Schulen gehen bei Virenfiltern leer aus
Der Bund stellt eine halbe Milliarde Euro zur Belüftung öffentlicher Gebäude bereit. Den Schulen hilft das wenig. Die Gewerkschaft kritisiert, das Land halte sich nicht an die Vorgaben des RKI.
DÜSSELDORF Bei der Verteilung zusätzlicher Bundesmittel für Lüftungsanlagen gehen die Schulen trotz der Forderungen von Lehrern und Kommunen weitgehend leer aus. „Ein genauer Blick auf die Förderrichtlinie des Bundes zeigt leider, dass gut gemeint nicht immer gut gemacht ist:Viele Schulgebäude haben gar keine Anlage, über die sich Lufttemperatur, Luftfeuchte und Luftqualität beeinflussen lassen und die sich mit zusätzlichen Filtern weiter verbessern ließe“, sagte Helmut Dedy, Geschäftsführer des Städtetages NRW, unserer Redaktion.
Solche fest eingebauten Anlagen sind aber Voraussetzung für eine Förderung. Der Kauf mobiler Lüftungsanlagen dagegen ist nicht förderfähig. „Deshalb ist die Förderrichtlinie höchstens für einige öffentliche Gebäude relevant, nicht jedoch für Schulgebäude“, so Dedy.
Das Programm der Bundesregierung sieht vor, dass ab sofort bundesweit 500 Millionen Euro in bestehende Lüftungsanlagen öffentlicher Gebäude investiert werden können. Davon könnten der NRW-Staatskanzlei zufolge etwa Hochschulen, Kultureinrichtungen und Veranstaltungsräume profitieren. Ein Sprecher der Staatskanzlei bestätigte, dass mobile Virenfilter für Klassenzimmer davon nicht profitieren.
Angesichts der steigenden Infektionszahlen wächst der Druck auf NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP), ein Konzept für die Schulen nach den Herbstferien vorzulegen. „Die Landesregierung muss schnell ein Investitionsprogramm für Belüftungsgeräte auflegen, bevor der Winter kommt“, sagte Andreas Bartsch, Präsident des nordrhein-westfälischen Lehrerverbands, unserer Redaktion. In Bayern würden diese Geräte bereits eingesetzt: „Wenn der Präsenzunterricht in NRW Vorrang haben soll, dann muss man die Schulträger jetzt auch dabei finanziell unterstützen, Belüftungsgeräte anzuschaffen.“
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert überdies eine Rückkehr zur Maskenpflicht im Unterricht und ein Stufenkonzept, das je nach Inzidenzzahl klare Vorgaben macht zu Klassengrößen, Hygieneauflagen und Lernen imWechselmodell. Derzeit halte sich die Landesregierung nicht an die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts. Demzufolge gilt ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner eine Maskenpflicht im Unterricht an weiterführenden Schulen. Ab der 50er-Schwelle wird eine Maskenpflicht auch für Grundschüler empfohlen sowie Unterricht im Schichtbetrieb in kleineren Klassen.
Elternverbände aus NRW und anderen Bundesländern forderten am Mittwoch in einem offenen Brief einen ländereinheitlichen Stufenplan. Erforderlich seien kleinere Lerngruppen. Auch müsse der digitale Unterricht ausgeweitet werden.
Das Umweltbundesamt hatte zuletzt Empfehlungen für regelmäßiges Lüften der Klassenzimmer herausgegeben, die nach bisherigem Stand auch in NRW gelten sollen. Der Staatskanzlei zufolge ist die Landesregierung zudem mit den Schulträgern „auf Basis bereits erfolgter Abfragen im Gespräch, um bedarfsorientierte Lösungen an Schulen zu unterstützen“.
NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) treibt bereits ein Förderprogramm für mobile Lüftungsgeräte in der Gastronomie voran.„Wir arbeiten an einem Massenprogramm“, bestätigte ein Sprecher des Ministeriums. Details der Förderung würden demnächst verkündet.