Die bisherige Strategie ist gescheitert
Die Bundesrepublik ist Corona-Risikogebiet. Am Dienstag hat unser Land den Inzidenzwert von 50 Neufällen innerhalb einerWoche pro 100.000 Einwohner überschritten, der zurzeit das Maß aller Dinge ist. Zugleich liegt jeder vierte Stadt- oder Landkreis über der kritischen Schwelle, von der ab besondere Maßnahmen notwendig werden. Und im Berchtesgadener Land haben die Behörden eine Ausgangssperre verhängt. Dort war die Inzidenz zu Wochenbeginn über 250 gestiegen.
Die Flammen der Corona-Pandemie haben sich in der zweiten Welle jetzt zum Flächenbrand ausgeweitet. Das Modell der regionalen Bekämpfung der Infektionen ist vorläufig an ein Ende gekommen. Geht es in diesem Tempo weiter, werden wir wohl nicht um einen zumindest partiellen Lockdown von Restaurants, Kneipen, Geschäften und vielleicht auch Schulen und Kitas herumkommen. Das Virus hat sich wieder als stärker erwiesen als die menschliche Strategie.
In der Politik macht das Wort vom drohenden Kontrollverlust die Rede. Und das ist sogar untertrieben. Zumindest das Infektionsgeschehen haben wir derzeit nicht in der Hand. In Großbritannien wird der befristete Lockdown diskutiert. Und hierzulande macht sich selbst der „überzeugte Föderalist“Markus Söder für bundeseinheitliche, strenge Maßnahmen stark.
Die Ministerpräsidenten und die Kanzlerin, auch die Parlamente, müssen neu nachdenken. Hilft eine isolierte Ausgangssperre, wenn ringsherum die Fallzahlen unkontrolliert steigen? Auf jeden Fall gilt: Die zwischenmenschlichen Kontakte – so hart es klingt – müssen weiter reduziert werden.Wenn Sperrstunden erfolgreich vor Gericht angefochten werden können, müssen Kneipen eben ganz schließen. Es darf keine Denkverbote geben. Klar ist aber auch: Das bisherige Krisenmanagement ist gescheitert.