Rheinische Post

Händewasch­en und Beten

Durch das Gebet können wir uns auf das besinnen, was uns selbst und anderen hilft.

- PRÄSES MANFRED REKOWSKI Der rheinische Präses Manfred Rekowski schreibt hier einmal im Monat. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

GOTT UND DIE WELT

Wie halten Sie's mit dem Händewasch­en? Gründliche­s Händewasch­en ist wichtig, um die Gefahr einer Virusinfek­tion zu minimieren. Doch wie lange muss das dauern? 20 bis 30 Sekunden werden empfohlen. Das ist zweimal hintereina­nder „Happy Birthday“singen; oder – so rechnete jemand aus – einmal das Vaterunser beten.

Dabei ist für mich beim Beten weder die Dauer entscheide­nd, noch ist es der Ort. Für mich als Christ ist es vielmehr wichtig, dass ich bete und so mit Gott im Gespräch bleibe – gerade jetzt: über das, was mir mit Blick auf das neue Virus Angst macht; über das, was ich nicht verstehe; über das, was mich zweifeln lässt. Ja, die Bedrohung, die mir mit dem Coronaviru­s so auf den Leib rückt, ist eine Anfrage an den Glauben. Ja, ich erschrecke, wenn ich sehe, wie elend Menschen mit einer Covid-19-Erkrankung sterben. Ja, nicht erst seit dieser Pandemie frage ich mich nach dem Sinn des Leids in der Welt.

Ich frage das nicht nur mich, sondern ich frage das auch Gott. So wie ich meinen Dank und mein Lob im Gebet vor ihn bringe, komme ich mit meinen Zweifeln, meiner Wut, meiner Angst und meiner Sorge zu ihm. Nein, ich bekomme von ihm nicht die allumfasse­nde Antwort auf meine Fragen nach dem Warum. Aber ich erlebe im Beten, dass ich in Gott ein Gegenüber habe. Ich erinnere mich daran, dass er in Jesus Christus selbst Mensch geworden ist. Das heißt: Er kennt unsere Menschen-Fragen und unsere Menschen-Not. Im Beten spüre ich, dass Gott mich stärkt. Dann bekomme ich das Herz, den Kopf und die Hände frei, um im Vertrauen darauf, dass Gott uns auch jetzt nicht alleine lässt, zu tun, was anderen und mir hilft. Und ja, auch Händewasch­en und Beten zählen für mich dazu.

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