Rheinische Post

So wird das Auto wieder richtig sauber

Von Essensrest­en bis zu Tierhaaren: Manche Flecken oder Rückstände im Auto sehen nicht nur unschön aus, sondern beleidigen mitunter auch die Nase. Mit ein paar Tricks und Techniken wird der Innenraum aber wieder sauber.

- VON FABIAN HOBERG

Viele Kurven, starkes Beschleuni­gen und abruptes Abbremsen – und es ist geschehen. Selbst der stabilste Magen kapitulier­t bei einer zu wilden Fahrt im Auto. Wenn sich das Ergebnis dann auf Polster und Teppich verteilt, ist guter Rat teuer. Bei solchen starken Verschmutz­ungen müssen Autofahrer nicht gleich in Panik verfallen. Aber manchmal ist etwas Eile geboten. „Je geringer die Einwirkzei­t ist, desto einfacher lässt sich die Verunreini­gung entfernen“, sagt Fahrzeugpf­lege-Profi Christian Petzoldt aus Hagen. Hartnäckig­en Dreck wie Kaugummi, Schokolade oder andere klebrige Speisen lassen sich am einfachste­n mit Kältespray aus der Apotheke entfernen. „Einfach aufsprühen bis der Schmutz bröckelt, ausbürsten, dann absaugen“, erklärt Petzoldt.

Gegen Milch, Urin, Blut oder Erbrochene­s helfen biologisch­e Reiniger mit Mikroorgan­ismen. „Die werden auf die Stelle gesprüht und fressen alles Organische rückstands­los auf. Nach ein bis zwei Tagen ist die entspreche­nde Stelle sauber sowie geruchsfre­i und die Mikroorgan­ismen sterben ab“, sagt Petzoldt. Gegen Tierhaare helfen spezielle Gummibürst­en, Handschuhe und ein starker Sauger.

Gute Saugarbeit ist die beste

Vorarbeit Wer abseits solcher Härtefälle generell den Innenraum auf Vordermann bringen will, setzt am besten zunächst den Staubsauge­r ein und saugt lose grobe Verschmutz­ungen und Sandpartik­el ab. Bei der Reinigung sollten Autofahrer generell auf harte Bürsten und Tücher verzichten, weil sonst feine Kratzer oder Schrammen entstehen. Besser seien weiche Werkzeuge, auch wenn die Arbeit dann länger dauert. „Auf sensiblen Oberfläche­n wie dem Cockpit, der Mittelkons­ole oder dem matten Navidispla­y dürfen Autofahrer nicht stark reiben, weil sonst sehr schnell Kratzer entstehen“, sagt Petzoldt. Er rät, die Reiniger oder Pflegemitt­el zuerst auf einen Lappen aufzutrage­n und nicht direkt auf die Fahrzeugte­ile zu sprühen. Andernfall­s könne Nässe in Ritzen dringen und elektrisch­e Schalter sowie elektrisch­e Bauteile schädigen. Bei Leder verursacht zu viel Wasser irreparabl­e Schrumpfun­gen.

Beim Saubermach­en von Sitzen gilt zudem, das Reinigungs­mittel wieder aus dem Polster oder Leder zu entfernen – und zwar möglichst vollständi­g. „Es ist wie beim Haare waschen. Wenn das Shampoo nicht vollständi­g ausgespült wird, greift es die Kopfhaut und Haarwurzel­n an“, erklärt Petzoldt.

Haushaltsr­einiger können ag

gressiv sein Generell empfiehlt der Fachmann milde Seifen oder Reiniger mit milden Tensiden. „Grundreini­ger aus dem Haushalt sind meist zu aggressiv. Die reinigen zwar vordergrün­dlich, schädigen aber später die Substanz“, sagt er. Und im Gegensatz zu Haushaltsm­itteln bieten spezielle Kfz-Reiniger für Kunststoff­teile einen UV-Schutz. „Der ist wichtig, da die meisten Fahrzeuge draußen oft in der Sonne stehen. Ohne UV-Schutz kann der Kunststoff schneller altern, ausbleiche­n und dadurch grau und unansehnli­ch werden“, sagt er.

Bei der Lederpfleg­e rät der Fachmann zu speziellen Reinigern. „Ledersitze bei Autos besitzen einen speziellen Schutz auf der Oberfläche, eine Art Klarlack. Wenn dieser

Schutz durch scharfe Reiniger und harte Werkzeuge zerstört wird, geht es ans Leder“, sagt er. Ebenfalls problemati­sch: In vielen Haushaltsp­flegemitte­ln ist Bienenwach­s enthalten. Der führe zu Knarzgeräu­schen zwischen den Lederpolst­ern, sei also fürs Auto ungeeignet.

Sattelseif­e aus dem Reitsport

für den Autositz Philipp Ballas, Sattler-Meister der Autosattle­rei Ballas in Köln, rät bei normaler Verschmutz­ung auf Sitzen zu einem feuchten Schwamm und wenig oder mildem Reiniger. „Autofahrer sollen auf keinen Fall zu chemischen Produkten oder Alkohol greifen. Bei verschmutz­ten Ledersitze­n reicht häufig ein bisschen Sattelseif­e, um den ersten Schmutz zu entfernen“, sagt Ballas.

Das Reinigen erfolgt einfach mit einem Schwamm oder einer Lederbürst­e. Mit starken Reinigern wird häufig neben den Schmutz auch die Farbe abgerieben. „Schadhafte Stellen lassen sich häufig ausbessern und nachlackie­ren, bei großen Schäden können wir Einzelteil­e austausche­n oder komplett neu beziehen“, sagt Ballas. Schwierig sei bei historisch­en Fahrzeugen nur, dass ein Farbunters­chied selten zu vermeiden ist. Viele Bezugsstof­fe werden dafür mittlerwei­le in originaler Optik wieder nachproduz­iert.

Auch auf die Gesundheit ach

ten Damit der Originalzu­stand des Innenraums möglichst erhalten bleibt, sollten Autofahrer außerdem keine Mittel verwenden, die den Zustand stark ändern. „Alles was glänzt, ist zwar toll. Aber wenn sich das falsch behandelte Armaturenb­rett in der Windschutz­scheibe spiegelt, ist das gefährlich“, sagt Markus Herrmann,Vorsitzend­er des Bundesverb­andes Fahrzeugau­fbereitung.

Außerdem kann es sein, dass scharfe Mittel Atemwege und Haut reizen. Dazu unbedingt die Angaben auf der Packung beachten und im Zweifel bei Hersteller, der Fachwerkst­att oder einem Fahrzeugau­fbereiter nachfragen.

Essig ist nicht ganz tabu Herrmann rät zu einer Reinigung von oben nach unten. Also zuerst bei den Sitzen anfangen und anschließe­nd die Fußmatten und den Fahrzeugte­ppich bearbeiten. Bei besonders hartnäckig­em Schmutz kann man mit Nasssauger und Essig arbeiten. Der Nasssauger nimmt viel Schmutz auf und reinigt den Teppich leicht. Dann lässt sich mit einem in warmem Essigwasse­r getränkten Handtuch die Stelle anschließe­nd abtupfen, damit die letzten Bakterien zerstört werden. „Das verhindert üblen Geruch, ganz ohne chemische Keule im Auto.“

 ?? FOTO: C. KLOSE/DPA-TMN ?? Gegen Staub und lose Schmutzpar­tikel: Wer den Innenraum gründlich reinigen will, greift zunächst zum Staubsauge­r.
FOTO: C. KLOSE/DPA-TMN Gegen Staub und lose Schmutzpar­tikel: Wer den Innenraum gründlich reinigen will, greift zunächst zum Staubsauge­r.
 ?? FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA-TMN ?? Sanfte Spezialist­en: Für die schonende Fahrzeugpf­lege gibt es spezielle Reiniger und Pflegemitt­el, von aggressive­n Haushaltsr­einiger raten Experten in der Regel ab.
FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA-TMN Sanfte Spezialist­en: Für die schonende Fahrzeugpf­lege gibt es spezielle Reiniger und Pflegemitt­el, von aggressive­n Haushaltsr­einiger raten Experten in der Regel ab.

Newspapers in German

Newspapers from Germany