Corona und das Gemeinschaftsleben
Die Kirchentür öffnet sich nach zwei Monaten ohne Gottesdienste. Alle stehen mit Abstand hintereinander. Eine Person mit Mundschutz prüft die Namen der angemeldeten Gottesdienstteilnehmer. Der Empfang ist so seltsam. Doch in den Gesichtern der Menschen liest man ihre Wiedersehensfreude, die zeigt, wie sehr sie die Gemeinschaft der Kirche vermisst haben.
Jeder findet schnell einen grün markierten Platz. Dann schauen sich alle um. Die Stimmung bleibt merkwürdig. Es fehlen die anderen. Unsere Gemeinde ist nicht vollzählig. Daher ist auch unsere Freude nicht vollkommen. Obwohl hier einige beisammen sind, um für alle zu beten, darf es nicht so bleiben. Wir dürfen uns nicht damit begnügen, dass Zusammensein ohne die anderen Schwestern und Brüder in Ordnung ist.
Die Heilige Göttliche Liturgie beginnt. Die Einsamkeit der letzten Wochen lässt nach. Wir sind stärker. Was macht uns stark? Unser Glauben, unser gemeinsames Beten, unsere gemeinsame Hoffnung, unsere Freude beisammen zu sein? Ja, alles zusammen.
Über alle Schwierigkeiten hinaus hat das Coronavirus unser Gemeinschaftsbewusstsein verstärkt. Wir realisieren mehr als je zuvor, wie wichtig die anderen Menschen für uns sind. Wir verstehen jetzt besser, wie viel Freude uns das Zusammensein bringt. Wir spüren, dass wir mutiger und hoffnungsvoller werden, wenn wir unseren Glauben an das Evangelium Christi gemeinsam feiern.
Eine Krise ist eine Zeit der Abwägung unserer bisherigen Lebensentscheidungen. Sie kann sogar der Ausgangspunkt einer Neugestaltung unseres Lebens werden. Was können wir selbst an unserem Lebensstil ändern, so dass wir nicht nur gesundheitlich, sondern auch seelisch alle Pandemien besiegen? Könnten wir dafür eine Kultur des Miteinanders im Geist Christi noch intensiver pflegen? Ja, wir können, wenn wir wollen.