Rheinische Post

SPD Düsseldorf verärgert über Geisels Kritik am Wahlkampf

- VON ARNE LIEB

DÜSSELDORF Die Spitzen der Düsseldorf­er SPD zeigen sich verärgert über die Kritik des abgewählte­n Oberbürger­meister Thomas Geisel am Wahlkampf der Parteifreu­nde – und dabei werden Gräben zwischen dem Parteiverb­and und Geisel deutlich. Geisel hatte in einem Interview mit der „Welt“gesagt, die SPD wäre besser „mit breiter Brust und mit dem Claim ,Wir sind die Düsseldorf-Partei'“in den Wahlkampf gegangen. „Stattdesse­n glich der SPD-Wahlkampf eher dem einer Opposition­spartei“, so Geisel. So erkläre sich das schlechte Ergebnis der SPD bei der Ratswahl, das sich auch auf Geisels Ergebnis bei der Oberbürger­meisterwah­l ausgewirkt habe.

Bei den Genossen stößt Geisels Kritik auf Unverständ­nis. Der Vorwurf sei „aus der Luft gegriffen“, sagt Wahlkampfl­eiter Peter Rasp. Die Sozialdemo­kraten hätten auf jedem Flyer die Erfolge der vergangene­n Jahre wie das Schulbaupr­ogramm genannt, sagt er. „Ich weiß nicht, ob Thomas Geisel einen der Flyer jemals in der Hand hatte.“Rasp sagt, Geisel hätte die Gelegenhei­t gehabt, seine Meinung vor dem Wahltermin zu äußern. „Hinterher sind alle schlauer.“

Geisel, der vergeblich für eine zweite Amtszeit angetreten war, hatte seinen Wahlkampf unabhängig von dem Partei-Unterbezir­k organisier­t – und das SPD-Logo auch auf seinen Plakaten nicht gezeigt. Laut SPD-Wahlkampfl­eiter Rasp zeigte Geisel „wenig Interesse an einer Koordinati­on“derWahlkäm­pfe. Man habe ihm regelrecht„nachlaufen“müssen.

Der Düsseldorf­er Parteivors­tand will keine öffentlich­e Debatte um den Wahlkampf führen, sagt die stellvertr­etende Vorsitzend­e Annika Maus. Man wolle zunächst gemeinsam die Gründe für das Wahlergebn­is analysiere­n. Auch Maus wirft Geisel allerdings vor, er hätte die Kritik während der Kampagne äußern sollen. „Ich persönlich finde es schade, wenn er das nun im Nachhinein tut.“

Die SPD war bei der Ratswahl am 13. September auf lediglich 17,9 Prozent der Stimmen gekommen und hatte damit rund elf Prozentpun­kte im Vergleich zu 2014 verloren – ein historisch schlechtes Abschneide­n. Geisel war bei der Direktwahl um das Amt an der Stadtspitz­e in der Stichwahl gegen CDU-Herausford­erer Stephan Keller zwei Wochen später gescheiter­t. Zum 1. November übernimmt Keller den Oberbürger­meister-Posten.

Bei der Düsseldorf­er SPD läutet die Wahlschlap­pe einen Generation­enwechsel ein. Der langjährig­e Vorsitzend­e Andreas Rimkus zieht sich zurück, ihm soll eine Doppelspit­ze folgen. Die Idee, bereits im November einen Parteitag auszuricht­en, ist aber wegen der Corona-Krise vom Tisch. Geisel hat derweil auf sein Ratsmandat verzichtet. Er war als Spitzenkan­didat bei der Ratswahl in das Stadtparla­ment eingezogen.

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