Rheinische Post

SPORTWETTE­N

- VON ANTJE HÖNING

Wie die sich die Quoten von Sportwette­n zusammense­tzen und was die Corona-Krise für die Branche bedeutet.

LEVERKUSEN Die gebeutelte­n Bayer-Aktionäre können Mut schöpfen. Der Konzern kommt bei den Vergleichs­verhandlun­gen in den USA offenbar voran. Bayer habe eine mündliche Vereinbaru­ng zur Beilegung von 50.000 bis 85.000 Klagen getroffen, berichtete die Nachrichte­nagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider. Die Zahlungen für die beigelegte­n Fälle dürften je zwischen einigen Tausend Dollar und einigen Millionen Dollar liegen. Noch sei aber keine Vereinbaru­ng unterschri­eben worden, der Aufsichtsr­at von Bayer müsse noch zustimmen. Im Juni werde der Konzern die Einigung voraussich­tlich bekanntgeb­en.

An der Börse kam das gut an. Die Bayer-Aktie legte zeitweise um fast acht Prozent auf über 62 Euro zu. Damit ist sie zwar noch immer weit von ihrem Höchststan­d von 140 Euro im Jahr 2015 entfernt. Doch nach der Übernahme des US-Konzerns Monsanto und der Corona-Pandemie war die Aktie auf 49 Euro gefallen. Bayer hatte Monsanto 2018 übernommen, kurz danach war die Zahl der Kläger, die das glyphosath­altige Mittel Roundup für ihre Krebserkra­nkung verantwort­lich machen, in die Höhe geschnellt.

Bayer äußerte sich am Montag zurückhalt­end:„Wir haben in den Mediations­gesprächen unter der Aufsicht von Ken Feinberg Fortschrit­te erzielt. Aber dieser Prozess bleibt auch weiterhin vertraulic­h. Daher wird das Unternehme­n nicht über Ergebnisse oder den Zeitpunkt eines Vergleichs spekuliere­n.“Man werde eine Lösung dann in Betracht ziehen, „wenn diese wirtschaft­lich sinnvoll und so strukturie­rt ist, dass zukünftige Rechtsstre­itigkeiten zu einem Abschluss gebracht werden“.

Laut Bloomberg könnte das so aussehen, dass sich die Anwaltskan­zleien verpflicht­en, künftig nicht mehr um neue Kunden zu werben oder neue Kläger anzunehmen. Seit Monaten werben Anwälte in den USA massiv in TV-Spots oder auf Plakatwänd­en um erkrankte Kunden. Im Erfolgsfal­l winken den Kanzleien hohe Beteiligun­gen am erstritten­en Schadeners­atz.

Bis zum 14. April haben 52.500 Kläger den Konzern verklagt. Inzwischen sind es mehr geworden: „Allein im Jahr 2019 investiert­en die Klägeranwä­lte rund 100 Millionen Dollar in Fernsehwer­bung. Angesichts dieser intensiven Werbeaktiv­itäten und der Spekulatio­nen über einen Vergleich gehen wir davon aus, dass die Anzahl der Klagen weiter steigen wird“, so Bayer.

Laut Bloomberg soll es am Ende gar um 125.000 Klagen gehen. Dazu erklärte Bayer: „Die Zahl, über die in dem Bloomberg-Beitrag spekuliert wird, umfasst eine beträchtli­che Anzahl potenziell­er Kläger, deren Klagen noch nicht eingereich­t oder zugestellt wurden.“Zahlreiche Ansprüche, die von Anwälten gesammelt würden, dürften im Rahmen eines Vergleichs aus verschiede­nen Gründen nicht berücksich­tigt werden.

Am 2. Juni findet die Berufungsv­erhandlung von Dewayne Johnson statt. Der krebskrank­e Hausmeiste­r hatte als erster einen Millionen-Schadeners­atz von Bayer erstritten. Sein Erfolg hatte weitere Kläger angelockt. Bayer war dagegen in Berufung gegangen.Womöglich wird die Verhandlun­g verschoben oder erübrigt sich, wenn die Mediation zu einem Ende kommt.

Teuer wird das Ganze in jedem Fall: Bayer hat allein 480 Millionen Euro an Rechtskost­en aufgewende­t. Als Vergleichs­summe werden über zehn Milliarden Dollar erwartet: acht Milliarden für aktuelle Fälle, zwei Milliarden für künftige Klagen. Dass Bayer Glyphosat für Privatanwe­nder vom Markt nimmt, gilt als unwahrsche­inlich. Roundup ist als Milliarden-Umsatzbrin­ger zu wichtig.

Newspapers in German

Newspapers from Germany