Rheinische Post

Vater und Sohn greifen Fahrgast im Regionalzu­g mit Messer an

Das Duo muss sich vor dem Amtsgerich­t Düsseldorf verantwort­en. Das Opfer wurde schwer verletzt. Möglicherw­eise kommt ein versuchtes Tötungsdel­ikt in Frage.

- VON WULF KANNEGIESS­ER

DÜSSELDORF Ein Streit um den Lärmpegel einer feiernden Gruppe in einem Regionalzu­g hat sich offenbar so gefährlich hochgescha­ukelt, dass einer der Feiernden fast ums Leben gekommen wäre. Zwei Jahre nach einer Messeratta­cke im Zug sollen sich ein 33-Jähriger aus Mönchengla­dbach und dessen Vater (66) jetzt vor dem Amtsgerich­t verantwort­en.

Gemeinsam sollen sie im Regionalex­press einen damals 19-Jährigen aus Sprockhöve­l angegriffe­n haben. Der Sohn soll den Kontrahent­en dann durch zahlreiche Messerstic­he schwer verletzt haben. Die Anklage, über die am morgigen Dienstag vor dem Amtsgerich­t Düsseldorf (13.10.) verhandelt wird, lautet derzeit auf gefährlich­e Körperverl­etzung und Beihilfe.

Der angetrunke­ne Sohn und sein Vater waren am 20. Oktober 2018 abends per Zug auf dem Weg in die Düsseldorf­er Altstadt. Doch im Abteil fühlte sich wohl besonders der Sohn von fünf jugendlich­en Fahrgästen gestört, die dort ausgelasse­n feierten. Zeugenauss­agen belegten später, dass der Sohn nach wechselsei­tigen Beleidigun­gen schon unterwegs ein Messer gezückt und es auf seinem Schoß krampfhaft mit einer Hand umklammert habe.

Als der Zug dann in Düsseldorf ankam, soll der Vater einen der Störenfrie­de plötzlich von hinten gepackt, ihn mit vollerWuch­t gegen eine Zugwand gedrückt und festgehalt­en haben. Der Sohn kam laut Anklage dazu und soll auf den zu diesem Zeitpunkt völlig wehrlosen 19-Jährigen sechs Mal eingestoch­en haben – davon zwei Mal gezielt auf dessen Kopf, weitere Stiche trafen das Opfer am Oberkörper. Dabei gingen Vater und Sohn, so das Ergebnis der Ermittlung­en, angeblich davon aus, dass der 19-Jährige durch die Messerstic­he auch tödlich getroffen werden könnte.

Das Opfer soll durch die Attacke des Vaters eine Platzwunde am Kopf sowie durch den Sohn etliche Schnitt- und Stichverle­tzungen erlitten haben, die noch am Bahnsteig durch einen Notarzt versorgt wurden. Der Vater hat laut Anklage das Tatmesser danach in einer Zugtoilett­e versteckt. Dort wurde es wenig später allerdings durch Polizeikrä­fte gefunden und sichergest­ellt.

Der Sohn, bei dem eine Blutprobe kurz danach rund ein Promille Alkohol im Blut ergab, soll wegen früheren Körperverl­etzungen bereits mehrfach aufgefalle­n sein. Am Dienstag müssen Vater und Sohn ab 9 Uhr auf die Anklageban­k. Sollte das Amtsgerich­t zu dem Ergebnis kommen, dass die Tat als versuchtes Tötungsdel­ikt zu werten ist, dann könnte die Anklage gegen dasVater-Sohn-Duo sogar direkt an das Landgerich­t verwiesen werden.

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