Prozess um Angriff auf Rolli-Fahrer
Dem Angeklagten droht die dauerhafte Unterbringung in einer Psychiatrie.
STADTMITTE Er fühlte sich angeblich als „Bürgermeister“im Bahnhofsumfeld, als „Chef“von Obdachlosen und Alkoholikern im Milieu. So hat sich ein 59-Jähriger zumindest vor drei Jahren am Hauptbahnhof aufgeführt – und mit Klein-Diebstählen und Prügeleien seine Position behaupten wollen.
Seit Freitag ist er beim Landgericht angeklagt, weil er damals sogar einen Behinderten attackiert und den jetzt 35-Jährigen aus dessen Rollstuhl getreten haben soll. Diesmal geht es für den „Chef“vom Hauptbahnhof allerdings nicht um eine weitere Haftstrafe, ihm droht vielmehr die dauerhafte Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik.
Laut Anklage hatte der als aggressiv geltende Mann im Herbst 2017 drei Diebstähle im Viertel verübt und unter Alkoholeinfluss auch auf einen Mitzecher aus dem Milieu mit Fäusten eingeprügelt. Zuletzt habe er den wehrlosen Rollstuhlfahrer angegriffen. Der Angeklagte habe den Behinderten mehrfach provoziert, doch der 35-Jährige habe sich abgewandt. „Ich habe ihm deutlich gemacht, er möchte mich in Ruhe lassen“, so das Opfer jetzt als Zeuge. „Aber irgendwie hat er das nicht verstanden.“Plötzlich sei der Angeklagte auf ihn losgegangen, „ich bin umgekippt, mein Rollstuhl war kaputt, und er wollte noch weiter auf mich eintreten“. Eine Passantin habe das aber verhindert, die Polizei alarmiert.
Der Prozess wird auch mit der Anhörung einer psychiatrischen Gutachterin fortgesetzt.