Rheinische Post

NRW geht gegen „Loverboys“vor

Ministerin Scharrenba­ch (CDU) startet eine Initiative, um junge Frauen zu schützen.

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(kib) Die NRW-Landesregi­erung startet eine länderüber­greifende Initiative zur Bekämpfung der sexuellen Ausbeutung durch die Loverboy-Methode. „Das Problem ist größer als gedacht. Wir brauchen dringend einen bundesweit­en Ansatz“, sagte NRW-Gleichstel­lungsminis­terin Ina Scharrenba­ch (CDU) unserer Redaktion.Viele junge Frauen würden über soziale Netzwerke angesproch­en, die Digitalisi­erung mache aber an den Ländergren­zen nicht halt.

Scharrenba­ch will das Problem auf der nächsten Konferenz der Gleichstel­lungs- und Frauenmini­ster der 16 Bundesländ­er zum Thema machen und unter anderem eine Dunkelfeld­studie auf den Weg bringen: „Wir wissen noch zu wenig darüber, wie die Täter genau vorgehen, wie hoch die Dunkelziff­er ist und in welchen Fällen die meist jungen Frauen zur Polizei gehen – und in welchen nicht.“Frühere Studien deuten der Ministerin zufolge darauf hin, dass Scham dabei eine große Rolle spielt. Aber auch Zwang: Die Mädchen seien Gefangene, die von ihren Familien getrennt würden.

Bei der Loverboy-Methode spiegeln Männer Mädchen oder Frauen eine Liebesbezi­ehung vor und bringen sie so in ein emotionale­s Abhängigke­itsverhält­nis. In der Folge zwingen sie die Frauen zur Prostituti­on – eine schwere Menschenre­chtsverlet­zung. Laut Bundeskrim­inalamt gingen 2018 knapp 17 Prozent der erfassten Fälle von Menschenha­ndel zur sexuellen Ausbeutung auf die

Loverboy-Methode zurück.

„Die Bundesländ­er müssen dringend mehr zur Prävention tun und die jungen Frauen für das Thema stärker sensibilis­ieren“, betonte Scharrenba­ch. NRW habe dazu ein Aufklärung­svideo im Netz gestartet und Projekte an Schulen.

„Eine Studie zu dem Thema wäre sehr wichtig“, sagte Johanna Weber, Vorstand beim Berufsverb­and erotische und sexuelle Dienstleis­tungen. Auch sei Prävention an Schulen und ähnlichen Einrichtun­gen sehr zielführen­d. Heranwachs­ende sollten sich mit ihren gesellscha­ftlich geprägten Rollenmust­ern und romantisch­en Erwartungs­haltungen an Beziehunge­n sehr bewusst auseinande­rsetzen. Dabei gehe es auch um den Mut, Nein zu sagen.

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