Die Kauflust in der City ist noch verhalten, denn die Kunden fühlen sich in ihrem Stadtteil gut aufgehoben.
(arc) Das war schon ganz schön stressig, bestätigt Elke Böttcher, als es plötzlich hieß, Läden bis zu 80 Quadratmetern dürften wieder aufmachen. Denn mal eben so den Schlüssel rumdrehen und die Buchhandlung an der Rethelstraße 121 wieder aufmachen, damit war es nicht getan. Diverse Vorbereitungsmaßnahmen wurden bei Bolland & Böttcher durchgeführt: die Kinderbuchabteilung in den vorderen Bereich verlegt zum Beispiel, Mitarbeiter mussten mit Maske oder Visier ausgestattet werden, ein Rundgang wurde angelegt und eine Acrylglasscheibe an der Kasse installiert. Das Prunkstück, eine Bücherrutsche, ging jetzt mit Verspätung in Betrieb. So ist nun eine komplett kontaktlose Übergabe der Bücher möglich.
„Wir haben die Rolle rückwärts, vom Versandlager zu einem richtigen Buchladen, vollzogen“, bilanziert Böttcher. Einiges ist beibehalten worden, wie das Vorabzahlen per Pay Pal bei Bedarf, dann gibt es im Geschäft auch wie im Flughafen eine Fast Lane, die eine Abholung im Schnellverfahren erlaubt, ansonsten dürfen halt immer nur drei Kunden gleichzeitig den Buchladen betreten. Als Renner haben sich die Visiere erwiesen, die Bolland und Böttcher jetzt sogar im Geschäft verkaufen.„100 Stück sind minimum schon weggegangen“, sagt Elke Böttcher. Augestockt haben die Buchhändlerinnen auch das Sortiment an Spielen, Puzzlen, Rätseln, „das lief natürlich super während des Lockdowns“, sagt die Inhaberin, die trotz allem aber vor allem froh ist, dass die vielen Stammkunden dem Geschäft die Treue gehalten haben.„Wir blicken nun optimistisch in die Zukunft“, sagt sie.
Auch bei Marion Schuster im Freudenschmuck an der Achenbachstraße 150 um die Ecke ist das Geschäft schon wieder ganz gut angelaufen. „Wir haben während der Schließung viel über die Sozialwen Medien gemacht. Wenn die Kunden dann zum Geschäft gekommen sind, haben wir die Tüte vor die Tür gestellt“, erzählt sie. Diese schwere Zeit ist nun zum Glück vorbei, „und die Leute sind sichtbar froh, das sie wieder Shoppen gehen und sich etwas Gutes tun dürfen. Da bieten sich bei Freudenschmuck aktuell die Kugelwochen an. Interessierte können sich ein ganzes Set aus Kette, Armband, Ring und Ohrringen mit Edelsteinen im gleichen Look zusammenstellen, „den jeweils günstigsten Artikel gibt es dann gratis dazu“, verspricht Schuster. So lassen sich schnell 60 Euro und mehr sparen.
Thomas Böhm vom Teppichstudio Aulaeum an der Achenbachstraße 157 ist froh, dass er wieder im Laden stehen darf. „Wir mussten nicht schließen, aber das dachte jeder, also kam auch keiner“, sagt er. Er profitiert ebenso ein wenig davon, dass nun viele ihr Heim schön haben wollen, dann vielleicht auch mal bereit sind, in einen edlen Teppich zu investieren oder ihren alten professionell (und seriös) reinigen zu lassen, eben weil womöglich in diesem Jahr der sonst so teure Urlaub ins Wasser zu fallen droht. Neben vielen modernen Varianten kommt in dem gediegen eingerichteten Studio auch das Traditionelle nicht zu kurz. Ohnehin ist das, was Thomas Böhm offen zeigt, nur ein kleiner Bestandteil dessen, was das Geschäft anbieten kann. „Wir haben 4500 Teppiche auf Lager“, sagt er. Die Pause hat er jedenfalls sinnvoll genutzt: „Bei mir zu Hause ist alles blitzblank.“
Peter Müller vom Einrichtungsgeschäft Goldfels lobt den tollen Zusammenhalt auf der Rethelstraße. Insgesamt ist er überzeugt, dass gerade die kleineren Läden im Quartier jetzt profitieren. „Der lokale Einzelhandel wird gewertschätzt, wer will schon mit Gesichtsmaske über die Kö laufen“, fragt er rhetorisch. Er spürt eine Dankbarkeit bei den Menschen, dass ihnen wieder die Möglichkeit eingeräumt wird, einkaufen zu gehen, „das merke ich allein schon an dem Kommunikationsbedürfnis, da ist immer eine positive Grundeinstellung erkennbar“. Und das gilt auch für das Mitmenschliche, „ich weiß hier von Senioren imViertel, die hatten noch nie ihren Kühlschrank so voll wie jetzt“.
Natürlich hat auch Goldfels an der Rethelstraße 146 ein umfangreiches Hygienkonzept erarbeitet, Müller selbst trägt Visier statt Maske. Der Laden läuft, denn mit seinem Sortiment, das primär auf ein gemütliches Zuhause und den Garten als eigene grüne Oase abzielt, trifft er in diesen Zeiten einen Nerv. „Wer nicht das Geld für einen Strandurlaub oder auch einfach keine Lust wegen der vielen Unwägbarkeiten hat, kauft sich dann halt eine neue Gartenliege bei mir“, erzählt Müller.