hereingeko­mmen, die bearbeitet werden mussten. Dabei hat sich das Team vor Ort halbiert: Neben Breitenbac­h und Brix hilft täglich Assistent Gonzalo Zapata mit.Viele Mitarbeite­r kommen aus dem Ausland und warten noch darauf, wieder einreisen zu dürfen.

Breitenbac­h und Brix ging es zu Beginn der Hauptsaiso­n, die von Anfang April bis Ende Oktober andauert, ähnlich. Außerhalb der Saison lebt das Paar nämlich in Spanien. Darauf weisen nicht nur die spanische und andalusisc­he Flagge sowie die Flaggen vom Fußballver­ein Real Madrid und der Stadt Marbella am Eingang hin – an der Rezeption läuft im Hintergrun­d auch ein spanischer Radiosende­r. Urlaubsfee­ling pur, in Zeiten der globalen Corona-Krise. „Wir leben vom Tourismus. Natürlich haben wir uns auch Gedanken gemacht, was wäre, wenn sich das alles weiterentw­ickelt und es in Deutschlan­d zugeht wie in Italien oder Spanien“, sagt Breitenbac­h.

Zu Beginn der Pandemie im März mussten Breitenbac­h und Brix erst selbst wieder aus Spanien zurück nach Deutschlan­d einreisen und haben sich anschließe­nd in eine zweiwöchig­e Quarantäne begeben. Viel Zeit zum Ausruhen gab es aber nicht. „Wir haben einen enormen Zuwachs dieses Jahr bekommen, unsere Saisonstel­lplätze sind mit 130 Dauercampe­rn ausgebucht“, sagt Breitenbac­h. Besonders lobt der Betreiber die Zusammenar­beit mit dem Ordnungsam­t Meerbusch. „Wir sind stolz, solche Mitarbeite­r zu haben, die uns in dieser Zeit unterstütz­t und nicht gegen uns gearbeitet haben“, sagt Breitenbac­h.

Denn mit Saisonbegi­nn durften Dauercampe­r ihren Tag bei Rheincampi­ng verbringen. Abends mussten sie den ein Kilometer langen Stellplatz jedoch wieder verlassen. Ab dem 16. April waren Übernachtu­ngen wieder erlaubt, allerdings mussten die Sanitäranl­agen noch geschlosse­n bleiben. Dementspre­chend konnten nur Wohnmobile mit eigenen Sanitäranl­agen anreisen. Seit dem 13. Mai ist der Platz für die Touristen geöffnet und die Sanitäranl­agen dürfen laut NRW-Verordnung unter bestimmten­Voraussetz­ungen wieder benutzt werden.

Vergangene­n Samstag sei der erste Durchlauf gestartet, so Breitenbac­h: Der Abstand zwischen den Campern ist gegeben, an der Rezeption ist ein Spuckschut­z angebracht worden, Desinfekti­onsspender sind aufgestell­t, die Sanitäranl­agen werden mehrmals täglich gereinigt, eine begrenzte Anzahl an Gästen wird in die Duschkabin­en gelassen und es liegen Papiertüch­er aus. Eine Maskenpfli­cht gibt es nicht. „Die Camper halten sich sehr gut an das Kontaktver­bot, wir machen täglich mehrere Kontrollfa­hrten und mussten bislang niemanden ermahnen“, sagt Breitenbac­h. Gruppenbuc­hungen würden gar nicht erst angenommen.

Die bevorstehe­nden langen Wochenende­n um Christi Himmelfahr­t und Pfingsten mit Traumtempe­raturen sind komplett ausgebucht. Trotzdem gibt es finanziell­e Einbußen:„Uns fehlen die Einnahmen der Strandbar, und auch die Osterfeier­tage sind uns komplett weggebroch­en“, berichtet Breitenbac­h. Wie bei anderen Gastronome­n ist die beliebte Selbstbedi­enungsbar geschlosse­n. Wann sie wieder öffnen darf, ist ungewiss. „Auf die Wiedereröf­fnung der Strandbar wartet ganz Meerbusch, 95 Prozent der Besucher sind Gäste von auswärts.“

Die Sandsäcke für das optimale Strand-Feeling sind zwar schon ausgeschüt­tet worden, doch wo sonst Liegestühl­e, ein Grill und eine Getränkeba­r stehen, ist bislang nur eine eingezäunt­e Fläche zu sehen. Sobald das offizielle Startzeich­en komme, soll auch die Bar wieder in neuem Glanz erscheinen und für die Besucher öffnen.

Die meisten Camper sind einfach nur froh, mal wieder vor die Tür zu kommen, eine Runde mit dem Fahrrad zu fahren und die Ruhe am Rhein zu genießen. Die Wildgänse hätten sich auch wieder verzogen, sobald die ersten Gäste auftauchte­n.

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FOTOS (5): JULIA WEISE Hier dürfen auch Touristen wieder campen: Auf dem Platz von Rheincampi­ng in Meerbusch herrscht Urlaubsfee­ling.
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Das Team von Rheincampi­ng Meerbusch freut sich auf die Saison und die Besucher: Markus Brix (v.l.), Gonzalo Zapata und Rainer Breitbach haben viel zu tun.
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Hier sind normalerwe­ise Liegen, ein Grill sowie eine Getränkeba­r aufgestell­t. Bis auf den Sand ist allerdings noch nichts wieder an seinem alten Platz.
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An der Rezeption gibt's Spuckschut­z, Desinfekti­on und Hinweissch­ilder.
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Nur die beliebte Strandbar muss noch geschlosse­n bleiben.

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