„Beide Mannschaften haben Fehler gemacht“
Der Fußball-Abteilungsleiter des SFD Süd meldet sich nach der Prügelei beim Spiel gegen den AC Italia Hilden zu Wort.
HOLTHAUSEN In der vergangenen Woche kam es beim Kreisliga-Spiel zwischen dem AC Italia Hilden und dem Düsseldorfer SFD Süd zu einem Spielabbruch und einer anschließenden Schlägerei. Ein Spieler der Hildener Mannschaft musste ambulant im Krankenhaus behandelt werden. Im Anschluss an den Vorfall bleibt auch bei den Verantwortlichen des SFD ein bitterer Nachgeschmack – nicht nur wegen der Gewalt auf dem Platz, sondern auch wegen der bundesweiten Berichterstattung. SFD-Fußball-Abteilungsleiter Lutz Grünewald hat Gesprächsbedarf.
Herr Grünewald, wie haben Sie von der Schlägerei in Hilden erfahren?
LUTZ GRÜNEWALD Das war am Donnerstagabend, kurz nach 22 Uhr. Ich war quasi auf dem Weg ins Bett und habe dann eine Nachricht vom Trainer bekommen.
Was war Ihr erster Gedanke?
GRÜNEWALD Ich dachte mir: Verdammt, das gibt eine Spruchkammersitzung.
Sie waren selbst nicht vor Ort, aber haben sich inzwischen vereinsintern ausgetauscht. Was ist bei dem Spiel schiefgelaufen?
GRÜNEWALD Das ist auch mit etwas Abstand schwierig zu sagen. Die Aussagen widersprechen sich. Angeblich lag unser Torwart zuerst auf dem Boden. Unser Trainer sagt, er hat sich auf den Hildener Torwart geworfen, um ihn zu schützen und sei dafür ausgelacht worden. Und auch wenn ich froh bin, dass der Keeper von Hilden nicht ernsthaft verletzt wurde, wundert es mich doch, dass er noch am Abend aus dem Krankenhaus entlassen wurde, wenn ihm, wie berichtet wird, zweimal hart gegen den Kopf getreten wurde. Es wurden sicherlich Fehler gemacht – von beiden Vereinen.
Aber wer nun das Ganze angefangen hat, darüber muss die Spruchkammer entscheiden.
Gibt es ein Gewaltproblem im Amateurfußball?
GRÜNEWALD Jein. Sicherlich gab es schon immer Schlägereien zwischen Mannschaften – nicht nur im Fußball, auch in anderen Sportarten. Im Eishockey gehört es ja fast schon zum guten Ton. Da ist danach auch Schluss und nach dem Spiel gibt man sich die Hand. Der Unterschied ist aber auch, dass in der anschließenden Berichterstattung auch kleinere Auseinandersetzungen im Fußball oft aufgebauscht werden. Aber um das klarzustellen: Der SFD, der Vereinsvorstand und auch ich persönlich distanzieren uns von jeder Form von Gewalt im
Sport.
Sie waren nach dem Vorfall in Hilden ziemlich sauer auf die Medien – auch „Der Spiegel“hatte online berichtet. Was genau haben Sie den Journalisten vorzuwerfen?
GRÜNEWALD Es ist sicher unglücklich gelaufen. Die Hildener Verantwortlichen waren vor Ort und konnten sofort ihre Interviews geben. Bei mir hat auch am Freitag um 11 Uhr das Handy geklingelt, aber ich war da schon auf der Arbeit, hatte noch mit keinem vom Trainerstab intensiv gesprochen. Daher habe ich erstmal keinen Kommentar abgegeben. Das hatte zur Folge, dass die Ereignisse nur aus Sicht des AC Italia berichtet wurden. Das finde ich nicht fair. Es gibt viele Widersprüche und Unklarheiten und wir werden relativ deutlich als die Verantwortlichen dargestellt. Es gab auch Symbolbilder von Polizisten in Kampfmontur – ich war nicht vor Ort, aber ich bezweifel, dass es so gewesen ist. Auch war zu lesen, dass der Schiedsrichter bedroht wurde. Dabei steht im Spielbericht eindeutig, dass er zwar Probleme hatte, die Spieler zu beruhigen, sich allerdings nicht bedroht gefühlt habe. Der Trainer- und Betreuerstab des SFD hat inzwischen ein eigenes Statement herausgegeben, unsere Sicht der Dinge mit ausreichend Abstand formuliert. Aber das kommt für die Medien zu spät. Ich verstehe, dass die Zeitungen und Sender ihre Schlagzeilen brauchen – aber ich würde mir eine ausgeglichenere Berichterstattung wünschen.
Was kann ein solcher Vorfall mit einem Verein machen?
GRÜNEWALD An so etwas können Mannschaften und Vereine kaputtgehen. Wir Ehrenamtler stecken sehr viel Zeit und Arbeit in den Sport. Unser Ziel ist es, junge Menschen von der Straße zu holen, ihnen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu geben – und ihnen vielleicht sogar zu einer Karriere im Fußball zu verhelfen. Es ist wirklich ärgerlich, wenn ein paar Chaoten diese Arbeit zunichtemachen.
Und eine anschließende Berichterstattung über solche Vorfälle ist natürlich nicht hilfreich...
GRÜNEWALD Genauso wenig wie die
Kommentare, die sich im Internet finden. Da sprechen Menschen, die gar nicht dabei waren, von uns als „Schlägertruppe“und fordern, die Mannschaft aufzulösen. So etwas kann potentielle neue Vereinsmitglieder abschrecken, bevor sie unsere Arbeit überhaupt kennengelernt haben.
Wie geht es jetzt weiter?
GRÜNEWALD Vorerst ist die betreffende Mannschaft vom Spiel- und Trainingsbetrieb freigestellt. Wir warten die Spruchkammersitzung Ende des Monats ab – und behalten uns vor, entsprechend dem Ergebnis auch deutliche Konsequenzen zu ziehen. Auch die Hildener müssen die Sache erstmal sacken lassen und können dann alles hoffentlich ruhig beurteilen. Auch Zuschauer werden geladen und können ihre Meinung äußern. Aber das Thema hat aufgrund mehrerer Vorfälle in letzter Zeit offenbar Aufmerksamkeit erregt: Der Fußballverband hat alle Vereine aus dem Kreis Düsseldorf eingeladen, um sie für das Thema Gewalt im Fußball zu sensibilisieren.