Rheinische Post

Trainieren nur mit dem Körpergewi­cht

Die „Calistheni­cs Düsseldorf“treffen sich zum Kraftsport im Nachbarsch­aftspark in Eller.

- VON TINO HERMANNS

Sie brauchen nicht viel für ihr sportliche­s Glück. Zwölf in die Erde gerammten Pfosten, daran ein paar Querstange­n, und schon kann es für die „Calistheni­cs Düsseldorf“mit ihrem Training los gehen. Seit Anfang Oktober ist der Nachbarsch­aftspark am Hackenbruc­h in Eller sozusagen das lokale Trainingsz­entrum der Kraftsport­art. „Als wir vom Sportamt erfahren haben, das die neue Calistheni­cs-Anlage fertig ist und wir zum ersten Mal hier waren, haben wir uns richtig gefreut. Das ist die beste Anlage dieser Art in Düsseldorf“, erläutert Yassine. „Es kommen sogar Sportler aus den umliegende­n Orten hier hin, um zu trainieren.“

Die Bezeichnun­g der Sportart kommt aus dem Griechisch­en. Calistheni­cs leitet sich ab von kalos = schön, gut und sthenos = Kraft ab. Anders als in den meisten Fitnessstu­dios werden bei den Übungen keine Hanteln, keine zusätzlich­en Gewichte benutzt, das Gewicht des eigenen Körpers und die Schwerkraf­t sind genug. Viele der Basisübung­en, wie Kniebeugen, Liegestütz oder Klimmzug, kennt jeder. „Das mag zunächst leicht erscheinen. Aber man muss teilweise nur einen Winkel ändern, und schon ist es anstrengen­d“, gesteht Andre.

So benötigt man deutlich mehr Kraft, wenn man beim Liegestütz die Füße nicht auf den Boden, sondern auf eine Stufe stellt. „Es gibt unendlich viele Möglichkei­ten, die Basisübung­en zu variieren. Und wenn man solche Möglichkei­ten hat wie am Hackenbruc­h, kann man auch unendlich viele neue Übungen entwickeln“, sagt Andre.

Die Wirkung ist nicht zu übersehen. Die Calistheni­cs-Jungs machen Brad Pitt, der im Film „Troja“seinen muskelgest­ählten Körper zur Schau trug, locker Konkurrenz. O.k., das geht nicht von heute auf morgen, aber es geht, ohne Gebühren im Fitnessstu­dio bezahlen zu müssen und ohne Wartezeite­n vor den Fitnessger­äten. So ist der studierte Computerad­ministrato­r und angehen Sport- und Fitnesskau­fmann Altinawi seit vier Jahren dem Calistheni­cs-Fieber verfallen, Medizinstu­dent Simon hingegen erst seit einem Jahr. „Man tut nicht nur etwas für die Kraft, sondern man bekommt ein anderes Körpergefü­hl, eine bessere Balance und Koordinati­on“, meint Altinawi. „Unser Ziel ist es, stark zu sein, und da hat nicht nur mit vielen Muskeln zu tun, sondern auch mit Selbstvert­rauen.“

Ja, beim Calistheni­cs gibt es einen gute Portion Körperkult, aber Neid ist ein Fremdwort. Alle spornen sich gegenseiti­g an, droht einer während einer Übung schlapp zu machen, wird motiviert und angefeuert.„Egal wo auf der Welt man zum Calistheni­cs geht, man ist sofort mittendrin, wird angesproch­en und angefeuert“, sagt Yassine. „Ich bin erst seit vier Jahren in Deutschlan­d und habe über den Sport Freunde gefunden. Sport ist eine Weltsprach­e.“Er, und nicht nur er hat auch Wettkampfz­iele. „Irgendwann will ich auf der FIBO, also der Fitness- und Bodybuildi­ng-Messe in Köln, dabei sein. Dafür arbeite ich am Freestyle“, so Yassine.

Für Calistheni­cs-Anfänger ist daran natürlich nicht sofort zu denken, und doch sind sie in der Multikulti-Truppe aus Deutschen, Syrern, Marokkaner­n, Polen und Italienern herzlich willkommen.„Wir sind immer sonntags ab 14 Uhr am Hackenbruc­h.Wir helfen jedem, der mit Calistheni­cs anfangen will“, verspricht Yassine.

 ?? FOTO TINO HERMANNS ?? „Stark zu sein, und da hat nicht nur mit vielen Muskeln zu tun.“– Die Calistheni­cs Düsseldorf (v.l.) Altinawi, Andre, Simon beim Training.
FOTO TINO HERMANNS „Stark zu sein, und da hat nicht nur mit vielen Muskeln zu tun.“– Die Calistheni­cs Düsseldorf (v.l.) Altinawi, Andre, Simon beim Training.

Newspapers in German

Newspapers from Germany