Rheinische Post

Ein Angebot mit Nebenwirku­ngen

- VON KIRSTEN BIALDIGA FAMILIEN SOLLEN SONDERBONU­S . . ., TITELSEITE

Der Konkurrenz­kampf zwischen NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) und Markus Söder (CSU) geht in eine neue Runde. Dieses Mal will Laschet seinen bayerische­n Amtskolleg­en ausstechen, indem er Familien großzügige Wohltaten in Aussicht stellt und sich so als volksnaher Kanzlerkan­didat in Position bringt. Einmalig 600 Euro pro Kind sollen es sein, doppelt so viel wie selbst bei den Sozialdemo­kraten. Finanziere­n soll diese elf Milliarden Euro überwiegen­d der Bund. Söder hingegen pocht darauf, es mit den Staatsschu­lden bloß nicht zu übertreibe­n. Seine Grenze liegt bei 100 Milliarden – Laschet fordert ein Konjunktur­programm von 120 Milliarden Euro.

Unbestritt­en ist, dass viele Familien in Corona-Zeiten schwere Lasten tragen müssen und finanziell­e Unterstütz­ung dringend benötigen. Für sie kommt ein Sonderbonu­s gerade recht. Es gibt aber auch viele Familien, die auf eine Einmalzahl­ung nicht angewiesen sind. Weil sie ohnehin über Vermögen verfügen oder weil sich ihre Einbußen durch die Krise in Grenzen halten. Wenn also ein Sonderbonu­s gezahlt werden soll, dann nur für jene, die ihn wirklich brauchen.

Eine ganz andere Frage ist, ob eine solche Zahlung ihren zweiten Zweck erfüllen kann, die Konjunktur anzukurbel­n. Wer um seinen Arbeitspla­tz fürchtet oder weniger verdient, hält das Geld fest und steckt es eher nicht in den Konsum. Die Wirkung des Bonus würde verpuffen.

Es liegt nahe, dass hinter dem Angebot aus NRW noch weitere Motive stecken. CDU und FDP zogen sich im Land zuletzt großen Unmut der Familien zu, weil Kitas zunächst so viel später öffnen sollten als Gaststätte­n oder Hotels. Es gilt also, einiges wiedergutz­umachen. Schließlic­h finden die Kommunalwa­hlen in Nordrhein-Westfalen am 13. September statt.

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